Velbert. 101 Spiele machte er in der Regionalliga. Ein Tor gegen RWE machte ihn in Wuppertal zum Publikumsliebling. Nun trifft er in Velbert – wie er will.
Diese Bilanz von Jean-Louis Tavarez ist wirklich beeindruckend. Mit 52-Jahren sorgt der ehemalige Regionalliga-Spieler noch immer für Furore in der Velberter Kreisliga. Für die zweite Mannschaft von Stella Azzurra wurde er am vergangenen Sonntag beim 6:1-Derbysieg über den TVD Velbert III zum Matchwinner. Eingewechselt zur zweiten Hälfte beim Stand von 1:0 für Tabellenführer Stella, entschied er die Partie gegen den TVD mit einem ganz schnellen Hattrick. In der 74. Minute traf Tavarez zum 3:0, in der 82. Minute legte er vom Elfmeterpunkt das 5:0 nach und in der 85. Minute machte er den Hattrick perfekt.
Insgesamt steht der Velberter nun bei 18 Saisontoren, genauso wie sein Teamkollege Marcel-Rene Kurzaj und Niklas Treder vom FC Mettmann 08 IV. Dies bedeutet Rang zwei. Besser getroffen haben in der Liga bisher lediglich Can Karabulut vom FC Langenberg, der beim 15:0-Kantersieg am Wochenende über den FC Rot-Weiß Heiligenhaus gleich fünf Tore erzielte, sowie Baran Sezgün vom TSV Engizek Neviges III, der beim 4:4 gegen den SC Viktoria Rott III doppelt traf.
Insgesamt acht Jahre seiner Karriere verbrachte Jean-Louis Tavarez beim Wuppertaler SV. Dort absolvierte er insgesamt 104 Spiele in der Oberliga, 101 Partien in der Regionalliga und einmal lief er sogar in der 3. Liga auf – dies war auch sein letzter Einsatz für den WSV. Jetzt spielt der 52-Jährige, der auch zehn Länderspieleinsätze für den Senegal in seiner Vita stehen hat, in der Kreisliga C für Stella Azzurra Velbert II.
Im Interview spricht der 52-Jährige unter anderem über seinen schönsten Karriere-Moment, sein Tor gegen Roman Weidenfeller, warum er für Stella auf Torejagd geht und erzählt von seinem vermeintlichen Wechsel zu Borussia Mönchengladbach.
Velberter Jean-Louis Tavarez wurde beim Wuppertaler SV zum Matchwinner
Jean-Louis Tavarez, insgesamt 101 Einsätze in der Regionalliga, einer in Liga 3, was war Ihr schönster Moment in der Karriere?
Das war in der Saison 2003/04. Wir hatten mit Wuppertal in der Regionalliga ein Heimspiel gegen Rot-Weiss Essen und ich wusste vorher nicht, wie brisant das Duell zwischen diesen beiden Vereinen ist. Beim Aufwärmen habe ich dann gemerkt, dass es heute richtig zur Sache geht. Es war einfach ein unglaublich wichtiges Spiel für die ganze Stadt, das wir am Ende mit 2:0 gewonnen haben. Und dann habe ich auch noch selbst ein Tor geschossen und bin von da an ein bisschen zum Publikumsliebling geworden (lacht).
Welcher ihrer Mitspieler war denn der beste, mit dem Sie je zusammengespielt haben?
Das war wahrscheinlich Jacques Goumai. Wir haben zusammen beim WSV in der Regionalliga gespielt. Er kam damals aus der zweiten Liga vom FC St. Pauli und war auch ein sehr guter Torjäger und zudem togoischer Nationalspieler. Mit ihm habe ich mich auf und neben dem Platz sehr gut verstanden.
Was waren denn die größten Gegner und Namen gegen die Sie in ihrer Karriere gespielt hast?
Wir haben damals mal gegen Bayer Leverkusen gespielt. Da waren unter anderem Dimitar Berbatov, der später zu Manchester United gewechselt ist, und Rene Adler dabei. Den konnte ich leider nicht überwinden (lacht). Aber gegen Roman Weidenfeller habe ich im Signal Iduna Park mal ein Tor geschossen. Wir haben damals mit dem WSV gegen die zweite Mannschaft von Dortmund gespielt und die hatten einige Profis runtergeschickt. Unter anderem war auch David Odonkor dabei. Das waren auf jeden Fall zwei Spiele, in denen ich gegen einige gute Spieler gespielt habe.
Gab es auch einen Trainer, der Sie als Spieler am meisten geprägt hat?
Ja, Georg Kreß hat mich am meisten geprägt. Wir waren, glaube ich, fast zwei Jahre zusammen in Wuppertal. Er hat mir damals immer gesagt, wenn ich auf den Platz gegangen bin, dass er nur meine Zähne sehen will und ich auf der Zehn meine Freiheiten habe. Sprich – ich sollte viel lachen, weil er immer gesagt hat, wenn ich Spaß habe, dann spiele ich auch gut. Dieses Vertrauen, das er mir damals geschenkt hat, hat mich sehr geprägt.
Mit 52 Jahren gehen Sie immer noch auf Torejagd, und das in der Velberter Kreisliga C. Wie kam es zu der Entscheidung, für Stella Azzurra II aufzulaufen? Ihr letztes Spiel war ja in der Saison 2018/19.
Es ist so, dass ich Probleme mit meinem Knie habe. Deshalb hatte ich dem Fußball eigentlich den Rücken gekehrt. Dann hat mich der Kapitän von Stella Azzurra II, Marcel Kurzaj, mal mitgenommen. Und da hat es mir direkt gefallen, denn die Jungs dort in der Mannschaft und die Trainer sind einfach super. Deshalb bin ich jetzt da. Ich komme aber nur am Sonntag und spiele in der zweiten Halbzeit, wenn nichts mehr geht (lacht). Mehr lässt das Knie nicht zu.
Und zu guter Letzt – gab es in Ihrer Karriere auch schwierige Momente oder waren Sie mit allem zufrieden?
Es gibt einen Moment, der damals sehr kurios war, nämlich mein Wechsel aus dem Senegal nach Deutschland. Ich hatte damals einen Vertrag bei Mönchengladbach-Rheydt in der Oberliga bekommen. Als ich dort ankam, war ich sehr überrascht, weil ich dachte, der Vertrag wäre von Borussia Mönchengladbach. Eigentlich wollte ich wieder nach Hause, aber meine Mutter hat nein gesagt. Sie ist ein sehr gläubiger Mensch und hat gesagt, was Gott dir gibt, musst du annehmen. Ich hatte damals kleine Probleme damit, aber so bin ich geblieben.
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