Velbert. Unter den Klubs entwickeln sich zwei Lager, die Mehrheit spricht sich für den Abbruch aus. Auch Union, SSVg Velbert und die SSVg Heiligenhaus.

An der vom Fußballverband Niederrhein einberufenen Videokonferenz für Landes- und Bezirksligisten nahmen Vertreter aller drei niederbergischen Bezirksligisten teil und hatten am Ende auch die gleichen Eindrücke gewonnen. Peter Kurka, Abteilungsleiter Fußball beim SV Union Velbert, beschrieb es als digitalen Austausch: „Es war eher noch ein Abtasten, wie die Stimmung in den Vereinen ist.“

Im Laufe der Veranstaltung stellte sich dann aber schnell heraus, dass die Vereinsdelegierten in zwei Lager gespalten waren. „Die Vertreter der meisten Klubs, die sich Aufstiegschancen ausrechnen, waren an der Fortsetzung der Saison interessiert und plädierten für die Fortführung“, berichtete Kurka. „Gefühlsmäßig war es aber wohl eine Mehrheit, die sich für eine Annullierung der Saison aussprachen“, betonte er.

„75 Prozent waren für den Abbruch“

Markus Braasch, Sportlicher Leiter des Nachwuchsbereichs der SSVg Velbert und somit für die U 23 verantwortlich, sowie Anil Celik (Sportlicher Leiter der SSVg 09/12 Heiligenhaus) hatten es ähnlich wahrgenommen. „75 Prozent waren für den Abbruch“, schätzte Braasch und zählte dafür gleich mehrere Gründe auf.

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„Zunächst einmal ist da ja bei allen die Unsicherheit vorhanden, wann und wie es weitergeht. Das ist kein Zustand für die Spieler, wie soll man die bei Laune halten? Darüber hinaus gibt es ja auch regionale Unterschiede. Im Kreis Mettmann liegt die Inzidenz aktuell bei 91, da kann mit gewissen Einschränkungen trainiert werden. In Wuppertal, Remscheid oder Solingen ist der Wert über 100, da geht also nichts“, sagte er. Da gebe es dann auch keine Wettbewerbsgleichheit. „Die Tendenz der Zahlen ist eher steigend. Und wenn man dann mit den Einheiten oder Spielen anfängt: Was ist, wenn die Zahlen dann wieder steigen? Bei Überschreiten der Grenzen ist man nach drei aufeinanderfolgenden Tagen wieder bei Null.“

Vier Wochen Vorbereitung reichen nicht aus

Einig sind sich auch alle drei Teilnehmer, dass nach einer mehr als fünfmonatigen Fußballpause vier Wochen Vorbereitung einfach nicht reichen, die Spieler wieder fit zu bekommen. „Wir sind noch im Pokalwettbewerb auf Niederrheinebene vertreten. Das Spiel gegen den Landesligisten Kapellen-Erft würde dann schon eine Woche vorher stattfinden, so dass unsere Vorbereitungszeit noch kürzer wäre“, erläuterte Kurka. Auch er stellte eine drohende Wettbewerbsverzerrung fest.

„In Mettmann sieht man, dass da schon wieder trainiert wird, bei uns in Velbert sind die Sportplätze geschlossen, so dass daran erst einmal gar nicht zu denken ist. Die unterschiedliche Bewertung durch die Kommunen ist ein echtes Problem.“

Spieler befürchten Probleme mit ihren Arbeitgebern

Anil Celik schilderte noch einen weiteren Punkt, der zu Schwierigkeiten führen kann. „Bei der digitalen Sitzung stellte sich auch heraus, dass viele Spieler Probleme mit ihren Arbeitgebern befürchten, von denen wohl einige auch schon arbeitsrechtliche Konsequenzen wie Verweigerung der Lohnfortzahlung androhten, wenn Mitarbeiter sich beim Fußball infizieren und ausfallen.“

Er positionierte sich kompromisslos: „Klar, wir wollen alle Fußball spielen, aber die Gesundheit aller Beteiligten, vom Spieler bis zum Platzwart, geht einfach vor. Auch die kurze Vorbereitung auf ein straffes Restprogramm passt einfach nicht, da drohen gesundheitliche Schäden und Verletzungen. Wir sind für einen Abbruch der Saison und das würde ich auch sagen, wenn wir Tabellenführer mit Aufstiegschancen wären“, stellt er klar.

„Letztlich ist es aber keine Entscheidung des Verbands und der Sportler, sondern auch eine politische“

Das Statement von Markus Braasch geht in die gleiche Richtung. „Uns allen fehlen auch die gesellschaftlichen Faktoren wie das Vereinsleben. Wir alle lieben unseren Sport und wollen auf den Platz zurück, aber ich plädiere für den Abbruch. Letztlich ist es aber keine Entscheidung des Verbands und der Sportler, sondern auch eine politische. Man sollte einen zeitlichen Rahmen schaffen, beispielsweise Anfang September, wann es wieder losgeht. Da kann sich dann auch jeder darauf einstellen“, schlägt der Vertreter der Velberter SSVg vor.

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„Für uns als SV Union hat die Gesundheit der Menschheit absolute Priorität, deswegen sind auch wir für den Abbruch der Saison. Da ist es mir persönlich völlig egal, wer Meister wird, auf- oder absteigt“, trifft auch Peter Kurka eine klare Aussage.