Velbert. Der Bundesliga-Besuch war ein Fußballfest für Velbert. Auf dem Platz gab es aber entscheidende Unterschiede zwischen der SSVg und dem VfL.
Ergebnisse bei Fußball-Testspielen werden ja gerne als zweitrangig bis unwichtig bezeichnet. Auch Thomas Reis, Trainer des VfL Bochum, machte wenig Aufhebens von dem hohen 9:0-Sieg des Bundesliga-Neulings im Velberter Stadion gegen Oberligist SSVg.
Zum einen womöglich aus Höflichkeit, denn der Bundesligist hatte sich in Velbert sympathisch präsentiert. Er bemühte sich um Fannähe, erfüllte Autogramm-Wünsche und beschenkte das Fußball-Lebenshilfe-Team der SSVg mit Trikots, die Ex-Nationalspieler Jupp Tenhagen organisiert hatte.
VfL-Trainer Thomas Reis: Endlich wieder der Geruch von Bratwurst im Stadion
Reis wollte aber etwas Entscheidendes hervor heben: „Es hat wirklich gut getan, dass einem im Stadion wieder der Geruch von Bratwurst und Pommes entgegen weht. Das macht doch den Fußball aus.“
Die Bochumer Bundesliga-Profis hatten zwar während des Lockdowns gespielt – aber stets in leeren Stadien. Beim Testspiel in Velbert war wieder etwas vom gewohnten Fußball zu erleben. Wettkampf-Atmosphäre vor rund tausend Zuschauern.
Die erlebten dann, dass die Bochumer auf dem Rasen keine Gastgeschenke zu verteilen hatten. Stattdessen bestraften sie die erste Zögerlichkeit in der Velberter Abwehr bereits in der zweiten Minute mit dem 1:0.
SSVg-Abwehrspieler Noah Abdel Hamid schwante da schon Böses: „Ich hatte meinem Mitspieler Alpin Sahin noch kurz vor dem Anpfiff gesagt: Wir dürfen kein frühes Tor bekommen. Sonst kann es ganz übel werden.“
So wurde es dann auch, die Velbert wurden in der ersten halben Stunde regelrecht überrollt, zudem ging fast alles schief, was schiefgehen kann. Wurde mal ein Schuss abgewehrt, landetet der Abpraller grundsätzlich wieder bei einem Bochumer.
Obendrein wurde Abdel Hamid unfreiwillig zum einzigen SSVg-Torschützen in diesem Spiel. Sein Abwehrkollege Robin Urban hatte ihn bei einem Klärungsversuch angeschossen, von Hamids Bein prallte die Kugel dann ins Netz: Eigentor zum 0:3.
Zur Pause hieß es dann bereits 0:6, das war dann auch SSVg-Trainer Hüzeyfe Dogan etwas zu viel. „Da haben wir in der Abwehr nicht richtig zugepackt. Das hatten wir uns anders vorgenommen.“ Ansonsten betonte Dogan aber: „Ich muss meine Mannschaft in Schutz nehmen. Man darf die unterschiedlichen Voraussetzungen nicht vergessen.“
Während sein Team fast acht Monate Zwangspause machen musste, hatten die Bochumer Profis ständig trainiert und gespielt – auf Bundesliga-Niveau. Für die Velberter war der Vergleich mit dem VfL praktisch ein Kaltstart. „Man konnte sofort sehen: Die Bochumer waren einfach viel spritziger, was auch völlig normal ist“, erklärte Hüzeyfe Dogan.
Auftaktsieg für VfL Bochum beim Testspiel gegen SSVg Velbert
Das bestätigte auch Abwehrspieler Noah Abdel Hamid. „Die athletischen Vorteile des VfL waren schon beeindruckend. Bei uns hat sich einfach die lange Pause bemerkbar gemacht. Ich zum Beispiel hatte in der zweiten Halbzeit körperliche Probleme, die ich bei einem normalen Saisonverlauf bestimmt nie bekommen würde.“
SSVg-Trainer Hüzeyfe Dogan nimmt seine Spieler in Schutz
Überhaupt gebe es keinen Grund, völlig unzufrieden zu sein. „Klar hat es schlecht angefangen. Aber wir haben uns während des Spiels sicher gesteigert und wir haben alles versucht. Wir hatten bis kurz vor dem abpfiff auch genug Chancen, selbst das eine oder andere Tor zu erzielen“, so der SSVg-Verteidiger.
Dass das verdiente Ehrentor nicht fiel und die Mannschaft nur hauchdünn an der zweistelligen Niederlage vorbei schrammte – das sei kein Drama. „Wir schütteln uns, machen jetzt eine Woche Pause und dann arbeiten wir weiter“, bekräftigt Trainer Hüzeyfe Dogan. Und Noah Abdel Hamid versicher:t „Dieses Spiel wird uns auf keinen Fall runter ziehen. Da bin ich ganz sicher“
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