Velbert. Das Turnier 2010 stand dicht vor der Absage. Feuerwehr und viele Helfer schaufelten die Halle vom Schnee frei. Triumph für den TuS Neviges.

Dass die Stadtmeisterschaft nun bereits zum zweiten Mal abgesagt wurden, ist kein Wunder. Die Gründe liegen auf der Hand. Der Grund dafür, dass der Velberter Hallenzauber vor gut zehn Jahren auch kurz vor der Absage stand, klingt aus heutiger Sicht fast schon abenteuerlich: Winterwetter. Die etwas Älteren werden sich erinnern.

Die Silvesterfeiern 2021 dürfen in ein paar Tagen wahrscheinlich selbst in Niederberg bei zweistelligen Temperaturen gestartet werden. Das sah zwischen den Jahren 2010/11 noch anders aus. Da war es eigentlich wie gewohnt. Es gab Minus-Temperaturen und regelmäßig Schnee – nur: In diesem Winter fiel einfach viel zu viel davon. Die Leute versanken in der weißen Pracht, der öffentliche Nahverkehr brach weitgehend zusammen, vielerorts musste gar befürchtet werden, dass Hausdächer unter der Schneelast zusammenbrechen.

Velberter Stadtmeisterschaft für Wintersport-Disziplinen

In dieser Situation sollte die Velberter Hallenfußball-Stadtmeisterschaft 2010 gestartet werden. Pünktlich zum ersten Turniertag am 27. Dezember bot die Stadt aber bestenfalls Bedingungen für improvisierte Wintersportmeisterschaften. Bereits bei der Anfahrt in Richtung Zitronenbunker, dessen Zufahrtswege und Parkplätze von der weißen Pracht verschluckt worden waren, fühlte sich mancher wie die Südpol-Erschließer Scott und Amundsen.

Der StadtSportbund und der Gastgeber, der Langenberger SV, entschlossen sich aber, die Sache durchzuziehen, auch wenn sie für das fußballerische Feuer unterm Dach zunächst die Feuerwehr auf dem Dach einsetzen mussten. Denn ohne Hilfe der Stadt und der Feuerwehr wäre das Turnier allein schon aus Sicherheitsgründen nicht möglich gewesen.

Aber alle zogen an einem Strang: Das Bild kurz nach der Eröffnung der Abendkassen wird kaum ein Velberter Hallenfußball-Freund vergessen. Die Leute in der Schlange zogen die Köpfe ein, weil ein paar Meter über ihnen dichter Schnee durch die Gegend flog. Die Feuerwehr hatte die Dächer des Gebäudekomplexes erklommen und schaufelte fleißig, bis die wichtigsten Zonen geräumt waren.

Die Spieler des Bezirksligisten TuS Neviges feiern den überraschenden Finalerfolg gegen den Landesligisten SC Velbert.
Die Spieler des Bezirksligisten TuS Neviges feiern den überraschenden Finalerfolg gegen den Landesligisten SC Velbert. © WAZ FotoPool | Uwe Möller

Mit seinen vielen Helfern konnte der Langenberger SV dann die vier Turniertage über die Bühne bringen, die Velberter Fußballfans dankten es und Thorsten Martin, der Vorsitzende des LSV, zeigte sich zufrieden. „Sicher waren es diesmal auch ungewöhnliche Umstände und es war für uns eine Herausforderung. Aber es hat sich gelohnt, wir haben ein schönes Turnier erlebt“, bilanzierte er damals nach dem Finale im Zitronenbunker. Auch durch dieses Endspiel zwischen dem TuS Neviges und dem SC Velbert wehte übrigens ein kräftiger Hauch der Historie: Es war wie ein letzter großer Auftritt, wie ein Abschiedsspiel eines traditionsreichen Vereins.

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Denn der TuS Neviges ging in dem Wissen auf das Parkett, dass es ihn bald nicht mehr gibt. Die Fusion mit dem Nachbarn FC Tönisheide war längst beschlossen und eingefädelt, im Jahre 2011 machten sie als SV Union Velbert weiter.

Die beiden Gründervereine hatten sich zuvor bereits in der Siegerliste der Stadtmeisterschaft verewigt: Der FC Tönisheide war nur zwei Jahre zuvor, im Jahre 2007, Champion geworden, der TuS Neviges konnte gar eine Erfolgschronik vorweisen. Er gewann die erste Stadtmeisterschaft überhaupt, nämlich 1970 und legte später noch drei weitere Siege nach.

Nevigeser Abschieds-Vorstellung

Im Endspiel 2010 waren die Nevigeser jedoch Außenseiter. Als Bezirksligist standen sie dem starken Landesligisten SC Velbert gegenüber. Die Clubberer waren dann auch überlegen, konnten sich gegen die kampfstarken Nevigeser aber nicht entscheidend durchsetzen.

Torlos ging es ins Siebenmeterschießen, hier hatte der TuS die besseren Nerven und gewann mit 5:4. Trainer Thomas Strauch rannte vor Begeisterung auf das Parkett und feierte mit seinem Spielern die doppelte Königswürde 2010: Hallenkönig und Schneekönig.