Essen. Einst war Emre Ayan eines der Top-Talente Essens, scheiterte mit dem ETB nur knapp am Bundesliga-Aufstieg. Der Profifußball war nah – mehrmals.
- Emre Ayan wollte sich nach einer schweren Verletzung und enttäuschten Träumen vom Fußball abwenden und begann eine Ausbildung, lehnte aber Angebote von anderen Fußballvereinen ab.
- Nach gescheiterten Versuchen, in der Türkei bei verschiedenen Profiklubs Fuß zu fassen, kehrte er enttäuscht nach Deutschland zurück und verletzte sich schwer beim SC Velbert.
- Mittlerweile spielt er wieder Fußball in der Kreisliga A, wo er mit 14 Toren erfolgreich ist und die Freude am Sport wiedergefunden hat, obwohl er selbst überrascht ist, nun auf diesem Niveau zu spielen.
Er wollte einfach nur weg vom Fußball, Abstand gewinnen von dem Sport, den er treibt, seit er ein Kind ist und der für ihn mit so vielen Hoffnungen, aber eben auch enttäuschten Träumen verbunden war.
„Ich habe meine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann begonnen und wollte mich vom Fußball fernhalten. Mich haben etliche Klubs angeschrieben, ich habe aber allen abgesagt und ihnen gesagt, dass ich nicht kann und nicht mehr mit dem Fußball anfangen will“, erinnert sich Emre Ayan an den Frühling dieses Jahres.
Gerade hatte sich der 21-jährige Essener dazu entschlossen, den SC Velbert zu verlassen. Zu sehr schmerzte es, dass er nach einem Wadenbeinbruch – der ersten schweren Verletzung in der noch jungen Karriere Ayans – nicht mehr wirklich Fuß fasste beim Landesligisten.
„Ich habe alles gegeben, es lief aber nicht wie geplant. Deswegen habe ich die Lust am Fußball noch mehr verloren. Gefühlt war ich doch vor zwei Jahren noch kurz davor, Profi zu werden und dann ging es immer weiter bergab“, so Ayan.
In der Jugend des ETB SW Essen war Emre Ayan Leistungsträger
Bei einem Blick in seine Vita ist von Profi-Vereinen allerdings nichts zu sehen – Ayans Traum, im Profifußball zu spielen, ist geplatzt. Er erklärt: „Ich wurde häufig angerufen oder bekam WhatsApp-Nachrichten. Ich hatte als U19-Akteur des ETB SW Essen Angebote aus der Oberliga und mich kontaktierte ein Berater aus Georgien. Aber mein erster Gedanke war es, in die Türkei zu wechseln“, sagt Ayan.
Nachdem er nach einem Niederrheinliga-Spiel in Essen angesprochen wurde, setzte sich der damals 18-Jährige ins Flugzeug. Sein Ziel: der Bodrumspor FK, ein damaliger Zweitligist aus der Westtürkei, der mittlerweile in die erste Liga aufgestiegen ist.
„Ich habe da mit mehreren anderen ein Probetraining absolviert. Mir wurde gesagt, dass sie mich haben wollen. Ich wollte die Saison mit der U19 des ETB aber erst noch zu Ende spielen, sie nicht im Stich lassen. Es waren ja nur noch fünf Monate. Bodrumspor stimmte zu und wollte mich in jedem Spiel beobachten.“
Oberliga-Fußball beim ETB SW Essen statt Profifußball in der Türkei
Er bekam eine weitere Chance, verzichtete für das Probetraining bei der U19 des Erstligisten Gaziantep FK sogar auf das Relegations-Rückspiel um den Aufstieg in die Bundesliga mit dem ETB. Eine falsche Entscheidung. Denn Bodrumspor zog das Angebot zurück, als der Klub mitbekam, dass Ayan sich bei Gaziantep vorstellte. Und dort wurde es auch nichts. „Mir wurde plötzlich gesagt, ich sei doch zu alt, um in der A-Jugend zu spielen. Der Berater vor Ort meinte aber, er will mich woanders in der Türkei unterbringen. Also bin ich nach dem Entscheidungsspiel mit dem ETB ein drittes Mal hingeflogen, diesmal zur ersten Mannschaft des heutigen Drittligisten Tuzlaspor.“
Dreieinhalb Wochen trainierte Ayan mit. Der Klub wollte ihn verpflichten, das Niveau passte. Nur eine Sache stimmte nicht: das Gefühl. Ayan: „Es kam mir alles etwas unseriös vor.“ Er flog zurück nach Deutschland, wo er für den ETB zehnmal in der Oberliga spielte, bevor er zum SC Velbert wechselte und sich dann schwer verletzte - der Tiefpunkt.
In dieser Saison hat Ayan schon 15 Tore in der Kreisliga A erzielt
Mittlerweile trägt Ayan seine Fußballschuhe wieder. In der Kreisliga A spielt er für den Bezirksliga-Absteiger SC Türkiyemspor und ist mit 15 Toren Top-Torjäger der Liga. Der Kontakt kam über seinen Onkel zustande, der einst selbst beim Klub spielte und Ayan nun in jeder Partie vom Spielfeldrand anfeuert.
„Nun habe ich wieder Freude und Spaß am Fußball. Meine Mannschaft unterstützt mich sehr gut. Ich muss nicht immer nur den Fuß hinhalten, in den meisten Fällen aber schon. Aber wenn mir jemand vor zwei Jahren gesagt hätte, dass ich jetzt in der Kreisliga A spiele – ich hätte ihn nur belächelt.“
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