Velbert/Mülheim. Trainer des HC Velbert bezwingt als Bergsteiger mächtige und gefährliche Höhen. Auf dem Kilimanjaro wagte er gar einen Heiratsantrag.

In der Hockey-Szene ist Maurice Krampe kein Unbekannter. Der heutige Trainer der Damen des HC Rot-Weiß Velbert lief lange Zeit als Spieler für Uhlenhorst Mülheim in der Bundesliga auf, feierte bei den Eulen die Deutschen Jugend-Meisterschaften 2002, 2003 und 2005 und absolvierte immerhin sieben Jugendspiele für die deutsche Hockey-Nationalmannschaft.

Sein Alltag ist der Hockeyplatz. Wenn der 33-Jährige allerdings Urlaub hat, findet er die Freiheit zwar auch beim Sport aber nicht auf den flachen Hockeyfeldern. Stattdessen geht es hoch hinaus, ganz hoch, 5985 Meter hoch.

„Ich bin mit den Bergen großgeworden und fühle mich da wohl“, sagt Krampe, dem die Leidenschaft für den Höhenkick somit in die Wiege gelegt wurde.

Schon als Kind mit dem Drang in die Höhe

Schon als Kind setzte er sich mit seinen Eltern regelmäßig in den Ferien ins Auto und düste in den Süden Richtung Allgäu. „Ich war schon immer ziemlich ehrgeizig, was körperliche Betätigung angeht“, so der Nevigeser.

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Es dauerte nicht lang, da reichten ihm die kleinen Hügel nicht mehr. Mit elf Jahren bestieg er gemeinsam mit seinem Vater im Allgäu seinen ersten Berg, den Großen Widderstein, 2533 Meter kletterte er hoch, bis er die Aussicht auf dem Gipfel genoss.

„Das Interessante an der Nummer war, dass wir drei Anläufe gebraucht haben. Wir sind bei 30 Grad losgelaufen und kurz vor dem Gipfel waren es Minus zehn“, erinnert sich Krampe.

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Spätestens nach dieser Erfahrung war sein Ehrgeiz geweckt, seine eigenen Grenzen im wahrsten Sinne des Wortes nach oben zu verschieben, immer höher hinaus zu kommen, immer den nächsten Gipfel anzuvisieren.

Erster Viertausender mit 18 Jahren

„Über einen Alpenverein habe ich mich weitergebildet und diverse Kurse absolviert. Mit 18 habe ich dann meinen ersten 4000er-Berg, den Gran Paradiso in Italien, bestiegen“, so Krampe, der sich selbst als „bergsüchtig“ und das Allgäu als zweite Heimat bezeichnet und der sich mittlerweile gleich zwei selbst gezeichnete Berge als Tattoo hat stechen lassen – unter anderem den Großen Widderstein, den Berg, an dem alles begann.

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Für seine Expeditionen muss er sich körperlich freilich fithalten. Doch das reicht nicht aus. „Es ist vor allem das Durchhaltevermögen. Man muss nicht im hohen Pulsbereich arbeiten, aber der Körper muss sich an die Höhen erst einmal gewöhnen. Man atmet kürzer und muss sich daher auch langsamer bewegen“, beschreibt Krampe die körperlichen Anforderungen an seine zweite Leidenschaft.

Kritische Situationen sind zu meistern

Während es beim Hockey eher wenige Risiken gibt, kommt es beim Bergsteigen durchaus mal zu kritischen Situationen, so auch bei Krampe.

Maurice Krampe trainiert die Damenmannschaft des HC Rot-Weiß Velbert.
Maurice Krampe trainiert die Damenmannschaft des HC Rot-Weiß Velbert. © Ulrich Bangert | Ulrich Bangert

„Einmal bin ich im Ötztal in eine Steinlawine gekommen, da konnte ich mit meinem Seilpartner noch drei, vier Meter zur Seite hüpfen, das war relativ knapp. Und ein anderes Mal ist im Allgäu unerwartet ein Griff rausgebrochen, wodurch ich an der Wand nach außen geschwungen bin und mich gerade noch festhalten konnte".

"Danach habe ich mich schon schlecht gefühlt und bin lieber den Abstieg angetreten. Man muss es nicht erzwingen“, so Krampe, der sagt, er sei grundsätzlich „defensiv und vorsichtig am Berg unterwegs“ und der weiß, dass man einen „Berg nicht besiegen“, sondern „hoffen sollte, dass er einen rauflässt“.

Höhepunkt am Kilimanjaro

Seinen Höhepunkt erlebte Krampe im März 2019, als er sich gemeinsam mit seiner Freundin Caro nach Tansania aufmachte, um den Kilimanjaro zu besteigen, das höchste Bergmassiv Afrikas.

Eigentlich wollte Maurice Krampe (r.) auf dem Gipfel des Kilimanjaro um die Hand seiner Freundin Caro anhalten - dort war es aber zu kalt. Im höchsten Lager war es dann vier Stunden später so weit.
Eigentlich wollte Maurice Krampe (r.) auf dem Gipfel des Kilimanjaro um die Hand seiner Freundin Caro anhalten - dort war es aber zu kalt. Im höchsten Lager war es dann vier Stunden später so weit. © Maurice Krampe | Maurice Krampe

„Es war eine unglaubliche Reise, weil man am Fuß des Berges losläuft und vier Klimaregionen durchschreitet. Unten ist Regenwald, dann kam Steppe, dann Grasland und dann eine Eislandschaft“, sagt Krampe. Mehrere Tage ging es in Etappen immer weiter nach oben. Je höher es war, desto schwieriger wurde es auch. „Das extremste war der Gipfeltag“, erinnert sich Krampe.

„Man geht nachts um 23.30 Uhr vom höchsten Camp los und hat noch 1300 Meter Aufstieg vor sich. Es hatte aber um 21 Uhr angefangen, ohne Ende zu stürmen. Es hat an den Zelten richtig gerüttelt und wir hatten eigentlich schon damit gerechnet, nicht loslaufen zu können", erinnert sich Krampe.

"Aber dann hat uns der Guide, den man mitnehmen muss, doch geweckt. Es war wirklich bitterkalt, minus zehn Grad und extremer Wind. Wir mussten uns alle 45 Minuten hinter einen Felsblock hocken und uns etwas aufwärmen."

Pünktlich zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel

Doch er und Caro trotzten allen Widrigkeiten und schafften es tatsächlich ganz nach oben, auf 5985 Meter, auf den Gipfel des Kilimandscharos. „Pünktlich zum Sonnenaufgang waren wir oben. Das war ein sehr cooles Erlebnis“, so Krampe, der diesen Moment mit einem Mix aus Adrenalin, Stolz, Freude, Enthusiasmus eigentlich dafür nutzen wollte, sich noch ein weiteres Mal ein Herz zu fassen und seiner Freundin einen Antrag zu machen.

Allerdings: Den „konnte ich Caro leider nicht auf dem Gipfel machen, obwohl ich den Ring in der Tasche hatte. Aber es war einfach zu kalt, um die Handschuhe auszuziehen. Da hatte ich Angst, dass mir der Ring in den Krater fällt. Den geglückten Antrag habe ich ihr dann vier Stunden später, wieder im höchsten Lager auf 4600 Meter gemacht“, sagt Krampe.

Heiratsantrag auf 4600 Meter

Heute führt der Velberter eine glückliche Ehe, beflügelt von den Bergen ist er immer noch. Neue Ziele gibt es immer wieder. „Wenn es klappt, fliege ich im Juli nach Kirgistan“, kündigt Krampe an. Denn dort steht der Pik Lenin, ein 7134 Meter hoher Berg, den Krampe schon 2019 hochklettern wollte und auf dem er es samt der Fahne des HC Rot-Weiß Velberts bereits auf 5200 Meter Höhe schaffte.

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Doch dann waren in den nächsten Tagen über ein Meter Neuschnee angesagt, hinzu kamen ein paar gesundheitliche Probleme, die Expedition musste abgebrochen werden, die Gefahr durch das schlechte Wetter und Lawinen war einfach zu groß.

Krampe: „Wenn der Berg es nicht zulässt, muss sich der Bergsteiger, der überleben will, beugen. Doch losgelassen hat es mich noch nicht.“

Das nächste Highlight steht also an, doch Krampe wäre nicht Krampe, wenn er nicht schon ein weiteres Ziel ins Auge gefasst hätte: „Wenn die Pik Lenin Besteigung erfolgreich verläuft und ich mit der Höhe über 7000 Meter gut klar komme, dann steht spätestens zum 40. Geburtstag eine Expedition zum Gasherbrum II an, mit 8035 Meter der dreizehnthöchste Berg der Welt. Das wäre dann der Höhepunkt in meinem Bergsteigerleben.“​

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