Velbert. Türkgücü Velbert peilt den Aufstieg an. Trainer Ibrahim Cöl verfolgt dabei einen klaren Plan. Und der spiegelt sich gleich in zwei Tabellen wider
Wer Ömür Öney, den Sportlichen Leiter von Türkgücü Velbert, nach dem Ziel des Klubs für diese Saison fragt, bekommt eine klare und unmissverständliche Antwort. „Wir wollen aufsteigen“, stellt der Funktionär klar und schiebt nach: „Türkgücü will immer aufsteigen.“
Mehrfach hat der Verein dieses Ziel in den letzten Jahren in Angriff genommen, ist aber meist schon früh gescheitert. Diesmal erscheint die Zielsetzung aber realistischer, denn zwei Spieltage vor dem Ende der Hinrunde belegen die Velberter Platz zwei in der Tabelle der Kreisliga A, nur einen Punkt getrennt vom Spitzenreiter, der U23 des Ortsnachbarn SSVg 02.
Was läuft aktuell denn so viel besser als in den Jahren zuvor? „Wenn man aufsteigen will, dann muss alles passen“, weiß auch Öney und gibt zu: „Wir haben in der jüngeren Vergangenheit nicht immer alles richtig gemacht. Wichtig ist es, Kontinuität reinzubekommen“, betont er.
Unter Ibrahim Cöl entwickelt Türkgücü Velbert die benötigte Kontinuität
Genau diese Kontinuität, insbesondere auf der wichtigen Trainerposition, hatte gefehlt. Damit verbunden war dann auch eine hohe Fluktuation im Kader, die eine stetige Weiterentwicklung deutlich erschwert bzw. sogar verhindert hat.
Anders wurde es dann, als sich der Verein vor einem Jahr von Trainer Denis Clausen trennte und Ibrahim Cöl als Nachfolger verpflichtete. Der brachte mit Günther Dembski seinen Co-Trainer selbst mit und Öney, der als Assistent erst kurz zuvor zur Unterstützung von Clausen gekommen war, übernahm die Position des Sportlichen Leiters.
„Das war für mich wie maßgeschneidert, denn aufgrund meines Schichtdienstes kann ich nicht bei jeder Trainingseinheit dabei sein“, sagte der ehemalige Co-Trainer des Langenberger SV und von TVD Velbert über seine neue Aufgabe. „Wir haben seitdem sehr gut zusammengearbeitet, Vorstand, Trainerteam, Sportliche Leitung und Mannschaft“, berichtet er.
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Der Coach, der bereits viele Jahre auch in der Bezirksliga gearbeitet hat, ist dabei ein wichtiger Baustein des Erfolgs. „Er arbeitet sehr diszipliniert, ist immer mindestens eine halbe Stunde vor dem Training da, um die Einheit gewissenhaft vorzubereiten, und hat auch selbst Spieler mitgebracht, die uns weiterhelfen“, verrät der Sportliche Leiter.
Neuzugänge erweisen sich schnell als Verstärkungen
So kamen durch ihn Torhüter Christian Binder und Defensivakteur Vulnet Mustafoski zu Türkgücü, wo sie sich gleich als wichtige Stammkräfte erwiesen. „Ibo setzt vor allem auf die so genannten deutschen Tugenden und ist sehr gerecht. Wenn jemand nicht regelmäßig trainiert, spielt eben ein anderer. Und sein Co-Trainer ist schon etwas älter, da haben die Spieler viel Respekt“, erläutert Öney.
Wichtig ist ihm, dass das Team sich auch in der Fairnesstabelle deutlich verbessert hat und dort einen guten sechsten Platz belegt. „Bei der Kaderzusammenstellung haben wir auch immer besonders auf den Charakter der Spieler geachtet. Und wenn sich einer als fauler Apfel entpuppt, dann trennen wir uns auch sofort von ihm, bevor er die ganze Kiste ansteckt“, erklärt der Funktionär.
Und dann hat Türkgücü ja auch noch Osman Aktas, den Torschützenkönig der Liga, in seinen Reihen. Der 29-Jährige hat bereits in der letzten Saison 35 Tore erzielt, aber diese Marke scheint er in dieser Spielzeit sogar noch überbieten zu wollen, denn in 15 Partien hat er bereits wieder 22-mal getroffen. Mit dieser Quote macht Aktas natürlich auch andere Vereine auf sich aufmerksam. Da stellt sich natürlich die Frage nach seinen Ambitionen, vielleicht doch noch einmal höherklassig auf Torejagd zu gehen.
Torjäger Osman Aktas will seine Erfahrung mit jungen Spielern teilen
„Natürlich hätte ich Interesse, weiter oben zu spielen, doch das ist aus beruflichen Gründen nicht machbar. Ich bin als Anlagenführer bei einem Industrieunternehmen in Langenberg im Schichtdienst tätig, da würde ich regelmäßig eine Woche im Training fehlen. Das würde mit Türkgücü in der Bezirksliga, wenn wir aufsteigen sollten, noch funktionieren, das Trainerteam würde das akzeptieren, höher aber geht das auf keinen Fall“, beurteilt er seine Situation realistisch.
Wie kommt aber seine hohe Torquote zustande? „Ich hatte immer schon einen Torriecher und weiß, wo das Tor steht, aber wir haben tolle Spieler und gute Spielzüge. Oft muss ich den Ball nur aus kurzer Distanz einschieben“, gibt er sich bescheiden.
Seine Rolle im Team gefällt ihm. „Ich bin stellvertretender Kapitän und möchte mit meiner Erfahrung auch den jüngeren Spielern helfen und Tipps geben. Und die Spieler hören auch zu und gehen dann darauf ein“, hat Ates festgestellt. Bislang hat sein Team erst eine Niederlage kassiert und zweimal Unentschieden gespielt. Im Aufstiegskampf sieht er Türkgücü in der Favoritenrolle. „Wir haben gegen die U23 der SSVg 3:0 gewonnen und waren die deutlich bessere Mannschaft“, begründet er seinen Optimismus.
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