Velbert. Der Ex-Bundesligist bestreitet im neuen Velberter Stadion unter Regie der Stadt und der SSVg seine Heimspiele. Die Miete wird im voraus gezahlt
Schon vor einigen Jahren, als das Bauprojekt „Neues Fußballstadion“ nach einigen Kontroversen vom Rathaus abgesegnet wurde, hatte die SSVg Velbert das klare Ziel formuliert: In der neuen Arena soll es Regionalliga-Fußball geben. Den gibt es nun schneller als erwartet – und das, obwohl die SSVg noch gar nicht den Sprung aus der Oberliga in die Regionalliga geschafft hat.
Für den Viertliga-Fussball sorgt nämlich ein prominenter Gast: Der frühere Bundesligist KFC Uerdingen wird seine Heimspiele im neuen Velberter Stadion austragen. Am 21. August steigt die Premiere, die Uerdinger empfangen dann an der Bahnhofstraße den Bonner SC.
Krefelder suchten den Kontakt mit Velbert
Der Hintergrund: Die traditionsreiche Heimstätte der Krefelder, die Grotenburg, wird umgebaut. Die Arbeiten ziehen sich hin, voraussichtlich bis ins Frühjahr des kommenden Jahres. In der vergangenen Saison waren die Uerdinger u.a. ins Stadion der Sportfreunde Lotte ausgewichen, ehe sie ein Auge auf das frisch erbaute neue Velberter Stadion warfen.
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Das bot eine kürzere Anfahrt bei guten organisatorischen Voraussetzungen. Die Krefelder nahmen Kontakt mit der Stadt Velbert – sie hatte den Stadionbau mit ihrer Kultur- und Veranstaltungs-GMBH verwirklicht – und der SSVg auf. In gemeinsamen Gesprächen zeigte sich die Velberter Seite aufgeschlossen, dem DFB-Pokalsieger von 1985 eine zweite Heimat zu bieten.
Es dauerte einige Zeit, aber dann waren die notwendigen Genehmigungen eingeholt. Feuerwehr, Polizei und Fußballverband gewährten grünes Licht, zumal es einen erfolgreichen Test gab. Im Mai bestritten die Uerdinger als Generalprobe ihr Niederrhein-Pokalspielspiel gegen den MSV Duisburg im Velberter Stadion, welches sich dabei als geeignete Arena erwies und gute Kritiken erhielt.
Dass die Uerdinger nun auch ihre Meisterschaftsspiele hier austragen dürfen, hat für den Velberter Oberligisten den willkommenen Nebeneffekt, dass dem neuen Stadion bereits die Regionalliga-Tauglichkeit bescheinigt ist – ein Prädikat, das der Uerdinger Mannschaft derzeit kaum jemand geben würde.
Denn der neue KFC-Kader muss nach dem Zwangsabstieg aus der Dritten Liga praktisch völlig neu aufgebaut werden und gilt in der Szene als erster Abstiegskandidat, zumal er mit neun Minuspunkten belastet in die Saison gehen muss.
Auch der Verein KFC Uerdingen gilt nach den jüngsten wirtschaftlichen Turbulenzen nicht unbedingt als Premiumpartner, weshalb es auch in Velbert warnende und kritische Stimmen gab. Schließlich wurden die Krefelder gleich von zwei Insolvenzen erschüttert: Erst ging die ausgegliederte GmbH für die Profimannschaft pleite, dann der Stammverein.
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Die Stadt Velbert und die SSVg sehen sich allerdings auf der sicheren Seite. „Auch deshalb, weil nicht die Uerdinger, sondern deren Insolvenz-Verwalter den Mietvertrag unterzeichnet hat“, sagt der SSVg-Vorsitzende Oliver Kuhn.
Dieser Vertrag sieht vor, dass im voraus bezahlt wird. Vor jedem Spiel muss das Geld bei der Stadt und bei der SSVg eingehen, die Höhe richtet sich auch nach den Zuschauerzahlen. Hier muss zwar die sportliche Entwicklung und die Corona-Lage abgewartet werden, grundsätzlich gehen die Beteiligten aber von einem guten Zuspruch aus. Die Uerdinger haben treue Fans. So setzte der KFC für die Spiele in Velbert bereits über 300 Dauerkarten ab.
SSVg Velbert rechnet mit einem Gewinn
„Wir rechnen damit, dass wir bei jedem Spiel einen Gewinn machen. Bei etwa zwölf Partien bis zum Jahresende kommt da ein schönes Sümmchen zusammen“, sagt der SSVg-Vorsitzende Oliver Kuhn.
Der Velberter Verein hat sich dafür an der Organisation der Heimspiele zu beteiligen. Er übernimmt das Spieltags-Management, so sorgt er für Sicherheit und Catering und stellt Ansprechpartner. Den Kartenverkauf übernimmt der KFC.
Kritiker könnten einwenden: „Velbert macht mit einem Pleiteklub Geschäfte.“ Oliver Kuhn sieht das anders: „Velbert macht Werbung für sich als Sportstadt, weil das Stadion als geeigneter Ort für Regionalliga-Fußball ausgewählt wurde. Und zu Uerdingen: Jeder Verein verdient eine Chance auf einen Neuanfang.“