Velbert. Die SSVg trainiert mit den Kickern der Lebenshilfe. Die Sportler mit geistigem Handicap freuen sich auch über die Unterstützung eines S04-Profis.
Auch kurz vor der Weihnachtspause zieht Marcus John sein Trainings-Programm gewissenhaft durch, er will mit der SSVg Velbert schließlich noch einiges in dieser Oberliga-Saison bewegen. Eine Trainings-Einheit möchte er allerdings für einen guten Zweck opfern.
Sein Team soll diesmal gemeinsam mit den Fußballern der Lebenshilfe trainieren. Die Kicker mit geistigem Handicap freuen sich schon längerer darauf.
John und seine Spieler finden dann einen Kompromiss, ein Teil des Teams zieht das Oberliga-Training wie gewohnt durch, ein anderer Teil bestreitet in der Soccer-Halle des Emka-Sportzentrums eine komplette, gut anderthalbstündige Trainings-Einheit.
In Person von Kapitän Noah Abdel Hamid, Ex-Profi Kai Schwertfeger, Torjäger Robert Nnaji, Maximilian Wagener, Sebastian Spinrath und Torwart Marvin Gomoluch ist die SSVg prominent vertreten.
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Das Unified-Team fährt auf Erfolgskurs
Die Lebenhilfe-Kicker wissen das und sind besonders motiviert. Einige von ihnen spielen eh seit einiger Zeit mit der SSVg. Im Unified-Team laufen behinderte Fußballer gemeinsam mit Talenten aus der Velberter A-Jugend und der U 23 auf. Als „Rainbow Stars Soccer“ feiern sie beachtliche Erfolge, so die Gold-Medaille bei den Landesspielen 2019.
Dabei haben sie einen berühmten Freund und Förderer: Bastian Oczipka, Bundesliga-Spieler des FC Schalke 04, hat bereits mit ihnen zusammen in Velbert trainiert. Kürzlich lud er die ganze Mannschaft zu einem Meisterschafts-Spiel der Schalker in die Arena ein.
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Die Rainbow-Stars kommen mittlerweile viel rum, womöglich gibt es bald die nächste Einladung eine prominenten Profi-Clubs: Armina Bielefeld, dann geht es auf die Alm.
Sportlich soll es demnächst, so das Team erfolgreich spielt, zu nationalen und internationalen Top-Turnieren bei den Special Olympics gehen.
Die SSVg-Spieler ziehendas Training konzentriert durch
Der olympische Gedanke ist derweil dem Training mit der SSVg das Wichtigste: Wichtig ist das Dabeisein, alle sind willkommen, also läuft ein Großteil der Lebenshilfe-Fußballer auf, auch Frauen spielen mit.
Spaß soll es ihnen machen, zugleich sollen sie aber auch von den gestandenen Fußballern etwas lernen. Die machen denn auch keine halben Sachen, sondern leiten die Lebenhilfe-Kicker ganz professionell an: Laufen, Dehnen, Koordinations-Übungen müssen schon sein, erst danach gibt es die Ausbildung am Spielgerät. Dribbeln, Passen, Ball-Annahme, Schuss-Training.
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Kai Schwertfeger ist dabei als Übungsleiter praktisch die perfekte Besetzung: Er hat gerade seine Trainer-B-Lizenz bestanden und eine Fußball-Schule eröffnet.
In der Soccer-Halle des Emka-Sportzentrums geht er gerade mit seinen Schülern zum Torschuss über: Schwertfeger legt auf, die Lebenshilfe-Kicker ziehen ab. Einige haben es gut drauf, so zum Beispiel Julian – ein richtiger Torjäger, der beim Landes-Turnier elf mal zugeschlagen hatte.
Ex-Profi Kai Schwertfeger erwarbkürzlich die Trainer-B-Lizenz
Auf der Gegenseite prüft SSVg-Torjäger Robert Nnaji Lebenshilfe-Keeper Fabrizio. Der macht es dem Oberliga-Stürmer nicht leicht und hält etliche schwere Bälle. „Unfassbar“, lobt Nnaji.
Natürlich klappt es nicht bei allen so gut: Amada, eine Autistin, haut bei ihren ersten Versuchen den Ball übers Tor. Trotzdem strahlen ihre Augen bei jedem Versuch vor Freude und Begeisterung.
Als Höhepunkt gibt es dann selbstredend noch ein Trainingsspielchen. Die Mannschaften werden so aufgeteilt, dass sie in etwa gleich stark sind. Oder auch nicht.
„Das geht ja eigentlich nicht: Da sind beide Torjäger in einem Team“, ruft Sebastian Spinrath SSVg-Kapitän Noah Abdel Hamid zu. Stimmt, Nnaji und Julian spielen gemeinsam. „Aber das stärkt auch den Angriff des anderen Teams. Bei beiden Stürmern ist nicht mit allzu viel Defensivarbeit zu rechnen“, gibt Abdel Hamid grinsend zurück.
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Für die Kicker ist das Training „fast wie Weihnachten“
Gemeinsam mit Torwart Marvin Gomoluch steht der SSVg-Kapitän dann als Schiedsrichter an der Bande des Soccer-Courts und verfolgt mit Vergnügen das Geschehen. „Wir sind gerne hier“, betont er und Gomoluch ergänzt: „Umgekehrt ist es auch für die Lebenshilfe-Spieler eine tolle Sache. Es ist für sie fast wie Weihnachten.“ Wie unschwer an Amandas leuchten Augen zu erkennen ist.
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