Mülheim. Eine 13-Jährige Golferin gewann in Mülheim die Stadtmeisterschaft der Damen. Das spricht für die Nachwuchsentwicklung in der Sportart.
Ist Golf nur ein Sport für Menschen gesetzteren Alters? Mit diesem Vorurteil muss sich die Sportart noch immer auseinandersetzen, wenngleich es schon seit geraumer Zeit Anstrengungen im Nachwuchsbereich gibt. Ein Beispiel aus Mülheim.
„Ich habe schon mit sechs oder sieben Jahren mit dem Golf angefangen“, berichtet Julia Zimmermann, die zu den größten Talenten im Golfclub Mülheim gehört. Heute ist sie 13 Jahre alt und frischgebackene Stadtmeisterin.
Golfclub Mülheim setzt vor allem im Damenbereich auf die Jugend
Und zwar nicht nur in der Nachwuchskategorie, sondern auch in der offenen Klasse. „Ich habe das im Vorfeld schon gesagt“, schmunzelt Clubmanager Tim Berendsen. „Sie ist eine der fleißigsten, was das A und O ist wie in jedem Sport oder jedem anderen Hobby, das Talent kommt dazu“, sagt Berendsen über seine „Geheimfavoritin“, die dieser Rolle letztlich auch gerecht wurde.
Der Vorteil der 13-Jährigen: Sie gehört bereits zur Damenmannschaft des Selbecker Klubs. „Der Verein hat viele aus der Jugend hochgezogen und die Mädchen wurden dort auch super aufgenommen“, berichtet Vater Kai Zimmermann. Dadurch ist seine Tochter mittlerweile gewöhnt, gegen (deutlich) ältere Kontrahentinnen zu spielen.
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„Man ist entspannter wenn man das schon öfter gemacht hat“, sagt Julia selbst. Ohnehin scheint die 13-Jährige trotz ihres Alters schon mit einer gewissen Gelassenheit an ihre Aufgaben heranzugehen. „Ich habe mir um den Sieg gar keinen Kopf gemacht, es ging darum, das Bestmögliche rauszuholen“, sagt sie.
Schön für Spielerin wie Verein ist die Tatsache, dass Julia Zimmermann nicht allein auf weiter Flur steht. Mit Chiara Bothe, Mila Salzmann und Naomi Noethe verfügt der GCM über weitere talentierte Nachwuchsspielerinnen. „Das Schöne ist ja, dass es eine Gruppe gleichaltriger Mädchen ist, die die gleichen Ziele verfolgen“, sagt auch Kai Zimmermann.
Warum im männlichen Nachwuchs eine kleine Lücke entstanden ist
Bei den Jungen, das muss Berendsen eingestehen, ist eine kleine Lücke entstanden. „Vor Corona hatten wir eine erfolgreiche Jungenmannschaft, doch manche haben leider das Interesse verloren“, so der Clubmanager.
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Dennoch verfügt der Verein aktuell über rund 100 Jugendliche, die Hälfte davon ist aktiv im Training. Durch eine Kooperation mit der Oemberg-Schule führt der GCM jährlich eine Sichtung in den zweiten Klassen durch. „Dabei wird auf das Ballgefühl geachtet und ob die Kinder schonmal andere Sportarten gemacht haben“, erläutert Berendsen.
Kooperation mit der Grundschule am Mülheimer Oemberg
Nach einer zweiten Sichtung bleiben 20 bis 30 Kinder übrig, die ein Jahr lang kostenlos mittrainieren dürfen. „Am Anfang findet natürlich viel im spielerischen Bereich statt, da achtet man noch nicht so auf die Technik“, erklärt Berendsen. Danach hänge viel von der individuellen Entwicklung ab. „Ich habe letztens mit einem Achtjährigen gespielt“, berichtet Julia Zimmermann.
Mit Projekten wie „Abschlag Schule“ fördert der Deutsche Golfverband (DGV) die Nachwuchssuche. Wenngleich noch von keiner rasanten Entwicklung gesprochen werden kann, gehen die Zahlen der golfspielenden Kinder- und Jugendlichen laut DGV-Statistik seit Jahren langsam nach oben.
Golfclub Mülheim senkt seinen Altersdurchschnitt
Hole-in-one
Für ein Highlight bei der Mülheimer Stadtmeisterschaft sorgte Anna Marquardt, die am Ende Platz drei bei den Damen belegte. Ihr gelang ein Hole-in-one, also das Spielen einer Bahn mit einem einzigen Schlag.
„Das ist schon etwas Besonderes“, findet Clubmanager Tim Berendsen. Es war das erste Hole-in-one auf der Mülheimer Anlage seit Juli 2020.
Den größten Anteil mit über 40 Prozent stellen aber nach wie vor die Über-60-Jährigen. Immerhin: „Wir haben unseren Altersdurchschnitt von 58 auf 53 gesenkt“, sagt Tim Berendsen für den Mülheimer Golfclub.
Durch die Rückkehr zu Olympia und Freizeitangebote wie Topgolf erreicht der Golfsport wieder ein breiteres Publikum. „Der Zuwachs hat sich schon seit ein paar Jahren gezeigt“, weiß Berendsen zu berichten.
Mindestens dreimal Training pro Woche
Das Hauptproblem im Golf ist, dass die irgendwann notwendigen Korrekturen nicht dazu führen dürfen, dass Kinder den Spaß verlieren. Zudem ist Golf auch zeitintensiv. Julia Zimmermann trainiert mittlerweile dreimal pro Woche, dazu kommen Fitness-, Kraft und Stabilisationstraining mit der Damenmannschaft.
Was nach dem Coup bei der Stadtmeisterschaft noch folgen kann, vermag die 13-Jährige selbst nicht zu sagen. Vom 23. bis 25. September geht sie bei der Deutschen U14-Meisterschaft in Weimar an den Start. Tim Berendsen traut der Mülheimerin dort schon Einiges zu: „Top 15 könnte schon drin sein.“