Mülheim. Noch am Montag rechneten weder Oliver Röder noch Kai Timm damit, am Freitag an der Speldorfer Seitenlinie zu stehen. Wie sie die Aufgabe angehen.

Manchmal kann es helfen, nicht zu lange über etwas nachdenken zu können. So wird es auch den beiden neuen Trainern des VfB Speldorf gehen, die erst zu Wochenbeginn anstelle von Julien Schneider installiert wurden und die schon am Freitagabend mit dem Lokalderby gegen Rot-Weiss Mülheim (19.30 Uhr, Saarner Straße) ihre erste von fünf Aufgaben zu bewältigen haben.

„Hätte mir das am Montag jemand erzählt, hätte ich ihn für verrückt erklärt“, lacht Kai Timm. „Eigentlich bin ich seit Jahren nur interessierter Vater“, erklärt der 55-Jährige, dessen Sohn Janis bekanntlich einer der Speldorfer Leistungsträger ist. Er war auch der erste, mit dem Timm nach „hektischem Hin-und-her-Telefonieren“ sprach. Der Stürmer legte offenbar kein Veto ein, in den kommenden Wochen von seinem Vater trainiert zu werden.

VfB Speldorf: Timm und Röder leiteten am Dienstag die erste Einheit

So leitete Kai Timm bereits am Dienstag die erste Einheit – gemeinsam mit Rückkehrer Oliver Röder. „Ich hatte meine Entscheidung ungefähr drei Stunden vorher getroffen“, schmunzelt der Coach, der schon einmal fünf Jahre lang an der Seitenlinie des VfB stand. Sein künftiger Trainerkollege bezeichnet ihn als „intimen Kenner des Vereins“.

Auch interessant

Dabei war Röder zuletzt schon völlig raus aus dem Fußball, lehnte eine Rückkehr vor drei Jahren noch kategorisch ab. „Eigentlich hatte ich mich mit meinem Fußballrentner-Dasein ganz gut abgefunden“, so Röder. Aber dann habe er zu lange zugehört...

Weitere Nachrichten zum Thema

Seine Entscheidung macht der 53-Jährige auch an Kai Timm fest. „Er ist ein Mann der Expertise, dem ich total vertraue und den ich schon immer sehr geschätzt habe. Er hat ein unfassbares Wissen“, sagt der Coach. Zum Vereinschef Kevin aus der Wieschen hatte er ohnehin nie den Kontakt verloren, Sportchef Patrick Dertwinkel kannte Röder schon als B-Jugendlichen. „Der Junge war immer geradeaus, der hat mir immer gut gefallen“, freut sich der Rückkehrer auf die Zusammenarbeit.

Wie die Rollenverteilung letztlich aussehen wird und ob der eine eher Chef- und der andere eher Co-Trainer wird, ist den beiden Coaches ziemlich egal. „Ich glaube es kann auch als Doppelspitze funktionieren. Es liegt nur daran, wie man sich abspricht“, sagt Röder, der Timm beim Training freie Hand lassen will. „Ich kann unterstützend helfen.“

Neue Trainer wollen Wertschätzung für ihren Nachfolger hochhalten

Beide betonen, dass sie nicht gerade auf die Aufgabe gewartet haben. „Ich bin hier nicht mit großem Hurra hingekommen“, sagt Röder. Man dürfe auch die Wertschätzung für den Vorgänger nicht verlieren. „Wenn es am Ende klappt, dann ist das seine Arbeit“, sagt Röder über Schneider.

Kai Timm als Trainer von Schwarz-Weiß Alstaden während der Oberhausener Hallenfußball-Stadtmeisterschaft.
Kai Timm als Trainer von Schwarz-Weiß Alstaden während der Oberhausener Hallenfußball-Stadtmeisterschaft. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Ähnlich sieht es auch Kai Timm. „Den Aufstieg hätte man Julien Schneider zu verdanken. Dass der Verein die Ziele gefährdet gesehen hat, kann man aber nachvollziehen“, so der 55-Jährige, der nicht nur als Vater von Janis Timm einige Spiele gesehen hat, sondern durch seine Arbeit an verschiedenen Stützpunkten auch den einen oder anderen VfB-Kicker kennt.

Kai Timm kennt den ein oder anderen Speldorfer aus der Vergangenheit

„Ich kenne Maurice Schumacher und Pierre Kanzen gut, Patrick Dertwinkel kenne ich noch als Jugendspieler. Maxi Fritzsche war bei mir, als ich bei RWO war und auch Isi Öztürk habe ich mal mitverfolgen dürfen“, zählt der Coach auf.

„Ich freue mich auf die Aufgabe und habe Riesenspaß daran, wieder auf dem Platz zu stehen“, sagt Timm. Gemeinsam mit Oliver Röder wird er nun versuchen, „die richtigen Knöpfe zu drücken und wieder eine andere Stimmung reinzukriegen. Am Ende ist Fußball in dem Zusammenhang ein Kopfspiel.“

Fünfte Gelbe Karte: Vize-Kapitän verpasst das Derby

Die Aufgabe ist denkbar einfach: Mit möglichst fünf Siegen soll das neue Duo den VfB zurück in die Landesliga führen. „Vielleicht ist es gar nicht schlecht, dass wir jetzt gar nicht so lange Zeit haben, sondern uns auf das Wesentlich konzentrieren können“, so Röder.

Nämlich einen Sieg über Rot-Weiss Mülheim am Freitagabend. An dem wird Maximilian Fritzsche aufgrund der fünften Gelben Karte nicht mitwirken können. Fabian Schürings und Marvin Hohensee konnten die erste Einheit unter Timm und Röder nicht absolvieren.