Velbert. Die ausgefallene Stadtmeisterschaft: Aus Anlass des zum zweiten Mal abgesagten Velberter Hallenzaubers ein kleiner Blick in die Historie.
Seit Jahrzehnten ist es Tradition: Am Tag nach Weihnachten sind für die Velberter Fußballfans die Feiertage noch längst nicht vorbei – sie fangen gerade erst an. Denn zwischen dem 27. Dezember wird stets bis kurz vor Silvester die Hallen-Stadtmeisterschaft gespielt.
Der Tag nach Weihnachten ist der erste Turniertag, der Auftakt eines viertägigen Fußballfestes zwischen den Jahren. Doch seit einem Jahr herrscht im Zitronenbunker an der Langenberger Straße Stille – leeres statt ausverkauftes Haus.
Wegen der Pandemie musste die Stadtmeisterschaft 2020 abgeblasen werden. „Wir sehen uns 2021 wieder und dann feiern wir alle eine große Party“, hatte Turnierleiter und Hallensprecher Dennis Bals damals gehofft. Daraus wurde nichts. Bereits vor gut zwei Monaten sagten die Verantwortlichen wieder ab. „Die einzig richtige Entscheidung“, so Bals.
Rückschau auf einige Höhepunkte in drei Folgen: SC Velbert beginnt
Also fällt auch zum zweiten Mal der traditionelle große Vorbericht in dieser Zeitung am Tag nach Weihnachten aus – dennoch wahren wir in gewisser Weise die Tradition und würdigen die Stadtmeisterschaft trotzdem. Die Zeit zwischen den Jahren ist traditionsgemäß auch die Zeit der Rückblicke. Blicken wir hier also nicht auf das vergangene Jahr, sondern auf die Historie der Velberter Stadtmeisterschaft zurück, die ja bereits über 40 Mal gespielt wurde.
Dabei soll hier keine lückenlose Chronik nacherzählt werden, sondern es gibt drei Folgen mit Höhepunkten. Der heutige Auftakt widmet sich dem Titelverteidiger SC Velbert, die zweite Folge dem Rekordsieger SSVg Velbert und die dritte Folge einigen besonderes erinnerungswürdigen Ereignissen – so der Schneemeisterschaft zum Jahreswechsel 2010/2011.
Zurück zum Ausgangspunkt: Der SC Velbert. Der Oberligist, der das bislang letzte gespielte Turnier Ende 2019 gewonnen hatte, nahm bereits die Absage vor einem Jahr mit Humor. „Wer hätte das gedacht: 2021 steht vor der Tür und wir sind immer noch Stadtmeister“, grüßten die Clubberer zu Silvester. Inzwischen steht fest, dass die Clubberer sogar mindestens drei Jahre lang die Hallenkrone tragen, da ja gemäß der Tradition frühestens zum Jahresende 2022 wieder gespielt wird.
Das weckt Erinnerungen an eine Ära, in der die Clubberer tatsächlich drei Jahre lang auf dem Hallenthron saßen: Weil sie das Turnier nämlich dreimal in Folge gewonnen hatten. In den Jahren 2012, 2013 und 2014 hieß der Hallenkönig stets SC Velbert.
Die Clubberer hatten in der Halle eigentlich fast in jedem Jahr eine starke Rolle gespielt. Zu Anfang des zweiten Jahrzehnts des neuen Jahrtausends standen sie dann regelmäßig im Endspiel, allerdings waren sie hier zunächst die großen Pechvögel. 2010 verlor der damalige Landesligist das Finale im Siebenmeterschießen gegen den TuS Neviges, 2011 gegen den TVD Velbert – ebenfalls vom Punkt aus.
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Als es 2012 im Finale wieder ins Siebenmeterschießen ging – und dann auch noch gegen den damaligen Regionalligisten SSVg Velbert – waren sie im SC-Lager nicht sonderlich begeistert.
Sollten er vom Punkt aus wieder Pech haben, würde der Club so langsam als ewiger Vizekönig in die Velberter Hallenfußball-Historie eingehen. Doch diesmal behielt der SC Velbert die Nerven und holte den ersehnten Titel, den er im Jahr darauf verteidigte: Wieder durch einen Finalsieg über die SSVg, diesmal gar in der regulären Spielzeit.
2014 machte die Mannschaft von Trainer Ralf vom Dorp dann mit einem Sieg über den TVD Velbert gar den Hattrick perfekt. Aus „Vize-Ralle“ vom Dorp war nun auch in der Halle ein Erfolgscoach geworden. Auf dem Feld hatte er mit dem SC in seiner langen Amtszeit schon einige Erfolge gefeiert, zuletzt den Aufstieg in die Oberliga.
Aus dem „Vize-Ralle“ wird der König der Halle
Als Oberligist ging der SC dann bei der Stadtmeisterschaft zum ersten Mal 2018 nicht mit der weitgehend stärksten Besetzung auf das Parkett, der Klassenerhalt hatte den Vorrang. Das galt auch für den SC-Auftritt 2019 – den ersten nach der Ära Ralf vom Dorp. Doch ausgerechnet dieses Turnier gewannen die Clubberer.
Betreut wurde die gemischte Auswahl aus Erst- und Zweitmannschaft von Anderes Nitas – einer der beiden Trainer der SC-Reserve in der Kreisliga. Unter Nitas’ Regie schalteten die Clubberer im Viertelfinale den Titelverteidiger TVD aus und im Halbfinale den bis dahin sehr starken Bezirksligisten Union.
Im Endspiel gab es dann das Traumfinale gegen den Oberligarivalen SSVg Velbert. Eine Partie, die alle Hoffnungen erfüllte. Nach rasantem Kampf, der in die Verlängerung ging, gewann der SC mit 4:2 und trägt damit die Hallenkrone – und das seit geraumer Zeit.
Nitas sagte damals: „Wir wollten uns über eine gute Stadtmeisterschaft Schwung für das neue Jahr holen.“ Gut drei Monate später bremste die Pandemie den Schwung und vorläufig auch die Stadtmeisterschaft aus.