Mülheim. Spät und kurios: Der Mülheimer FC 97 siegt zum Auftakt der Oberliga Niederrhein gegen Kleve. Was in den Schlussminuten geschah.
Als Nurettin Kayaoglu in der 92. Minute goldrichtig stand und den Ball am zweiten Pfosten in die Maschen drosch, vergaß der Routinier des Mülheimer FC 97 alles. Er riss sich nach dem späten Siegtreffer im Spiel gegen den 1. FC Kleve jubelnd das Trikot vom Leib. Da er schon vorbelastet war, musste er das Siegtor mit der Gelb-Roten Karte bezahlen.
Als Schiedsrichter Anderson nach fast 97 Minuten das erste Oberliga-Spiel der neuen Saison auf der Ausweichanlage an der Südstraße beendete, konnte der Mülheimer FC mit diesem kleinen Schönheitsfehler gut leben. Aufgrund zahlreicher Chancen in der zweiten Halbzeit sicherte sich der Vorjahresaufsteiger am Ende verdient die drei Punkte, die vor einem Jahr noch die Klever aus dem Ruhrstadion entführt hatten.
MFC-Coach: „Waren die Mannschaft, die es mehr wollte“
„Das zeichnet meine Mannschaft einfach aus, dass wir mehr als 90 Minuten fighten“, sagte Trainer Ahmet Inal nach dem siegbringenden Treffer in der zweiten Minute der Nachspielzeit. „Wir waren die Mannschaft, die es mehr wollte. Ich habe das schon beim Warmmachen in den Augen der Jungs gesehen“, meinte Inal.
- So lief das Spiel: Liveticker zum Nachlesen: Später Siegtreffer für den MFC 97
Dabei musste seine Mannschaft aber zuerst einen Rückstand drehen. Nach einem eigentlich missglückten Freistoß kam der Ball auf die rechte Seite. Die Flanke versuchte Keeper Tolunay Isik mit einer Hand zu entschärfen, erwischte das Spielgerät aber nicht mehr, und am zweiten Pfosten konnte Juliano Ismanovski ungehindert vollstrecken.
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„Wir waren in der ersten Halbzeit ganz klar die bessere Mannschaft, und gehen dann zu Unrecht mit der ersten nicht mal richtigen Torchance in Rückstand“, haderte Ahmet Inal.
21 Fotos: Oberliga-Auftakt Mülheimer FC 97 gegen 1. FC Kleve
Der Glaube an seine Elf sei aber da gewesen. „Deswegen sind wir auch entspannter in die Kabine gegangen. Dass wir zurückkommen, wussten wir. Ich habe den Jungs aber auch gesagt, dass sie an sich glauben sollen und dass mehr drin ist als ein Unentschieden.“
Chancenplus sprach zunehmend für die Mülheimer
Sechs Minuten nach dem Seitenwechsel war es dann bereits so weit. Eine Flanke aus dem rechten Halbfeld verlängerte Anil Yildirim per Kopf ins lange Eck.
Im weiteren Verlauf erspielte sich der MFC dann zunehmend ein klares Plus an Torchancen. Die mit Abstand Dickste hatte der eingewechselte Oben Robert Molango, der aber an Kleves Keeper Ahmet Taner und dessen überragender Fußabwehr scheiterte. Auch Harding Beira (66.) und Cem Sabanci (72.) fanden im Schlussmann der Gäste ihren Meister.
Später Siegtreffer als Belohnung für den MFC
„Wir haben auch gesehen, dass sie irgendwann platt waren“, meinte Inal, dessen Mannschaft bis zum Schluss marschierte, aber zunehmend auch das Risiko abwägen musste, um nicht am Ende mit ganz leeren Händen da zu stehen.
Das konnten die Styrumer nicht nur verhindern, sondern in der 92. Minute auch noch den ersehnten Lucky Punch erzielen. „Das war am Ende einfach die Belohnung für die fünf, sechs großen Chancen. Das 2:1 geht auch in Ordnung, auch wenn Kleve eine Drangphase hatte. Selbst da hatten wir Chancen“, analysierte der MFC-Coach.
Trotz Sieg: Mülheimer Trainer legt den Finger in die Wunde
Der Trainer legte aber auch gleich den Finger in die Wunde. „Man wird nicht in jedem Spiel so viele Chancen bekommen. Was wir liegen gelassen haben, war ja wirklich schon grenzwertig“, so Inal. Der frühere Stürmer weiß zu gut, dass Nachlässigkeiten vor dem gegnerischen Tor auch oft vom Gegner bestraft werden. „Das Lehrgeld haben wir ja schon oft genug bezahlt.“
Jetzt gelte es an den guten Start anzuknüpfen. Deswegen bremste Inal seine Schützlinge auch ein Stück weit in ihrer Freude. „Wir haben noch keine Meisterschaft oder keinen Pokal gewonnen, sondern nur drei Punkte. Wir freuen uns einfach, dass wir einen guten Start hatten“, so Inal.
Seitenhieb in Richtung Konkurrenz: „Gezeigt, dass wir noch nicht abgestiegen sind“
Der Coach konnte sich einen kleinen Seitenhieb in Richtung der Konkurrenz nicht ganz verkneifen. „Wenn es neun Trainer gibt, die dich als Absteiger tippen, dann freue ich mich, dass wir denen gezeigt haben, dass wir noch nicht abgestiegen sind“, sagte der Coach mit einem strahlenden Grinsen.
Das erste Auswärtsspiel der neuen Saison bestreitet der MFC am kommenden Sonntag beim 1. FC Monheim, der sich zum Auftakt dem Aufsteiger SV Biemenhorst mit 1:2 geschlagen geben musste.
So spielten sie: Namen & Daten zur Landesliga-Partie
Mülheimer FC 97 – 1. FC Kleve 2:1 (0:1)
Tore: 0:1 Ismanovski (28.), 1:1 Yildirim (51.), 2:1 Kayaoglu (90.+2)
MFC: T. Isik – Anadol, Kayaoglu, Aydin, Dalyanoglu (90.+6 Karkar) – Y. Isik, Uzun (76. Öncel) – Beira (87. Yeboah), Maluze – Yildirim (60. Molango), Sabanci