Mülheim. Routinier Lukas Windfeder und Neuling Moritz Ludwig vertreten Deutschland bei der WM in Indien. Was ihre Erwartungen sind.
„Die Schuhe kommen doch nicht mit drauf, oder“? Hockeyspieler Moritz Ludwig ist mit Schlappen zum Fototermin mit dieser Zeitung gekommen und sorgt für ein kurzes Schmunzeln. Davon abgesehen sind er und sein Teamkollege Lukas Windfeder vom HTC Uhlenhorst Mülheim aber bestens vorbereitet für die am 13. Januar in Indien beginnende Weltmeisterschaft.
„Das gesamte letzte Jahr, vor allem die zweite Jahreshälfte war sehr intensiv“, sieht Moritz Ludwig die Weichen der Deutschen Nationalmannschaft für das Großereignis im Kalinga Hockey Stadium im indischen Bhubaneswar sowie im Birsa Munda International Hockey Stadium von Rourkela gestellt.
Erstes Großes Turnier für Moritz Ludwig in der A-Nationalmannschaft
Mit seinen 21 Jahren erlebt der Uhlenhorster Verteidiger das erste große Turnier mit der A-Nationalmannschaft, in der er erst im vergangenen Jahr debütierte. „Ich hatte einen guten Einstieg und wurde gut aufgenommen. Die flache Hierarchie macht es für junge Spieler sehr angenehm“, sagt Ludwig.
Der 21-Jährige kennt Bhubaneswar noch gut von der U21-WM, bei der er im Dezember 2021 mit den DHB-Junioren Silber gewann. „Die meisten von uns waren schonmal da und das ist auch nicht schlecht, weil es ja schon ein Kulturschock ist, den man da erfährt“, weiß der Uhlenhorster.
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Aber auch einen in positiver Hinsicht, denn schließlich ist Indien ein hockeyverrücktes Land. „Ich gehe davon aus, dass die Stadien spätestens zu den K.o.-Spielen relativ voll sein werden, vielleicht sogar ausverkauft – wenn Indien spielt, dann auf jeden Fall.“
Windfeder wurde in Indien U21-Weltmeister - mit dem heutigen Bundestrainer
Auch sein HTCU-Kollege Lukas Windfeder hat Indien in guter Erinnerung, wurde dort Ende 2013 U21-Weltmeister. Der Trainer der damaligen Junioren-Auswahl: André Henning.
Der ist mittlerweile seit einem guten Jahr Bundestrainer. Windfeder stieß verletzungsbedingt zwar erst in den vergangenen drei Monaten dazu, hat aber seit dem schon eine Veränderungen unter dem neuen Coach beobachten können. „Der Umgang in der Gruppe und mit dem Staff ist viel lockerer, menschlicher und freundlicher“, sagt der 27-Jährige.
Bundestrainer und Ex-Uhlenhorster André Henning hat an "ein, zwei Stellschrauben gedreht"
Auch hockeybezogen sei an „ein, zwei Stellschrauben“ gedreht worden. So setze Henning in der Powerplay-Defense mehr auf eine Raumdeckung, vorne soll noch mehr auf die Konterstärke gesetzt werden. „Grundsätzlich wollen wir die Potenziale und Stärken, die die einzelnen Spieler mitbringen, noch stärker hervorheben“, sagt Windfeder.
Der Routinier hat mittlerweile nicht weniger als 137 Länderspiele auf dem Buckel. „Es liegt in meiner Natur als Spieler und auch als Persönlichkeit, dass ich mich als Führungsspieler sehe und da auch reingewachsen bin“, sagt der Mülheimer über sich und seinen Stellenwert im DHB-Team. Durch die flache Hierarchie sei die Verantwortung aber auf viele Schultern verteilt.
Wo Deutschland ein Alleinstellungsmerkmal besitzt
Zum Beispiel auch bei den Strafecken. Dort hat die deutsche Mannschaft durch die Einbürgerung von Gonzalo Peillat – 2016 noch Olympiasieger mit Argentinien – nun einen echten Spezialisten mit an Bord. „Wir wollen die Stärke, die er mitbringt, auf jeden Fall nutzen. Es ist ein unglaubliches Privileg, den besten Eckenschützen der Welt in seinen Reihen zu haben. Wir haben aber auch mit Tom Grambusch und mir zwei gute Schützen“, sagt Windfeder. In der Masse und Qualität sei das ein Alleinstellungsmerkmal.
Und wo soll es damit hingehen für das deutsche Team? „Intern haben wir uns noch kein Ergebnisziel gesetzt, sondern mehr auf die Handlungsebene und die Entwicklung fokussiert. Für mich persönlich kann ich aber sagen, dass es vor allem nach der letzten WM schon schön wäre, eine Medaille zu gewinnen“, sagt Windfeder und bekräftigt: „Wir sind da, um K.o.-Spiele zu machen.“
WM 2018 zeigt, wie schnell es in der K.o.-Phase gehen kann
Der 27-Jährige weiß aber auch, wie schwer das mitunter werden kann und wirft einen Blick zurück auf die WM 2018 an gleicher Stelle: „Da haben wir gegen den späteren Weltmeister und Olympiasieger Belgien mit einem Tor verloren. Das ist bei unserer Zielsetzung zwar unbefriedigend, dass wir im Viertelfinale ausgeschieden sind, aber wenn es der Turnierverlauf so hergibt, dann ist es halt manchmal unglücklich.“
Belgien ist auch diesmal einer der Vorrundengegner, dazu Südkorea und Japan. Auch auf die beiden asiatischen Teams ist Deutschland gut vorbereitet. „Wir sind in den Genuss gekommen, beim Turnier in Cadiz gegen sie zu spielen, Belgien kennt man ja eh aus diversen Spielen im Jahr, aus allen großen Turnieren, deswegen glaube ich, dass uns da keine große Überraschung mehr erwartet“, sagt Windfeder.
Vorbereitung in Cadiz: Drei Siege, drei Niederlagen
Das Vorbereitungsturnier in Spanien begann für den DHB mit drei Siegen, endete mit drei Niederlagen. „Das war vielleicht auch nochmal gut, um die Erfahrung zu machen und nochmal ein paar Schwächen aufgezeigt zu bekommen“, sagt Moritz Ludwig. Vor allem im taktischen Bereich seien Fehler aufgetreten, ohne die man Chancen der Gegner verhindern könne. „Offensiv haben wir immer wieder neue Entwicklungsbereiche, die wir angehen wollen, vor allem im gegnerischen Kreis“, so der Youngster.
Los geht es für Deutschland am 14. Januar, 14.30 Uhr deutscher Zeit, gegen Japan. Es folgen die Duelle gegen Belgien (17. Januar, 14.30 Uhr) und Korea (20. Januar, 14.30 Uhr). Alle Partien werden live auf DAZN übertragen.