Velbert. Nur eine Niederlage, aber schon acht Unentschieden für den TVD Velbert: Trainer Jens Grembowietz vermisst bei seinem Team die positive Arroganz.
Nach 14 absolvierten Oberliga-Spieltagen hat der TVD Velbert erst ein einziges Mal verloren und das gleich am ersten Spieltag im Kreisderby bei Ratingen 04/19. Unter den dann folgenden 13 Begegnungen ohne Niederlagen finden sich aber gleich acht Unentschieden. Zu viele, finden der Sportliche Leiter Michael Kirschner und Trainer Jens Grembowietz. Beide erkennen ein Muster.
Oft waren die Dalbecksbäumer die bessere Mannschaft und gingen in Führung, kassierten aber dann in der Schlussphase noch Gegentreffer, die zum Verlust von jeweils zwei Punkten führten. „Das fing schon in Ratingen an“, hat der Coach festgestellt. Damals sogar verbunden mit der einzigen Niederlage.
Nach dem Führungstreffer in der Anfangsphase von Denzel Oteng Adjei glichen die Gastgeber zu Beginn der zweiten Halbzeit aus, Nach einer Roten Karte für die Ratinger erzielte Dario Schumacher in Überzahl das 2:1. In der Folge riss im Spiel der Velberter aber der Faden und die Platzherren glichen nicht nur aus, sondern legten sogar noch den Siegtreffer nach.
TVD Velbert hat schon sechsmal eine Führung verspielt
„Wir haben schon elfmal geführt, den Vorsprung aber nur fünfmal dann auch mit einem Sieg über die Zeit gebracht“, hat Grembowietz festgestellt. „Nach der Führung haben wir aufgehört Fußball zu spielen“, hat dann Kirschner oft berichtet. Der Trainer stellt klar, woran es seiner Meinung nach auf keinen Fall liegt. „Die Mannschaft ist nicht unfit, schließlich haben wir auch schon sechsmal einen Rückstand aufgeholt. Auch fehlendes Engagement oder fehlende Konzentration kann man ihr nicht vorwerfen“, betont er.
Grembowietz zitiert einen Satz von Jürgen Klopp, der gesagt hat: „Die Lust zu gewinnen, muss größer sein, als die Angst zu verlieren.“ Das hat er für sein Team etwas abgewandelt. „Bei uns ist es nicht die Angst zu verlieren, sondern eher die Angst, nicht zu gewinnen“, glaubt er.
„Wir haben nach der Führung wohl das Gefühl, dass wir etwas zu verlieren haben und konzentrieren uns dann darauf, das zu verteidigen“, verrät er seine Einschätzung und fordert: „Wir müssen einfach ergebnisunabhängiger spielen und lernen, die Ruhe zu bewahren. Wir sollten im Bewusstsein behalten, dass wir uns die Führung ja erspielt und zumeist auch verdient haben.“
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Der Trainer sieht auch dieses Phänomen als eine Stufe des Entwicklungsprozesses. „Wir haben eine junge Mannschaft. Ich bin sicher, dass uns das in einem Jahr kaum noch passieren wird“, verrät er. „Wir machen schon jetzt sehr viel richtig und haben keinen Grund, nicht vor Ego zu strotzen. Ich wünsche mir von der Mannschaft, dass sie eine positive Arroganz entwickelt. Das ist nichts Negatives, sondern hat mit Überzeugung zu tun“, erläutert er.
Grembowietz: Siegermentalität muss sich entwickeln
Grembowietz verdeutlicht das an einem Beispiel aus seiner eigenen Erfahrung. „Ich hatte das Privileg, in der Jugend des FC Schalke 04 spielen zu dürfen. Da haben wir natürlich fast alles gewonnen. Wir sind dann auch mit der Überzeugung und dem Selbstvertrauen auf den Platz gegangen und alle haben gespürt, dass wir wieder gewinnen. Aber so eine absolute Siegermentalität muss sich entwickeln, das ist für uns dann vielleicht der nächste Schritt“, so der 36-Jährige.
Der Trainer hat aber auch registriert, dass seiner Mannschaft in den entscheidenden Phasen auch das nötige Quäntchen Spielglück gefehlt hat. „In Meerbusch geht dann der Ball nach mehrfachem Gestochere rein, nachdem er im Gewühl unglücklich einem Gegner vor die Füße gefallen ist. Eine Woche zuvor hat ein Sonsbecker in den Boden getreten und nur deshalb kommt der Ball zum Siegtorschützen“, erklärt der TVD-Trainer.
Mit einer Siegesserie könnte dieser Prozess jedoch erfolgreich vorangetrieben werden. Den Anfang können die Velberter am Sonntag machen, wenn sie um 15 Uhr in der Grimmert-Arena auf die DJK Adler Frintrop treffen. Nach dem Durchmarsch von der Bezirksliga in die Oberliga innerhalb von zwei Jahren haben sich die Essener auch in der höchsten Spielklasse des Verbands gut eingelebt und schon für einige Überraschungen gesorgt.
„Das wird eine schwere Aufgabe, denn sie haben eine gute Struktur, einen klaren Plan, wie sie spielen wollen, und funktionieren vor allem als Kollektiv. Sie haben aber auch einige gute Einzelkönner“, gewährt Grembowietz Einblick in seine Informationen. Er muss auf seinen Kapitän Timo Brauer verzichten, der nach fünf Gelben Karten ebenso gesperrt ist wie Eunseok Ko und Robert Nnaji nach ihren Platzverweisen. Auch Alex Fagasinski fehlt weiterhin verletzt, dafür rückt aber Serkan Güzel wieder ins Aufgebot.
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