Bhubaneswar (Indien). Deutschlands Hockey-Team spielt eine starke WM. Mittendrin: HTC Uhlenhorsts Moritz Ludwig und Lukas Windfeder. Was Ludwig aus Indien berichtet.

Wie wichtig dieses Tor ist? Da muss man sich nur Victor Wegnez’ Jubel anschauen. Sein Flachschuss schlägt im rechten Eck ein, unhaltbar für Alexander Stadler im Tor der deutschen Hockey-Auswahl. Es ist der Treffer zum 2:2, fünf Minuten vor dem Schluss gleichen die Belgier im zweiten Gruppenspiel der Weltmeisterschaft in Indien aus – Victor Wegnez reißt die Augen auf, schreit die ganze Freude raus.

Dass die „Honama“, wie die deutsche Hockey-Nationalmannschaft bezeichnet wird, am Dienstag überhaupt einen Punkt mitnimmt, ist eine Überraschung. Die Belgier sind Turnierfavorit, haben die vergangene WM gewonnen. Dennoch: Kurz vor Schluss den Ausgleich zu kassieren, das ist nie schön.

Hockey WM in Indien: Ludwig und Windfeder vom HTC Uhlenhorst sind dabei

„Es war schade, aber wir können damit schon leben“, sagt hingegen Moritz Ludwig. „Das 2:2 war gerecht“, schiebt der 21-Jährige. Bundestrainer André Henning, ehemaliger HTCU-Coach, sieht das ähnlich. „Das Ergebnis nervt, gleichzeitig haben wir einmal mehr gezeigt, dass wir auch gegen die Nummer eins der Welt mindestens auf Augenhöhe sind.“ Das mache Mut für die „bald startende heiße Turnier-Phase“ – für die sich Deutschland um die beiden Uhlenhorster Ludwig und Lukas Windfeder einiges vorgenommen hat.

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Sonnig ist es gerade im Bhubaneswar, Temperaturen um die 30-Grad-Marke zeigt das Thermometer in der ostindischen Großstadt an. Ludwig ist schon einmal hier gewesen, bei der U21-WM im Dezember 2021. „Sehr angenehm“ sei es im Team-Hotel der deutschen Auswahl. „Die Zimmer sind gut, wir haben auch einen Garten mit Pool und Liegen.“

Die Tage sind eng getaktet: Frühstück, Training, Mittagessen, abends, wenn kein Spieltag ist, noch ein Training, zwischendurch Kartenspielen oder Lernen. Länger schlafen dürfen die Nationalspieler, wenn ein Match ansteht: Nachmittags bespricht sich das Team dann, ehe es ins Stadion fährt, wie am Dienstag.

2:2 spielte die deutsche Hockey-Nationalmannschaft gegen Belgien.
2:2 spielte die deutsche Hockey-Nationalmannschaft gegen Belgien. © dpa | Frank Uijlenbroek

Feuerwerksraketen schießen nach den Toren in den Himmel, die Tribünen im Kalinga Stadium sind voll. In Indien ist Hockey Volkssport, Nummer zwei hinter Cricket. „Das ist schon mega cool, so etwas zu erleben“, sagt Mannschaftskapitän Mats Grambusch. „Als wir gelandet sind, warteten zehn bis zwölf Kamerateams auf uns.“ Das kennen sie aus Deutschland nicht.

Deutschland trifft bei der Hockey WM auf Südkorea

20.000 Zuschauer werden an diesem Freitag in Rourkela erwartet, wenn die DHB-Auswahl auf Südkorea trifft (14.30 Uhr/DAZN) – die Anreise hatte es in sich, wie Lukas Windfeder erzählt: „Aufgrund von Nebel konnte der Flughafen nicht direkt angeflogen werden, wir mussten zu einem anderen ausweichen und dann drei Stunden mit dem Bus fahren.“

Inzwischen ist die Mannschaft angekommen, sie bereitet sich nun auf das finale Gruppenspiel vor. Vier Punkte hat die deutsche Auswahl derzeit. Den Auftakt gegen Japan hatte sie 3:0 gewonnen, dann folgte das Belgien-Remis.

Brennpunkte vom Mülheimer Hockey:

Vor dem letzten Vorrundenspiel sieht die Konstellation wie folgt aus: Die DHB-Auswahl muss einen um drei Tore höheren Sieg als Belgien gegen Japan schaffen, um als Erster direkt weiterzukommen. Landen Ludwig, Windfeder und Co. auf dem zweiten Platz, können sie sich in einem „Crossover“-Spiel für die nächste Runde qualifizieren.

Lesen Sie hier das Portrait: Moritz Ludwig – keine Angst vor großen Zielen.

Das ist das Ziel. „Unsere Mannschaft ist in einer guten Verfassung. Genau das haben wir uns im Sommer auch vorgenommen, wir alle haben das gut durchgezogen“, sagt Moritz Ludwig. „In den Spielen haben wir noch nicht unsere besten Leistungen gezeigt, wir können aber zufrieden sein. Wir wissen, in welchen Bereichen wir uns noch steigern können.“

Uhlenhorsts Ludwig: „Wir haben große Persönlichkeiten im Team“

Zufrieden, das ist er bislang auch mit seinen eigenen Leistungen. Klar war schon vor der WM im knapp 7500 Kilometer entfernten Indien, dass er als Youngster auch dabei ist, um sich von den älteren Kollegen etwas abzuschauen. „Wir haben große Persönlichkeiten und sehr erfahrene Spieler im Team, die olympische Medaillen gewonnen haben. Ich genieße es, von ihnen geführt zu werden und ihre Erfahrung aufzusaugen.“

DHB- und HTCU-Teamkollege Lukas Windfeder darf man hingegen als Routinier bezeichnen. Der 27-Jährige hat 126 Länderspiele absolviert und gehört damit zu besagten erfahreneren Akteuren. „Gegen Belgien“, sagt er, „haben wir unsere Baustellen aufgezeigt bekommen.“ Noch einiges müsse das Team verbessern, „das haben wir intern besprochen. Wir sind zuversichtlich, dass wir in den K.o.-Spielen noch eine Schippe drauflegen können.“