Velbert/Heiligenhaus. Kevin und Philip Hellmond haben bei der HSG Velbert/Heiligenhaus viel mitgemacht. Nun verlassen sie den Klub, blicken zurück - und voraus.
Fünf Jahre sind im Sport eine lange Zeit. In fünf Jahren kann ein Klub wie der Phönix aus der Asche emporsteigen oder sich immer mehr dem Abgrund nähern. Trainer kommen und gehen, Spieler erst recht. Fünf Jahre bei einem Klub – das ist nicht die Regel sondern eher die Ausnahme.
Zwei Spieler, die bei der HSG Velbert/Heiligenhaus fünf Jahre Lang Hochs und Tiefs miterlebt und somit eine Ära mitgeprägt haben, sind die beiden Brüder Kevin (29) und Philip Hellmond (31). Doch nun ist Schluss, beide verlassen die HSG, mit unterschiedlichen Zielen.
Kevin Hellmond muss aufhören
„Ich bin vor fünf Jahren aus Wülfrath nach Velbert gewechselt und habe mich von Anfang an wohlgefühlt“, erinnert sich Kevin Hellmond, der seine Karriere verletzungsbedingt beenden muss, sich am Kreis künftig nicht mehr um den Gegenspieler dreht.
„Es ist vielleicht ein blöder Abgang. Allerdings hatte ich früher auch schon einmal einen Achillessehnenriss. Da sollte man schon auf den Körper hören und sich überlegen, ob man weitermachen kann“, sagt er. Der geschundene Körper schrie – und Hellmond hörte.
Sein älterer Bruder Philipp hört aktuell ebenfalls viele Schreie, das jedoch aus einem deutlich erfreulicheren Grund, ist er doch Vater eines kleinen Mädchens geworden. „Ich war sechs Jahre bei der HSG, habe schon immer mit Kevin zusammengespielt, wenn es irgendwie gepasst hat. Als ich nach Velbert kam, war es ein sehr ambitionierter Verein mit vielen Möglichkeiten“, so Philip Hellmond, der anders als sein Bruder auch in der nächsten Saison noch Handball spielt, zum Landesligisten Vohwinkeler STV nach Wuppertal wechselt.
„Ich wohne in Wuppertal. Es hat sich angeboten, weil mein Ex-Coach der A-Jugend Jens Leiß dort Trainer ist. Ich bin nun 31 Jahre alt, Vater geworden. Da wollte ich noch einmal etwas anderes machen“, sagt der Rückraum Mitte-Spieler.
Nette Verabschiedung
Eins wird ihm bei dem neuen Klub aber fehlen. Sein Bruder: „Am liebsten hätte ich es mit Kevin gemacht. Wir waren in unserer Karriere immer nur gut, wenn der andere dabei war. Ich spiele den Ball, er fängt ihn. Das werde ich schon vermissen.“
Genau dieses Gefühl herrscht auch auf der Seite des Klubs, mit warmen Worten wurden die Hellmond-Brüder verabschiedet. Sie seien „einzigartige Wegbegleiter und exzellente Handballer. Wir sind stolz, dass ihr die letzten Jahre in unserem Verein verbracht habt und wünschen euch alles erdenklich Gute – beruflich, sportlich und privat. Ihr seid tolle Menschen und ihr werdet immer einen Platz in diesem Verein haben“, heißt es auf den offiziellen Kanälen des Klubs.
„Es freut einen, dass man mit so warmen Worten verabschiedet wird“, gibt Philip Hellmond unumwunden zu und ergänzt: „Wir haben uns beide für die HSG kaputt gemacht, das gehört beim Handball dazu. Wir sind Sportler, die es mit Herz machen, die es durchziehen und auch deswegen so lange geblieben sind.“
Auch Kevin sieht das ähnlich: „Mir war es immer wichtig, dabei zu bleiben, auch wenn es nicht so toll lief. Es war eine Berg- und Talfahrt aber unter dem Strich eine schöne Zeit.“ Berg- und Talfahrt, Auf und Ab, Hochs und Tiefs – die Zeit, die die Hellmond-Brüder bei der HSG verbrachten, gleicht wirklich einer Achterbahnfahrt.
Auf der Suche nach der Identität?
Mal waren die Handballer ganz nah dran am großen Coup, dann wiederum gelang die Rettung erst kurz vor Schluss. „Wir hatten wirklich gute Saisons, gefolgt von katastrophalen“, sagt Philip Hellmond. „Manchmal war es nicht zu verstehen. Wenn wir von den Namen her einen guten Kader hatten, haben wir nicht so gut gespielt. Da guckte man nach links und nach rechts und sah nur super Typen aber irgendwie passte es nicht. Als wir ein eingeschworener Haufen waren, lief es deutlich besser“, so der 31-Jährige, der die HSG weiterhin auf der Suche nach seiner eigenen Identität sieht.
„Es war auch immer ein Kommen und Gehen im Verein. Ich glaube, er ist bis heute auf der Suche danach, was er überhaupt möchte. In Velbert ist unendlich viel Potenzial, das hat man immer gespürt. Aber es in die Halle zu bekommen, daran hat es etwas gehapert.“
Das sieht auch sein Bruder so. „Wir hatten vor drei oder vier Jahren eine sportlich schlechtere Phase, waren unten drin und haben eine Rutsche gegen den Tabellenletzten bekommen. Da waren alle niedergeschlagen und direkt danach gewannen wir gegen den späteren Aufsteiger“, so Kevin Hellmond.
Ein Sinnbild für die vergangenen Jahre bei der HSG, wie auch die wechselnden Übungsleiter. „Wir hatten einen gewissen Trainerverschleiß, wo man sich auch fragt, woran das liegt. Am Trainer, an der Mannschaft? Je älter man wird, desto reflektierter geht man an so etwas heran. Ich glaube, es waren gute Trainer da. Wie Marvin Wettemann zum Beispiel. Er war sehr jung aber handballtechnisch ein super Typ“, so Philip Hellmond.
Oliver Franke bleibt in Erinnerung
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Auswärts hatte das Team der HSG immer wieder seine Schwächen, zu Hause gelang mehr, und das obwohl es mit der Fankultur in Velbert laut Kevin Hellmond „immer etwas schwer“ war. Ein Anhänger ist ihm aber doch besonders in Erinnerung geblieben: „Der Hellmut. Er war immer bei den Spielen voll dabei, dabei ist er bestimmt 80 Jahre alt“, sagt Kevin Hellmond und lacht.
Und noch ein weiterer Wegbegleiter gehört für die beiden Brüder untrennbar zu ihrer Zeit bei der HSG – Oliver Franke: „Er war eine prägende Figur. Das ist schon ein Typ, da bleibt auch hängen, was man zusammen erlebt hat“, sagt Philip Hellmond und sein Bruder ergänzt: „Ich werde ihn und auch Zeckerija Malagic vermissen, die beide nun zurückkehren. Deswegen ist es gerade etwas doof. Zwei, die wir sehr lieb gewonnen haben, kommen nun, wenn wir unseren Abschied feiern.“
Trainerdebüt geglückt
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Möglicherweise ist es ja mehr eine Pause als eine Trennung, ein Auf Wiedersehen als ein Lebewohl. Denn noch ist nicht sicher, wohin sie der Weg des Handballerlebens weiterhin führt. Vielleicht gemeinsam auf die Trainerbank? „Das haben wir bei der HSG sogar schon einmal gemacht“, betont Kevin Hellmond. „Marvin Wettemann lag mit Fieber im Bett. Philip und ich waren wieder einmal verletzt. Da haben wir den Trainerposten im Pokal übernommen, gegen Cronenberg, die eine Liga höher spielen. Nach doppelter Verlängerung und sieben Meter haben wir die nächste Runde erreicht. Das hat schon Spaß gemacht“, erinnert sich der Kreisläufer.
Und auch Philip sagt: „Das war schon ein Erlebnis, das war nicht schlecht.“ Beste Voraussetzungen also für die Karriere nach der Karriere.
Auf die Jugend setzen
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Doch zunächst steht ein anderes Kapitel an, noch ist zumindest bei Philip Hellmond das Buch nicht zu Ende, es folgt noch der Epilog. Der HSG wünschen beide auf jeden Fall nur das Beste. Philip Hellmond:. „Wir haben gemerkt, dass sich etwas tut. Jetzt kommt es für den Verein darauf an, eine gute Jugend hochzuziehen. Ich glaube die letzte Saison war ein Ausrutscher. Es ist eine junge Mannschaft. Wir kommen noch aus einer etwas älteren Schule, wo man auch mal einen Ball holen muss, ein Bierchen bringen. Ich hoffe das bleibt in Erinnerung. Ich hoffe, die Spieler betreiben es mit Herz, so wie wir es auch gemacht haben. Es war die letzten 20 Jahre unser Lebensinhalt.“
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