Essen. Über 50 Jahre trug Werner Matyssek das Wappen des TVD Velbert. Sein letztes Heimspiel wurde emotional. Er verrät eine lustige Geschichte.

Am Ende des Gespräches legt Werner Matyssek noch einmal seine Hand auf die seiner Frau: „Jetzt muss ich auch mal für sie da sein, an sie denken. Sie hat die ganzen Jahre so viel für mich gemacht und mitgeholfen, bis heute. Nun muss ich auch für sie was tun. Eine Frau wie meine, die habe ich eigentlich gar nicht verdient“, sagt Matyssek, der an diesem Samstag 67 Jahre alt wird.

Es liegen emotionale Tage hinter dem Velberter. Am vergangenen Freitag beim Heimspiel gegen den 1. FC Kleve, wurde die Fußball-Legende bei seinem Herzensverein, dem TVD Velbert, offiziell verabschiedet.

„Es war mein letztes Heimspiel. Zum 31. Dezember scheide ich aus den Ämtern aus“, sagt Matyssek, während er einen grauen Pullover mit dem Vereinswappen des TVD trägt. Er sei erst vor einer Stunde vom Platz gekommen, habe die Wäsche gewaschen. Die Nähe zum Klub, sie ist immer noch vorhanden.

„Vor dem Spiel saß ich oben im VIP-Raum und habe mir ein Bier gegönnt. Die Leute haben sich kaputtgelacht, kurz danach wusste ich auch, warum“, so Matyssek. Ein paar Minuten vor Anpfiff wurde er auf den Platz gebeten. „Teile der ersten Mannschaft, der zweiten, der dritten, der Alten Herren und des Vorstandes waren da. Die standen Spalier – für mich. Ich habe ein Poster und Geschenke bekommen. Auch die gegnerische Mannschaft und die Schiedsrichter waren eingeweiht, nur ich nicht“, so Matyssek lachend.

TVD Velbert und Werner Matyssek - das gehörte schon fast immer zusammen

Zwar steht der gebürtige Schlesier nicht gerne im Mittelpunkt, dennoch ist es eine Szene, die ganz nach seinem Geschmack ist. Denn sie zeigt die Herzlichkeit und menschliche Nähe, die Matyssek in all seinen 51 Jahren und fünf Monaten als Mitglied des TVD Velbert im Verein so sehr geschätzt hat. „Deswegen bin ich dem Klub immer treu geblieben. Es ist wie eine Familie. Ich gehe gerne zum Platz, du triffst da immer wen von den alten Jungs. Ich hoffe, dass der TVD so bleibt“, sagt er.

Werner Matyssek: 51 Jahre und 5 Monate war er Mitglied beim TVD Velbert. Zahlreiche Funktionen hatte er inne. Nun wird er zum Ende des Jahres alle Ämter abgeben.
Über ein halbes Jahrhundert lang war Werner Matyssek beim TVD Velbert aktiv. Nun zieht er sich zurück. © FUNKE Foto Services | Stefan Rittershaus

Fußballabteilungsleiter, Aufstiegstrainer mit der zweiten Mannschaft, Jugendleiter, es gibt kaum ein Amt, welches er beim TVD Velbert nicht innehatte. Alles begann einst auf einem Bolzplatz ganz in der Nähe der Anlage des TVD Velbert. Matyssek war gerade erst mit seinen Eltern aus Oberschlesien, wo er Landesauswahl und der Jugend des Erstligisten Oder Oppeln bereits sein fußballerisches Talent bewiesen hatte, nach Velbert ausgesiedelt, wohnte an der Von-Humboldt-Straße 10 im Hochhaus, und spielte mit Freunden.

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„Das waren Jungs vom TVD aus der B- und der A-Jugend. Und die haben mich dann mal mitgenommen. Und ich sag mal so: Ich war kein Schlechter“, so Matyssek. Schnell etablierte er sich beim Velberter Klub, überzeugte als Spielmacher mit der Nummer sieben auf dem Rücken in der A-Jugend, obwohl er vom Alter her noch B-Junior war. Auch der Sprung in die erste Mannschaft, die damals in der Bezirksliga spielte, gelang fix. „Damals musste man noch vorher zum Arzt, um sich eine Bescheinigung abzuholen, dass man bei den Männern mitspielen darf“, erinnert er sich schmunzelnd.

An ein Spiel wird sich Matyssek immer erinnern

Später, mit 30 Jahren wurde Matyssek dann Berufssoldat. „Da war ich manchmal auch im Ausland, an den Wochenenden aber trotzdem immer hier. Ich habe dann bei den Alten Herren oder der Zweiten Mannschaft ausgeholfen. Und ist 37 Jahren auch noch einmal bei der ersten, die damals gegen den Abstieg spielte“, sagt Matyssek, der auch als Schiedsrichter viele Erfahrungen sammelte, bis zur Bezirksliga selbst pfiff und in der Landesliga Linienrichter war.

Genau dies führte auch zu einer der wohl kuriosesten Geschichten seiner Karriere: Als er 2019 das Niederrheinpokalspiel der SSVg Velbert gegen den VfB Hilden als Zuschauer sah, verletzte sich der Schiedsrichter. SSVg-Vorsitzender Oliver Kuhn suchte händeringend nach einem Unparteiischen auf der Tribüne, sein Team führte zur Pause mit 2:0, ohne Schiedsrichter hätte die Partie abgebrochen und wiederholt werden müssen – und wurde bei Matyssek fündig.

Auch als Schiedsrichter machte Werner Matyssek in all seinen Jahren viele Erfahrungen
Auch als Schiedsrichter machte Werner Matyssek in all seinen Jahren viele Erfahrungen © Ringel/Blende | Ringel

„Die haben mich dann in ein Trikot gesteckt, welches zwei Nummern zu klein war. Olli Kuhn sagte mir, er bezahlt mich auch, ich antwortete, das könne er sich gar nicht leisten“, erinnert sich Matyssek und lacht erneut. Am Ende lehnte er das angebotene Geld aber ab: „Ich sagte ihm: Lass stecken, gib mir ein Weizen aus und gut ist die Sache.“

Als es um den TVD Velbert schwer stand, blieb Werner Matyssek

Das alles ist Vergangenheit, aber eine schöne. Eigentlich wollte er schon am Ende der vergangenen Saison aufhören. Doch dann kam ihm das Chaos im Klub in die Quere. Nach den überraschenden Rücktritten von Präsident André Grimmert und dem Sportlichen Leiter Michael Kirschner wollte nicht auch noch Matyssek den TVD verlassen. „Das ging dann einfach nicht, das konnte ich nicht machen“, sagt Matyssek. Zu groß wäre das Vakuum im Verein gewesen.

Die Zeit im Juli wird er daher auch niemals vergessen. „Ich habe damals meinen Urlaub rund um den TVD geplant, ihn extra in die spielfreie Zeit gelegt. Und dann platzte die Bombe. Ich kam am 29. Juli aus Gran Canaria wieder, um 5 Uhr morgens. An dem Tag musste die Entscheidung fallen, ob wir weiter in der Oberliga spielen können. Ich bin gar nicht mehr schlafen gegangen und habe dann ein paar Stunden später mit Nicole Schmitz-Behrend telefoniert. Sie sagte mir, wir haben nun 22 Spieler sicher und können ein Team melden.“

Ein bisschen Spaß muss sein: Werner Matyssek verbringt den Rosenmontagszug in Velbert gerne mit alten Wegbegleitern.
Ein bisschen Spaß muss sein: Werner Matyssek verbringt den Rosenmontagszug in Velbert gerne mit alten Wegbegleitern. © WAZ FotoPool

Heute, sagt er, sei der Fußball ein dreckiges Geschäft geworden. Jeder könne ja machen, was er wolle. Es käme aber immer auf die Art und Weise an. Ein wenig Befremden empfindet er schon dabei, ein wenig Distanz hat er bereits aufgebaut, konzentrieren möchte er sich aber weiterhin auf die positiven Sachen. Denn der Fußball – und ganz besonders der TVD Velbert werden mit Sicherheit auch in Zukunft ein Teil des Lebens von Werner Matyssek bleiben. Ganz ohne geht eben doch nicht. Matyssek: „Auf gar keinen Fall, ich bin ja nicht aus der Welt.“

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