Niederberg. Ein bis drei Jahre sind Trainer meistens bei ihren Teams. Auch in Niederberg. Doch es gibt Ausnahmen – bei SC und TVD Velbert oder in Langenberg

Gut, 969 Jahre wie einst angeblich Methusalem haben es Pascal Geiermann, Tim Chudzinski, Milos Spasic, Salih Gümüs und Bobby Schwarz noch nicht ausgehalten. Im Vergleich zu ihren Trainerkollegen und Kolleginnen im niederbergischen Fußball, kommen sie dem aber deutlich am nächsten.

Auch in den Kreisligen und im Frauenfußball herrscht eine große Fluktuation. Ein, zwei, manchmal auch drei Jahre sind dort Trainer und Trainerinnen aktiv. Wer schon länger ein und dieselbe Mannschaft anleitet, ist eher die Ausnahme statt die Regel – und das, obwohl dort der Ergebnisdruck deutlich geringer ist, die Finanzen eine kleinere Rolle spielen.

Pascal Geiermann vom TVD Velbert ist am längsten im Amt

Am längsten von allen Trainern bei einer einzigen Mannschaft ist aktuell Pascal Geiermann, seit 2013 und somit acht Jahren im Gespann mit Co-Trainer Lars Beranek Coach der Drittvertretung des TVD Velbert: „Ich war damals selbst aktiver Spieler in der Truppe. Unsere beiden Trainer hatten sich dann entschieden, wieder in die Jugend zu gehen. Da hatten wir die Option, es entweder mit der dritten Mannschaft sein zu lassen, oder einen neuen Trainer zu finden. Deshalb bin ich eingesprungen“, erinnert sich Geiermann.

Aus der spontanen Kabinenentscheidung entstand eine Ära. „Für mich ist es der optimale Freizeitausgleich. Selbst spiele ich aber nur noch hobbymäßig bei den alten Herren. Meine Mannschaft macht es mir aber auch leicht, es ist eine wirklich coole Truppe“, lobt er. Ohne diesen Zusammenhalt geht es gerade in der Kreisliga C freilich nicht. Wenn da der eine oder andere „auch mal mit verquollenen Augen zum Spiel kommt, gehört das eben dazu“, so Geiermann lachend.

Er hat sein Herz an die Mannschaft verloren, ein anderes Team käme im Seniorenbereich für ihn niemals in Frage. „Das Einzige, was bevorstehen könnte, wäre, meinen Sohn im Jugendbereich mit zu trainieren. Aber er ist erst zweieinhalb Jahre alt“, sagt Geiermann. Scheint so, als ob die Ära beim TVD noch etwas weitergeht.

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Auf Rang zwei in dieser Liste steht Dieter „Bobby“ Schwarz vom SC Velbert II – allerdings als Co-Trainer. Über seinen Sohn kam er – wie so oft im Amateurfußball – zum Sportclub, half zunächst in der A-Jugend aus. Als Sascha Behnke dann den SC verließ, erklärte sich Schwarz bereit, als Co-Trainer bei der zweiten Mannschaft einzusteigen. Heute ist er „im siebten Jahr dabei“ und trainiert mittlerweile mit Steffen Schwarz einen weiteren Sohn. „Ich bin fußballverrückt, dass muss ich ehrlich sagen“, gibt „Bobby“ Schwarz zu. An ein Aufhören hätte er in der gesamten Zeit ebenso wenig gedacht wie an ein Vorrücken in die erste Reihe als Cheftrainer. „Ich arbeite lieber im Hintergrund. Und da ich, meine Söhne und meine Frau eh immer auf dem Sportplatz sind, bin ich dabeigeblieben. Wie lange es noch geht, kann ich noch nicht sagen. Man weiß ja auch nicht, was sich ergibt“, so Schwarz. Ein zeitliches Limit hat er sich aber nicht gesetzt.

Eigentlich wollte Milos Spasic zum LSV

Damit hat er etwas gemeinsam mit Milos Spasic, der vor acht Jahren nach Langenberg gezogen ist und seit sechs Jahren bei Blau-Weiß als Spielertrainer fungiert. dabei führte ihn ein Zufall führte ihn zu seinem heutigen Herzensklub, beinahe wäre er beim Ortsrivalen gelandet.

„Ich hatte damals im Internet eine Mannschaft aus Langenberg gesucht und habe dann beim Langenberger SV angerufen. Dort wurde mir gesagt, ich solle einfach zum Training kommen“, erinnert sich Spasic. Die Krux an der Sache: Spasic nahm nicht an Training des LSV teil, sondern an dem von BWL. „Ich habe da die ersten Wochen mitgemacht, ohne zu merken, dass es nicht der Verein ist, den ich angerufen hatte“, sagt Spasic lachend. Vom Spieler wurde er dann zum Spielertrainer, ein Ende ist noch nicht in Sicht. Spasic: „Wir kicken solange zusammen, wie es passt. Es ist ja auch immer ein Geben und Nehmen.“

Salih Gümüs ist seit 1996 dabei

Zwei weitere langjährige Gesichter des niederbergischen Fußballs sind Tim Chudzinski und Salih Gümüs. Beide hätten sicherlich einen Spitzenplatz in der Liste verdient, legten in ihrer Amtszeit jedoch eine kurze Pause ein oder wechselten innerhalb des Vereins die Mannschaft. So kommt es, dass Tim Chudzinski offiziell erst seit dem 1. Januar 2018 wieder Cheftrainer bei der zweiten Mannschaft des TVD Velbert ist, obwohl er schon im Sommer 2011 dort anfing. Ein halbes Jahr lang – von Sommer 2017 bis Ende 2017 – konzentrierte er sich aber auf die Aufgabe des Sportlichen Leiters in Birth und kehrte nach dem Einstieg von Michael Kirschner 2018 zurück zu seinem Team.

Gelandet ist er dort damals über seine Cousins. „Vorher hatte ich keinen Bezug zum Verein“, sagt Chudzinski. Jan Reschke – Chudzinskis heutiger Co-Trainer – spielte aber beim TVD, Jens Reschke war Betreuer. „Und da haben sie mich gefragt, ob ich ein neues Projekt starten möchte. Damals hat man den Cut zum modernen Fußball gemacht und zum Beispiel mit der Viererkette angefangen“, so Chudzinski. Die aktuelle Fluktuation findet er „ein bisschen schade. Man hat auch schon in den Amateursportligen, also allen Ligen unterhalb der Regionalliga, nicht mehr so viel Zeit, etwas aufzubauen. Wenn da ein paar Misserfolge da sind, kann es schnell gehen. Ich habe die Zeit bei meiner Mannschaft, andere nicht“, sagt Chudzinski.

Die Amtszeiten im niederbergischen Fußball

Frauenfußball: SSVg Velbert Christian Reinhardt, seit Januar 2018; SSVg Heiligenhaus Thomas Schmidt, seit Oktober 2021; SV Union Velbert Ramona Rogon, Neugründung des Teams Anfang der Saison, Blau-Weiß Langenberg Michael von Gahlen, „im vierten Jahr“, Sportfreunde Siepen Julia Kempkes, Neugründung des Teams Anfang der Saison.Kreisliga A: Langenberger SV André Fischer, seit Anfang dieser Saison; Türkgücü Velbert Senad Hecimovic, seit Anfang der Saison, FC Langenberg Yasir Tutar, seit November 2021; SV Union Velbert II Pascal Sailer, seit der Saison 2018/2019, SC Velbert II Andreas Nitas, im dritten Jahr.Kreisliga B: TSV Neviges Engizek Ergin Yildirim, seit der Saison 2019/2020; Sportfreunde Siepen Johann Lanz, „seit zwei Jahren“, SC Velbert III Dustin Knoll, „seit zwei Jahren“, laut Bobby Schwarz; Stella Azzurra Bastian Böhner, in der 3. Saison; SV Union Velbert III Holger Hauptmann, „seit 2018“ laut Mesut Güngör; SSVg Heiligenhaus II Erhan Poyraz, „seit Anfang dieser Saison“, laut Ali Aydemir; Türkgücü Velbert II Berhar Rexhepi, „im dritten Jahr“, laut Adem Cakat.Kreisliga C: TSV Neviges Engizek II Semih Tunc, TSV III Yusuf Bek, TSV IV Fahrettin Celik, alle höchstens vier Jahre laut Ergin Yildirim; BW Langenberg II Sebastian Veit, „im vierten Jahr“, laut Milos Spasic; Sportfreunde Siepen II Tim Zimmermann, seit eineinhalb Jahren; Stella Azzurra II Vincenzo Turturo, Neugründung des Teams Anfang der Saison; TC RW Heiligenhaus Fabio Falco, Neugründung des Teams Anfang der Saison; Sportfreunde Siepen III Christos Grammozis, „sechs Monate“ laut Johann Lanz; SSVg Velbert III Berkant Saral, seit diesem Sommer, Türkgücü III Okan Akbulut, „im dritten Jahr“, laut Adem Cakat; SSVg Heiligenhaus III Oliver Schneider, seit 2019/2020, vorher Damen-Trainer

Dabei wird selbst er von Salih Gümüs – dem Mister FC Langenberg – in den Schatten gestellt. 1991 gründete er den Verein selbst mit, war als Torwart seit dem ersten Training immer dabei – und übernahm 1996 als Trainer die erste Mannschaft, ehe er 2016 zur zweiten Mannschaft des FCL wechselte. „Ich war von den 25 Jahren als Trainer 20 Jahre lang Trainer in der Kreisliga B. Aber wir hatten auch nie so wirklich versucht, aufzusteigen, weil wir immer alle spielen lassen und bei Laune halten wollten. da waren sicher ein paar Aufstellungen dabei, in denen der bessere Spieler auch auf der Bank saß“, sagt Gümüs. Sein Ziel war die Stabilität des Vereins und eine Identifikation der Spieler mit dem Klub.

Erst als 2016 einige neue Spieler dazukamen und es deutlich leistungsbezogener wurde. und Gümüs zugleich gesundheitliche Probleme hatte, wechselte er zur Zweitvertretung – und bleibt dort noch, solange ihn die Füße tragen. Gümüs: „Ich kann den jungen Hasen noch viel vormachen. Ich mache das, bis man mir sagt, dass man mich nicht mehr braucht und ich zuhause bleiben soll. Der Verein ist wie ein kleines Baby für mich. Nach 30 Jahren kann man schlecht sagen, Feierabend, aus.“

Überkreislich sind vier Jahre das Maximum

Das Karussell drehte sich in den vergangenen Wochen so schnell, dass es den einen oder anderen Trainer erwischte, er konnte sich nicht halten, flog raus.

Im niederbergischen Fußball war Unruhe drin, mittlerweile sind die meisten Positionen wieder besetzt. Aber: Die Mindesthaltbarkeit ist nicht besonders hoch – zumindest in den überkreislichen Ligen.

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In der Oberliga haben mit Ralf vom Dorp beim SC Velbert und Marcus Bastians beim TVD zwei neue – wenn auch teilweise altbekannte – Übungsleiter erst im November übernommen. Hüzeyfe Dogan ist somit der dienstälteste Velberter Oberligatrainer, obwohl er auch erst zu Beginn dieser Saison das Ruder bei der SSVg in die Hand nahm.

In der Bezirksliga ist Joscha Weber bei der SSVg Velbert II derjenige, der am längsten ununterbrochen das Sagen bei seiner Mannschaft hat. Seit 2017 coacht er das Velberter Talentebecken.

Monrem Orahou (zweieinhalb Jahre) und Ali Aydemir (seit 2019) können diese Zeitspanne bei der SSVg Heiligenhaus aktuell ebenso wenig aufweisen wie Mesut Güngör beim SV Union.

Der ist allerdings ein Sonderfall: Zwar ist Güngör „erst“ seit 2018 wieder dauerhaft an der Seitenlinie Unions zu finden, er trainierte die Mannschaft aber schon früher, stieg mit ihr in die Landesliga auf, bevor er zum TuS Heven in die Oberliga wechselte.