Velbert. Kajetan Skotnicki verlor einen Arm. Viele sagten, er könne nie wieder Fußball spielen – er machte weiter. Auf dem Platz ist das aber nicht immer einfach.

  • Kajetan Skotnicki vom Velberter A-Ligisten Sportfreunde Siepen verlor bei einem Arbeitsunfall 2016 seinen linken Arm. Er spielte dennoch weiter Fußball im regulären Betrieb.
  • Der ehemalige U19-Bundesligaspieler vom MSV Duisburg spielt daneben auch als Torwart bei Fortuna Düsseldorf in der Bundesliga und in der Nationalmannschaft im Amputierten-Fußball.
  • Auf dem Platz muss er sich oft Beleidigungen und Diskrimierungen anhören, die ihm zusetzen. Er appelliert ans Fairplay und auch an die Schiedsrichter, bei sowas zu handeln.

Auf dem Fußballplatz fällt Kajetan Skotnicki sofort auf. Zum einen, weil der 35-Jährige im Trikot des Velberter A-Ligisten Sportfreunde Siepen seine Abwehrarbeit gut verrichtet, vor allem aber wegen einer anderen Sache: denn Skotnicki hat nur einen Arm.

„Ich war Pyrotechniker. Bei einem Aufbau ist eine Bombe unkontrolliert hochgegangen“, erzählt Kajetan Skotnicki von seinem Arbeitsunfall im Jahr 2016, den er nur mit Glück überlebte. Sofort wurde der Rettungshubschrauber gerufen, Skotnicki wurde notoperiert. Nach dem Erwachen aus der Narkose dann der Schock. Sein linker Arm musste amputiert werden.

Zum Zeitpunkt des Unfalls spielte Kajetan Skotnicki in Essen Fußball

Ein Unfall, der sein Leben veränderte. „Am meisten geholfen haben mir damals meine Familie, meine Freunde und meine Freundin. Das braucht man auch in so einer Phase“, betont der heute 35-Jährige. Er sei nach dem Unfall in ein großes Loch gefallen, deshalb habe er auch psychologische Betreuung in Anspruch genommen.

Damals spielte Skotnicki beim Heisinger SV, sein Trainer und Freund Sascha Behnke organisierte ein Spendenkonto. Sogar ein Bundesligaspieler spendete. Später gab es auf der Sportanlage des SC Velbert, Skotnickis vorherigem Verein (er spielte auch schon in der U19-Bundesliga für den MSV Duisburg, für den SV Union Velbert und später für den ESC Rellinghausen II, den SC Velbert III, den SV Union Velbert III und nun seit der Saison 2022/2023 für die Sportfreunde Siepen), auch ein Benefizspiel zwischen der SSVg Velbert und Skotnickis Freunden. Mit dem Erlös sollten Skotnickis medizinische Kosten bezahlt werden.

Er selbst stand da – nur drei Monate nach dem tragischen Unfall – schon wieder selbst als Spielertrainer auf dem Feld. Der Gedanke an die Rückkehr auf dem Fußballplatz gab ihm Kraft in der schweren Zeit. „Fußball ist zwar mein Hobby, aber irgendwie auch einfach mein Leben. Und das wird wohl auch immer so bleiben“, sagt Skotnicki, der in Velbert auch ein Wollgeschäft betreibt, heute.

Im Amputiertenfußball trägt der Velberter das Trikot Deutschlands

Und bei aller Tragik, der schlimme Unfall öffnete ihm sogar auch neue Wege: Mittlerweile trägt Skotnicki neben dem Trikot der Sportfreunde Siepen auch das von Fortuna Düsseldorf und der deutschen Nationalmannschaft – im Amputiertenfußball, in dem es auch eine Bundesliga gibt. Skotnicki ist hier Torwart, sonst hätte er einen Vorteil. Auf dem Feld dürfen nämlich nur Menschen mit einer Beinamputation und einer Fehlbildung spielen – mit Krücken.

KAjetan Skotnicki (hinten rechts) spielte einst für den Heisinger SV in Essen Fußball.
KAjetan Skotnicki (hinten rechts) spielte einst für den Heisinger SV in Essen Fußball. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

„Wichtig ist, dass man immer sein Ding macht, das einem Spaß macht, und nie aufgibt. Viele haben mir gesagt, dass ich nie wieder Fußball spielen kann und trotzdem stehe ich hier“, appelliert Skotnicki.

Zuletzt häuften sich Beleidigungen

Der 35-Jährige versprüht enorm viel Lebensmut und gute Laune. Nur eine Sache sorgte zuletzt immer mal wieder für Frust: Beleidigungen auf dem Fußballplatz. Diese hätten sich in letzter Zeit gehäuft, sagt der Fußballer, der deshalb sogar mit dem Gedanken spielte, aufzuhören.

„Aber gerade in letzter Zeit gab es immer wieder Beleidigungen von Gegenspielern in meine Richtung. ,Lass dir mal einen Arm wachsen‘ oder ,Du einarmiger Bandit‘ waren welche davon.“

Kajetan Skotnicki

Doch dazu kam es nicht, denn für ihn ist der Sport mehr als nur ein Hobby. „Viele haben mich dafür bewundert, dass ich trotzdem ganz normal Fußball gespielt habe. Aber gerade in letzter Zeit gab es immer wieder Beleidigungen von Gegenspielern in meine Richtung. ,Lass dir mal einen Arm wachsen‘ oder ,Du einarmiger Bandit‘ waren welche davon.“

Er fährt fort, dass Emotionen im Sport natürlich dazugehören, dass er selbst auch ein sehr emotionaler Mensch ist. Beleidigende Sprüche gehen aber definitiv zu weit. „Ich habe immer gedacht, dass ich stärker bin. Aber wenn so etwas passiert, macht mich das sehr traurig. Alle appellieren immer an Fairplay und dann passiert so etwas.“

Es sei auch schon vorgekommen, dass Schiedsrichter die Sprüche zwar gehört, aber nicht geahndet hätten: „Die sagen dann, sie hätten die Beleidigung gehört, wüssten aber nicht genau, wer das gesagt hat. Da sollte man als Schiedsrichter vielleicht auch anders reagieren. Denn so tut man nicht viel für den Fair-Play-Gedanken“, so Skotnicki.

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