Mülheim. Für Sven Achterfeld war das Rudern keine Liebe auf den ersten Blick. Nun hat er große Ziele und will die Schritt für Schritt erreichen.

Am 3. August will der Deutschland-Achter im Olympischen Ruder-Finale von Paris um die Medaillen kämpfen. Angeleitet von der Mülheimer Bundestrainerin Sabine Tschäge. Auch ein weiterer Mülheimer wird dann genau hinschauen, träumt er doch selbst davon, einmal im deutschen Vorzeigeruderboot zu sitzen.

Sven Achterfeld sitzt in der prallen Sonne vor dem Bootshaus der Mülheimer Rudergesellschaft, als er über seine Zukunftsaussichten im Sport spricht. Immerhin: Der 21-Jährige startet vom 18. bis 23. August in Kanada bei der U23-Weltmeisterschaft – genau wie die beiden Mülheimerinnen Charlotte Heyltjes und Kristin Burkert-Scholz.

„Der Achter ist das Boot, in das man rein will“

Der Achter, in dem der Jura-Student dort sitzt, ist so etwas wie das Nachwuchsboot des berühmten Deutschland-Achters. „Das ist natürlich das Boot, in das man rein will. Der Deutschland-Achter hat eine große Tradition, vor allem auch bei Olympia mit vielen Medaillen“, sagt Sven Achterfeld. Doch er weiß auch: „Den selbst zu erreichen, ist ein sehr hohes Ziel.“

Aktuell hat der Mülheimer aber noch ein Jahr in der U23-Klasse vor sich und ist gedanklich noch weit weg von einem Platz im berühmten Achter. „Ich bin eher ein Freund davon, langsam Stück für Stück seine Ziele zu verfolgen.

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So war es schon immer, seit er einst durch seinen drei Jahre älteren Bruder zum Rudern kam. „Ich war damals noch Fußballer und fand’s beim ersten Mal doof“, schmunzelt der 21-Jährige heute. Mit der Zeit habe es ihn aber doch noch gepackt. Zum einen durch den Sport im Freien und durch einen völlig anderen Mannschaftsgedanken beim Rudern.

Gegeneinander versus Miteinander? So erklärt der Mülheimer den Rudersport

„Wir haben eine ganz seltsame Mischung aus gegeneinander und miteinander“, sagt Achterfeld. Dazu muss man wissen: Im Rudern werden die einzelnen Bootsklassen über jede Saison neu zusammengesetzt. Zuerst wird im Zweier gefahren, daraus ergeben sich später die größeren Bootsklassen. „Nur wenn der Zweier gut funktioniert, heißt es nicht, dass beide nominiert werden. Mir ist es schon passiert, dass mein Zweierpartner zur WM gefahren ist, weil ich nicht physisch stark genug war“, berichtet der Ruderer.

So fing alles an: Sven Achterfeld bei der Jungen- und Mädchenregatta der MRG 2016.
So fing alles an: Sven Achterfeld bei der Jungen- und Mädchenregatta der MRG 2016. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Dadurch bekommt jedes Rennen in der Saison eine wichtige Bedeutung. „Es gibt eigentlich keine entspannte Phase“, weiß Achterfeld. Jeder in der Trainingsgruppe sei gleichzeitig Konkurrent und Freund.

Mülheimer ist in der U19 erstmals international unterwegs

Dieser Leistungsgedanke, das wurde ihm spätestens im Juniorenbereich klar, reizt den Mülheimer besonders. Dennoch war die Nationalmannschaft lange kein Thema. Das änderte sich erst im zweiten U19-Jahr. Damals qualifizierte er sich für die U19-EM in München.

Nach dem Ende der U19-Zeit und dem Abitur an der Otto-Pankok-Schule stand ein Umbruch an. Sven Achterfeld wechselte zum Stützpunkt nach Dortmund. „Der bietet alles, was man sich im Rudern an Unterstützung wünschen kann“, ist der Mülheimer nach wie vor begeistert. Nicht nur, weil dort die besten Athleten aus Deutschland zusammenkommen, sondern weil der Stützpunkt Verbindungen zur Technischen Universität Dortmund und zur Ruhr-Universität Bochum unterhält. „Das ermöglicht uns, Klausuren auch mal anders zu schreiben“, sagt Achterfeld, der an der RUB Jura studiert und im Trainingslager in Ratzeburg eine Klausur schreiben wird, die sonst im Hörsaal stattfindet.

Wie ein normaler Tag am Dortmunder Stützpunkt aussieht

Ein normaler Tag sieht so aus: Erste Einheit um 7.30 Uhr, dann Frühstück am Stützpunkt, auf zur Uni und danach zurück zur zweiten Trainingseinheit. „Der Sport steht im Fokus, aber ich versuche, noch möglichst viel nebenher zu schaffen“, sagt der 21-Jährige.

Arbeitet jeden Tag für seinen Sport: Der Mülheimer Sven Achterfeld (21).
Arbeitet jeden Tag für seinen Sport: Der Mülheimer Sven Achterfeld (21). © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Bei der Deutschen Juniorenmeisterschaft gewann er zwei Titel und wurde anschließend für die WM nominiert. Über die Saison hatte sich herauskristallisiert, dass der Mülheimer zum Team des Achters gehören wird. Zwischenzeitlich war er sogar ein Kandidat für den Posten des Schlagmanns. „Da habe ich mich aber nicht so richtig wohl gefühlt“, sagt Achterfeld, der nun im Bug sitzen wird.

Technische Fähigkeiten sollen bei der U23-WM zum Tragen kommen

Dort will er seine Stäken im technischen Bereich ausspielen. „Hinten im Heck fährt man viel über Kraft, da wird’s gerne mal stumpf.“ Und was ist das Ziel? Die Gegner sind den Deutschen eher unbekannt. Aber Sven Achterfeld weiß genau, was er nicht will: Bei der U19-EM war er Vierter, bei der U23-EM einmal Fünfter und erneut Vierter. Diesmal soll es nicht nur knapp an der Medaille vorbeigehen.

Noch ein Jahr hat er im U23-Bereich vor sich, danach besteht die Option, in den A-Bereich vorzustoßen. Schon heute trainiert er am Stützpunkt mit Olympia-Teilnehmern zusammen. „Das ist immer eine Inspiration und Motivation“, sagt Achterfeld. In Zukunft möchte er sich dort „integrieren, eingliedern und meinen Namen in die Waagschale werfen.“