Velbert. Die Bundesliga-Formation nimmt wieder das Training im Emka-Sportzentrum auf. Nach langer Zwangspause heißt das großes Ziel: DM im November
So viel Geduld aufzubringen, dazu gehört schon allerhand. Nach siebeneinhalb Monaten durfte die Lateinformation des 1. TSZ Velbert wieder in ihrer angestammten Sporthalle am EMKA-Sportzentrum trainieren. „Ein unglaubliches Gefühl, wieder in unserem ,Zuhause’ zu sein“, brachte Astrid Kallrath, Trainerin des Bundesligisten, die Stimmungslage aller Beteiligten auf den Punkt.
Immerhin handelt es sich bei den Velberter Lateinern nicht um irgendeine Breitensport-Truppe, die nur aus Jux und Dollerei ihrem Sport nachgeht. Vielmehr gehört die Formation von Astrid Kallrath seit Jahren zur internationalen Spitze, vertritt Deutschlands Tanzsport regelmäßig bei Welt- und Europameisterschaften und war 2019 Gewinner der Bundesliga.
Dem Velberter Ensemble waren die Tanzschuhe gebunden
Dennoch waren dem erfolgshungrigen Ensemble aufgrund der Corona-Pandemie die Hände, besser: die Tanzschuhe, gebunden. Denn an reguläres Training in kompletter Mannschaftsstärke von acht Paaren war nun einfach nicht zu denken.
„Wir sind daher dem Landesleistungsstützpunkt beim TSC Dortmund sehr dankbar, dass wir dort zumindest mit einer begrenzten Anzahl von Paaren trainieren durften“, sagt Astrid Kallrath. Mehr war im Tanzsportverband Nordrhein-Westfalen nicht drin für die ambitionierten Velberter, die sich immerhin vorzubereiten haben auf die Deutsche Meisterschaft am 13. November in Bremerhaven.
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Angesichts der stetig sinkenden Inzidenzwerte im gesamten Bundesgebiet ist die Velberter Trainerin zuversichtlich, dass nach der Absage des DM-Turniers im vorigen Jahr diesmal nun der Titel wieder vergeben werden kann. „Das wird sicherlich möglich sein - wenn auch nicht mit einer vollen Auslastung der Halle“, so Kallrath.
Andere Formationen hatten in den zurückliegenden Monaten ganz andere Voraussetzungen. „Der Grün-Gold-Club aus Bremen zum Beispiel konnte durchgehend trainieren“, sieht die 52-Jährige schon einen entscheidenden Vorteil beim DM-Seriensieger. Vor allem in einem Sport, in dem es so sehr auf Rhythmik, auf Präzision und das Eingespieltsein der Formationen ankommt, ist das kontinuierliche Training auf höchstem Niveau von unschätzbarem Wert.
Klare Kampfansage an die Konkurrenz
Dennoch lassen sich Astrid Kallrath und ihre Mannschaft nicht von ihren großen Ambitionen abbringen. „Unser Ziel war es im letzten Jahr, unsere Heim-DM 2020 für uns auf dem Siegerpodest zu entscheiden. Der Ort ändert sich, das Ziel bleibt unverändert das Gleiche“, formulierte sie ihre Kampfansage unlängst auf ihrer Facebook-Seite.
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„Wir haben die Zeit auf jeden Fall optimal genutzt - unter den gegebenen Umständen“, sagt Kallrath. Im Kleingruppen-Training konnte man sich gezielter der Verbesserung der individuellen Qualitäten jedes Einzelnen widmen. „Da haben wir unsere Tänzer schon auf ein anderes Niveau gebracht. Jeder hat davon profitiert und ist besser geworden.“ Was das Zusammenwirken als 16-köpfiges Formationsgebilde anbelangt, müsse jedoch schon noch einiges nachgearbeitet werden. „Gerade die Dinge wie Bildentwicklungen und ähnliches waren anfangs natürlich wieder schwierig - aber das wird schon noch“, sieht die erfahrene Trainerin ihr Team auf einem guten Weg. In Sachen Fitness gebe es ohnehin keine Defizite, die Velberter waren alles andere als untätig, arbeiteten anderweitig an ihrer Ausdauer.
In Sachen Personal hat es beim 1. TSZ Velbert derweil seit dem vergangenen Jahr keine großen Veränderungen gegeben. Bis auf Dennis Gebauer, der zu den Einheiten eigens immer aus Wiesbaden angereist war, ist das Team komplett beisammen geblieben. Nachverpflichtungen gab es nicht.
„Das wollte ich auch gar nicht. Die Mannschaft, die diese harte Zeit durchgestanden hat, soll natürlich auch die Chance bekommen, die Deutsche Meisterschaft zu tanzen“, sagt Astrid Kallrath. Die derweil schon ein neues Outfit für ihre Mannschaft in Auftrag gegeben hat. Den bisherigen Dress haben die Velberter zum Verkauf angeboten. Das musikalische Thema („No Limit“) und die Choreographie bleiben aber gleich.
Das Formations-Konzept, das gewissermaßen den Werdegang und die Historie dieser Mannschaft abbildet, ist durch die Corona-Turnierzwangspause um eine nennenswerte Episode reicher.
Keine Ersatz-Turniere für die ausgefallene Bundesliga-Saison
Den Gedanken an etwaige Ersatzturniere für die entfallene Bundesliga-Saison, den man beim Deutschen Tanzsport-Verband (DTV) ursprünglich angestoßen hatte und der auch durchaus positiv von den Vereinen der ersten und zweiten Liga aufgenommen wurde, hat man derweil nicht weiter verfolgt.
Die Velberter Trainerin Astrid Kallrath allerdings zieht in Erwägung, vor der Deutschen Meisterschaft quasi als Vorbereitung ein Einladungsturnier auszutragen. „Drei, vier Wochen vor der DM, das wäre ein guter Termin“, glaubt die erfahrene Trainerin.