Mülheim. 1992 wurde der Golfclub Mülheim in Selbeck eröffnet. Wie es trotz Hindernissen dazu kam und was sich in den 30 Jahren bis heute getan hat.
Der 26. September 1992 ist für den Golfsport in Mülheim ein historisches Datum. Nach zwölf Jahren der Planung weihte der Golfclub Mülheim seine Anlage in Selbeck ein. Diese Geburtsstunde jährte sich in diesem Jahr zum 30. Mal. Zeit für einen Rück- und Ausblick.
Bereits im Jahr 1980 taten sich acht Herren um den ersten Präsidenten Hans Schafstall zusammen, die den Verein aus der Taufe hoben. Vier von ihnen waren bereits Golfspieler in Duisburg, nun begann die Suche nach einem geeigneten Platz in Mülheim.
Golfclub Mülheim: Gelände am Flughafen galt in den 80ern als Alternative
Michael Gilles gehörte zwar nicht zu den Gründern, war als langjähriger Platzwart aber dennoch fast von Anbeginn dabei. „Er kennt hier jeden Strauch mit Vornamen“, sagt der ehemalige Präsident Thomas Ohnhaus.
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Gilles erinnert sich dann auch daran, wie die Gründungsmitglieder des jungen Vereins schon 1981 ein Auge auf die Fläche in Selbeck warfen. „Ein Gelände am Flughafen war mal eine Alternative, weil auch da viel freies Feld war“, berichtet er.
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Wie man heute weiß, wurde es Selbeck, wenngleich der Weg dorthin ein steiniger war. „Es war die Zeit, als die Grünen als Umweltschützer erstarkten und viel Überzeugungsarbeit geleistet werden musste“, erinnert sich Gilles. Vorhandene Acker- und Weideflächen galt es, in ein kultiviertes Gelände umzugestalten. So war es auch für die Stadtverwaltung schwierig, sich gegen viele Einwände positiv zu dem Vorhaben zu bekennen.
Nach wenigen Wochen muss ein Aufnahmestopp verhängt werden
Dass es sich gelohnt hat, zeigte der sofortige Run auf den Verein. Schon wenige Wochen, nachdem die Stadt Mülheim grünes Licht gegeben hatte, musste ein Aufnahmestopp verhängt werden. Bei der Eröffnung 1992 zählte der Golfclub bereits 670 Mitglieder. Heute sind es 1240 Golferinnen und Golfer.
„Der Platz war am Anfang natürlich relativ kahl“, erinnern sich die „Zeitzeugen“. Bis heute hat sich das Areal durch Baum- und Sträucherpflanzungen kontinuierlich verbessert und damit auch verschönert. Verwendet werden durften nur hiesige Baumsorten und keine immergrünen Gehölze. Der langjährige Präsident Dr. Heinz Riedel legte großen Wert auf Sichtachsen und Transparenz im Gelände, so dass kein Alleencharakter der einzelnen Bahnen und der oft parallel dazu verlaufenden Wander-, Reit- und Spazierwege entstehen konnte.
Sieben Kilometer Rad-, Reit- und Wanderwege führen durch und um die Anlage
Sieben Kilometer dieser Wege führen durch und um die Anlage, die in den Augen der Golfer „perfekt in das Landschaftsschutzgebiet eingebettet“ ist, so dass es nie zu Auseinandersetzungen mit Fußgängerinnen und Fußgängern, Radfahrenden oder Reitenden gekommen ist.
Zwischenzeitlich erwarben die Mülheimer auch das Zertifikat „Golf & Natur“ in Gold. „Wir halten uns an alle Vorgaben – nicht nur weil es sonst teuer werden würde, sondern auch aus Überzeugung“, sagt Thomas Ohnhaus, der dem Verein von 2012 bis zu diesem Jahr zehn Jahre lang als Präsident vorstand.
Sieben Greenkeeper sind ganzjährig im Einsatz
Sieben Greenkeeper kümmern sich an 365 Tagen im Jahr um die Platzpflege. „In der Wachstumszeit im Frühjahr haben die Jungs mit den Mäh- und Pflegearbeiten am meisten zu tun“, berichtet der langjährige Platzwart. Danach, so Thomas Ohnhaus, sei die Anlage auf dem Niveau, dass internationale Turniere stattfinden können.
2007 richtete der GCM mit der Postbank Challenge zum ersten und bisher einzigen Mal ein Profiturnier aus. Seit 2015 gastierte die Internationale Amateurmeisterschaft (IAM) bereits siebenmal in Selbeck. „Die IAM ist schon mit das größte Turnier, das wir im Amateurbereich hierhin bekommen können“, sagt der neue Präsident Volker Lierhaus. Profiturniere finden in Deutschland generell kaum noch statt. Und wenn würde dies nur mit einem äußerst potenten Sponsor funktionieren.
Warum die Lage der Anlage für den Verein optimal ist
„Die Anlage würde es hergeben“, findet Ex-Klubchef Ohnhaus. Die Lage zwischen Mülheim, Essen und Ratingen, die kurzen Wege zum Düsseldorfer Flughafen und zwei großen Bahnhöfen sind für internationale Gäste ein Vorteil.
Auch auf dem Gelände selbst biete die Infrastruktur enorme Vorteile. „Der große Parkplatz sowie das Clubhaus sind in der Mitte des Geschehens, überall existieren kurze Wege“, ist Ohnhaus immer wieder begeistert.
Deutsche Profis um Marcel Siem kommen regelmäßig zum Training nach Selbeck
Nicht umsonst kommen deutsche Profis wie Marcel Siem und Maximilian Kieffer regelmäßig zum Trainieren nach Mülheim. Wegen des sehr durchlässigen und gut abtrocknenden Bodens herrschen auch im Winter gute Bedingungen. „Der Zulauf ist auch deswegen sehr groß, weil wir einer der wenigen Clubs in der Region sind, die ein relativ ebenes Gelände haben“, sagt Michael Gilles. So würden auch einige über 90 Jahre alte Mitglieder noch wöchentlich spielen können.
Um das andere Ende der Altersskala machen sich die Selbecker durch Sichtungen in Grundschulen stark. „Jugendarbeit wird bei uns groß geschrieben“, sagt Clubmanager Tim Berendsen.
Neun-Loch-Platz bietet seit 2013 jederzeit Spielmöglichkeiten
Ob Jung oder Alt: Durch den im Jahr 2013 eröffneten Neun-Loch-Platz besteht selbst während der Wettspiele immer eine Möglichkeit zum Spielen. Die Golfschule verfügt neben Chefcoach Christian Hofer über drei weitere ausgebildete Trainer. Mit ihrer Hilfe schaffte es die Damenmannschaft zeitweise bis in die erste Bundesliga.
Aufgrund dieser Aspekte sei der Mülheimer Club gewachsen, während der Golfsport vor acht bis zehn Jahren insgesamt stagniert hatte. „Vom Lockdown haben wir als Freiluftsportart natürlich besonders profitiert“, sagt Ohnhaus. Und er möchte das natürlich auch weiterhin tun.
Mülheimer Verein investiert nur eigenes Kapital
„Der Standard, der hier geschaffen wurde, ist schon auf einem Top-Niveau“, lobt der amtierende Präsident Volker Lierhaus. Dennoch muss der GCM weiter in Qualität investieren, zum Beispiel um die Wasserversorgung während der trockenen Sommermonate zu gewährleisten.
Aber – und das sei eine Vorgabe in den Gründerjahren gewesen – nur mit eigenem Kapital. „Daran haben wir uns bis heute gehalten“, sagt Thomas Ohnhaus nicht ohne Stolz. „Wir hatten noch keinen Euro Schulden.“