Mülheim. Der VfB Speldorf führt die Tabelle der Bezirksliga an – trotzdem trennt er sich von Trainer Julien Schneider. Das sind die Hintergründe.

Mit einem komfortablen Vorsprung von neun Punkten ging der VfB Speldorf als Tabellenführer in die Rückrunde der Fußball-Bezirksliga. Fünf Runden vor dem Ende ist der Abstand zu zwei Dritteln aufgebraucht, zuletzt schien das Momentum zu kippen. Die Mülheimer sahen sich daher in der Pflicht, zu handeln.

Am späten Montagabend wurde Trainer Julien Schneider darüber informiert, dass er sein Werk an der Seitenlinie des VfB nicht zu Ende bringen darf. „Es waren schon zwei harte Tage für mich, in denen das Telefon nicht still stand“, sagte der Vereinsvorsitzende Kevin aus der Wieschen. „Aber wir wollten es vernünftig analysieren und keine Kurzschlussentscheidung treffen“, so der Vereinschef, nachdem die Mannschaft nach dem neuerlichen Unentschieden gegen den Duisburger SV 1900 sogar den letzten Vorsprung zu verspielen drohte.

VfB Speldorf setzt auf den Effekt des frischen Windes

Dass die Speldorfer nach dem Sieg des MSV 07 über Duisburg 08 weiterhin drei Punkte Vorsprung haben, änderte an der Entscheidung letztlich nichts mehr. „Es ist schon eine seltsame Situation, dass der Tabellenführer seinen Trainer austauscht“, ist sich Aus der Wieschen bewusst.

Der Vorstand habe sich aber überlegt, welche Impulse noch gesetzt werden können, um das vor der Saison gesteckte Ziel, noch zu erreichen. „Das hat nichts mit der Person von Julien Schneider zu tun“, betont der Vorsitzende. „Vielleicht musste da einfach mal irgendwo ein neuer Wind rein.“

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Zuletzt sei die Spielfreude und die Spielidee ein Stück weit verloren gegangen. „Die Qualität der Mannschaft passte nicht mehr zu dem, was sie jetzt gespielt hat“, findet Aus der Wieschen.

Ein Trainerwechsel, weil die Ziele des Vereins gefährdet sind? Irgendwo hat man das in den vergangenen Wochen schonmal gehört. „Wir haben entschieden, dass jetzt der Zeitpunkt sehr gut ist, jetzt hast du diesen Vorsprung noch“, erklärt Aus der Wieschen den Weg zur Trainertrennung. „Wir wollten es jetzt auch nicht mehr künstlich in die Länge ziehen, sondern eine Entscheidung treffen.“

So jubelte Julien Schneider zwischenzeitlich über neun Punkte Vorsprung.
So jubelte Julien Schneider zwischenzeitlich über neun Punkte Vorsprung. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Wohl auch, um sich im Falle eines Nicht-Aufstieges nicht vorwerfen lassen zu müssen, man habe nicht alles probiert. Wenn es doch klappt, will der Vorsitzende den Anteil von Julien Schneider keinesfalls vergessen. „Dann lag es zum großen Teil auch an seiner Person.“

Scheidender Trainer: „Situation ist ein Stück weit unbefriedigend“

Für den scheidenden Coach ist die Situation „ein Stück weit unbefriedigend“, fünf Spieltage vor Saisonende gehen zu müssen. „Wir sind immer noch der Tabellenführer mit den meistgeschossenen Toren. Da ist es schon schade, wenn man dann das Schiff verlassen muss, obwohl man es erst auf Kurs gebracht hat“, so Schneider.

Er zählt die Entscheidung zu den üblichen Mechanismen im Fußball. „Es gehört dazu, dass man es professionell aufnimmt“, so der Coach. Klar habe der Trend zuletzt nicht gestimmt. „Aber wir haben auch eine Hinrunde gespielt, die über Niveau war und das wird uns jetzt als Malus ausgelegt.“

Julien Schneider hat Verständnis für den Vorstand

Dass der Vorsprung zuletzt schmolz, habe an vielen Kleinigkeiten gelegen. „Da steckt man auch nicht immer drin“, sagt Schneider. Er kann verstehen, „dass der Druck auf den Vorstand groß wurde. Der Verein versucht, einen Impuls zu setzen, um die Jungs noch mal wach zu machen.“

Nachdem die Gerüchteküche zwei Tage lang brodelte wurde der Coach schließlich am späten Montagabend informiert. Dass er dem VfB weiter den Aufstieg sowohl wünscht als auch zutraut, liegt auf der Hand. Zum Abschied denkt Schneider vor allem an „einige Zuschauer, die den Verein bedingungslos unterstützen – egal wer Trainer oder Sportlicher Leiter ist. Wenn die das lesen, wissen sie, dass sie gemeint sind.“