Velbert. Vorstandsbeben beim TVD Velbert. Der Klub steht vor dem Rückzug seiner Mannschaft aus der Oberliga. Ausverkauf hat begonnen, das sind die Gründe.
- Sportliche Führung des TVD Velbert verkündet Rücktritt zum 30. Juni
- Rückzug der Mannschaft aus der Oberliga ist eine Option
- Ausverkauf der Spieler hat bereits begonnen
Es waberten schon einige Stunden vorher erste Gerüchte durch die Velberter Fußballszene, dass der TVD Velbert in der nächsten Saison keine Mannschaft in der Oberliga stellen würde, doch daran wollte kaum jemand glauben, bis die Bombe am Mittwochmorgen platzte.
Um 10.26 Uhr verschickten der Sportliche Leiter Michael Kirschner und der 1. Vorsitzende Andre Grimmert eine Pressemitteilung, in der sie ihren gemeinsamen Rücktritt von ihren Ämtern zum 30. Juni ankündigten. „Wir haben in den letzten Wochen gemerkt, dass der Zeitaufwand für die sehr vielen administrativen Aufgaben immer größer wurde und diese Arbeit einfach deutlich mehr Personen in der Fußballabteilung benötigt, um alles vernünftig abzuwickeln. Dies ist so in Zukunft nicht mehr zu schaffen“, begründeten sie ihre Entscheidung.
In sechs Jahren von der Bezirks- bis in die Oberliga
„Wir haben in den letzten sechseinhalb Jahren eine unfassbar tolle und erfolgreiche Zeit von der Bezirks- bis zur Oberliga gemeinsam geplant und mitgemacht, tolle Menschen kennengelernt, viel gefeiert und für den TVD Velbert immer alles gegeben. Oft auch über den normalen Zeitaufwand hinaus und das auch aus Überzeugung, weil man einfach riesig Spaß hatte und immer gerne für die Grün-Weißen Farben da war“, teilten sie mit.
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Doch damit ist für die beiden bald Schluss. „Es ist brutal schwer, mit zwei Mann alles zu regeln, was mit einer Mannschaft in der Oberliga zu tun ist“, stellt Grimmert klar. „Auch wenn Michael der tollste Kümmerer der Liga ist, bin ich aus beruflichen Gründen an meine zeitlichen Grenzen gestoßen. Der Verein hat ja nicht nur die Oberligamannschaft, sondern auch noch andere Abteilungen“, erklärt der Unternehmer, der mehrere Firmen leitet. „Ich arbeite täglich zwölf Stunden und auch samstags, ich bin einfach ausgebrannt“, hat er festgestellt.
Nur sieben Punkte holte Velbert in der vergangenen Rückrunde
Dass die schwache Rückrunde, aus der die Dalbecksbäumer nur sieben Punkte holten, ihm auch ein wenig die Lust genommen hat, ist nicht auszuschließen. „Es belastet natürlich zusätzlich, wenn du jeden Sonntag auf die Fresse bekommst, das waren wir so ja auch nicht gewohnt. Natürlich hatten wir enormes Verletzungspech, aber bei einer Ausbeute von nur sieben Punkten aus der zweiten Halbserie fehlt es dann auch am Einsatzwillen und der Qualität“, findet er.
„Trotzdem war es eine tolle Truppe, gute Jungs, deshalb ist es auch traurig. Aber ich bin jetzt 56 Jahre alt und frage mich, ob ich noch jeden Sonntag auf dem Fußballplatz stehen muss. Michael, Werner Matyssek als Leiter der Fußballabteilung und ich haben das immer mit viel Herzblut gemacht und einen Riesenaufwand betrieben, deshalb ist jetzt auch viel Wehmut dabei“, gibt Grimmert zu.
Zuschauerinteresse war zuletzt oft sehr gering
„Aber wir müssen uns auch fragen, wo wollen wir hin. In die Regionalliga aufsteigen können wir nicht, das ist schon finanziell nicht zu bewältigen. Und neben der fehlenden nötigen Manpower in den eigenen Reihen zur Unterstützung sind auch unsere Zuschauerzahlen nicht gut“, merkt er an. Und wenn dann an einem Samstagnachmittag das Spiel gegen den SC St. Tönis nur geschätzte 50 Zuschauer sehen wollen, vermittelt das eine trostlose Atmosphäre und weckt möglicherweise auch Zweifel bei den Menschen, die den Oberligafußball für den TVD ermöglichen.
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Vor möglicherweise zukünftig neuen beruflichen Herausforderungen steht auch Michael Kirschner. „Das Unternehmen, bei dem ich beschäftigt bin, wird demnächst fusionieren, und da weiß ich momentan nicht, welche Veränderungen da auf mich zukommen“, erläutert der Sportliche Leiter. „Es war zuletzt einfach viel zu viel, ich bin komplett ausgebrannt“, hat auch er festgestellt.
TVD Velbert hat bis zum 10. Juli Zeit
Aber wie geht es jetzt weiter beim TVD? „Wir werden alles noch seriös abwickeln und übergeben“, kündigt Grimmert an. „Wir werden uns mit dem Abteilungsvorstand zusammensetzen und alles besprechen“, so der Vereinschef. Ob dann keine TVD-Mannschaft für die nächste Saison gemeldet werden wird, das will und wird er nicht mehr entscheiden. „Bislang gibt es nur zwei Rücktritte. Die dann Verantwortlichen haben bis zum 10. Juli Zeit, eine Mannschaft zu melden. Wenn das nicht passiert, ist der TVD der erste Absteiger“, erklärt Kirschner.
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Sollte der Verein dann feststellen, dass er in der Spielzeit 2025/26 auch kein Landesligateam stellen kann, wäre die Alternative die Einordnung in die Kreisliga A. Der aktuellen Mannschaft wurde am Dienstag die Situation erklärt und die Akteure offiziell verabschiedet. „Alle Spieler können ablösefrei gehen, davon haben einige schon Gebrauch gemacht und da werden auch weitere folgen“, weiß der Sportliche Leiter. „Wir waren vom Verletzungspech gebeutelt, aber wir hatten gute Spieler, die auch begehrt sind. Und wenn sie wollen, unterstütze ich die Jungs auch“, betont Kirschner. Der Ausverkauf hat längst begonnen, denn dass die Velberter in der kommenden Saison ein Team in der Oberliga stellen können, erscheint äußerst unwahrscheinlich.
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