Velbert. Die Lateinformation von Zweitligist 1. TSZ Velbert hat einige Rückkehrer wieder vereint. Die Erfahrenste im Team spricht über die Anziehungskraft ihres Sports.
Rund ein Jahrzehnt aussetzen in einer sehr kraftraubenden Sportart, dann aber wieder einsteigen und gleich auf hohem Niveau durchstarten? Das geht durchaus. Bestes Beispiel dafür ist Sana Stüttem, Lateintänzerin in der Zweitliga-Formation des 1. TSZ Velbert. „Angefangen habe ich 1998 - das war meine erste Saison“, erinnert sich die inzwischen 45-Jährige. Die vorige Saison hat sie sich noch von der Tribüne aus angeschaut, jetzt ist sie wieder mittendrin im Geschehen und hat gleich wieder Feuer gefangen. Am Samstag (1. Februar, 18.30 Uhr) steht in Herford das zweite Saisonturnier auf dem Programm - die Velberterin wäre glücklich, wenn wieder ein Podestplatz herausspringen würde.
„Wir haben uns alle sehr über die Wertung gefreut zum Saisonstart“, sagt Sana Stüttem. In der zweiten Zweitliga-Saison nach dem Aufstieg mit dem Team von Trainer Danny Deschan glückte in Borken gleich mal Platz drei - das erste Ziel, deutlich besser abzuschneiden als mit Rang sechs wie im Endklassement des Jahres zuvor, war erreicht. Ein bisschen mehr darf es aber doch sein, oder? „Warum nicht“, sagt die erfahrene Tänzerin, die ebenso ehrgeizig ist wie ihr Trainer. Und die vor allem eine ganz besondere Geschichte vorzuweisen hat.
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Gründungsmitglied des TSZ Velbert im Jahr 1996
„Gewissermaßen bin ich ja sogar ein Gründungsmitglied von 1996“, sagt Stüttem. Sie habe seinerzeit auch noch Tanzkurse besucht beim einstigen Weltmeister-Trainer des TSZ Velbert, Jürgen Zumholte. Unter Trainerin Astrid Kallrath stieg die Lateinformation des Clubs rasch bis in den elitären Kreis der besten Teams des Landes vor. „Begonnen habe ich damals, wie viele andere ja auch, in der Landesliga 1998 - damals im gleichen Team wie mein jetziger Formationskollege Giuseppe Puccio. Zur Musik der West Side Story“, weiß Sana Stüttem noch genau, wie es seinerzeit so war, als sie die ersten Turnierschritte tat.
Es folgten einige bemerkenswerte Erfolge, u. a. jeweils dritte Plätze bei der Europameisterschaft in Litauen 2008 und der Weltmeisterschaft im Anschluss in Bremen 2009. „Das war eine tolle Zeit und ich habe immer noch sehr schöne Erinnerungen daran“, sagt Sana Stüttem. Ihre vorerst letzte Saison im TSZ Velbert absolvierte sie 2012, legte dann eine längere Pause ein. „Ich bin dann für ein Jahr wieder eingestiegen beim TTC Rot-Weiß-Silber Bochum, als es noch die Formations-Gemeinschaft Bochum/Velbert gab“, blickt sie zurück - das war 2016/17. Inzwischen Mitte 30, sportlich einige tolle Ziele erreicht - da verlagerten sich die Prioritäten hin in Richtung Privatleben, die Velberterin legte das Tanz-Outfit beiseite.
„Wenn wir Tänzer was machen, dann richtig. Und ich habe noch immer großen Spaß dabei. Der ganze Stress von früher, von wegen du musst da jetzt unbedingt hin - der ist nicht mehr da.“
Doch so ganz verliert man ja sein sportliches Faible nicht aus den Augen. „Im vorigen Jahr war ich zu Besuch beim Zweitliga-Turnier in Bochum. Da kam man dann mit einigen früheren Kollegen ins Gespräch. Wie es denn so wäre, wieder anzufangen“, so die 45-Jährige. Auch mit Danny Deschan tauschte sie sich aus - „und er hat es mir dann schon irgendwie schmackhaft gemacht.“ Wobei das nicht nur auf Sana Stüttem zutraf. Mit Volker Bösing, Alexander Stricker, Matthias Schaaf und Karolina Tamuleviciute ließen sich noch weitere „Ehemalige“ von der Idee begeistern, sich wieder intensiv mit Samba, Jive und Co. zu befassen.
„Dann kam irgendwie eins zum anderen. Ich bin zum Probetraining gegangen, habe mich vorher auch zu Hause schon ein bisschen fit gemacht. Man will ja dann doch eine gute Figur machen“, so die Tanzsportlerin. Scheint ja dann doch wie ein kleiner Virus zu sein, dem man nicht dauerhaft entziehen kann. Denn aus einem Probetraining wurde mehr, flugs waren auch die alten Hasen allesamt wieder Teil einer Formation. „Viele können sich einfach auch keinen anderen Sport vorstellen“, berichtet Stüttem.

Tanzen in der 2. Latein-Bundesliga ist Leistungssport
Klar, dass die Prioritäten inzwischen woanders liegen ab einem gewissen Alter. Da sind Beruf und Familie nun mal tonangebend. „Jetzt kann man schon auch mal zu einem Geburtstag gehen oder sonst was machen“, so die Velberterin. Zeit genug für die Trainingseinheiten bleibt dennoch, und das einst mühsam Erlernte lässt sich auch schnell wieder auffrischen. „Ist wie Fahrradfahren, das verlernst du ja nicht.“ Aus den früher drei oder vier Einheiten pro Woche sind nun - mittwochs uns sonntags - zwei geworden, „aber trotz allem sind wir ja nach wie vor Leistungssportler. Wenn wir Tänzer was machen, dann richtig. Und ich habe noch immer großen Spaß dabei. Der ganze Stress von früher, von wegen du musst da jetzt unbedingt hin - der ist nicht mehr da.“
Also bereitet sich das 1. TSZ Velbert auf den zweiten Zweitliga-Wettbewerb in Herford vor. Hat mit Danny Deschan die kleinen Schwächen vom Auftaktturnier in Borken analysiert und will versuchen, sich sogar noch in Richtung Platz zwei zu orientieren. „Wenn wir am Samstag Vierter oder Fünfter würden - das wäre mir ganz sicher nicht egal“, sagt Sana Stüttem, die als Erfahrenste im Team allemal als Vorbild für die Jüngeren der Formation dienen dürfte.
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