Mülheim. Die Damen des HTC Uhlenhorst spielen gegen den Club Raffelberg um den Verbleib in der Bundesliga. Das spricht für und gegen die Mülheimerinnen.

Maximal noch fünf Spiele, dann steht fest, ob die Damen des HTC Uhlenhorst auch in der Saison 2022/23 in der 1. Bundesliga spielen oder ob sie den Gang in die 2. Bundesliga antreten müssen.

Der Weg zur Entscheidung führt über den Club Raffelberg. In den Play-downs kommt es zum Derby mit den Duisburgerinnen, wer zuerst drei Spiele gewinnt, bleibt in der Bundesliga (Sa., 13.30 Uhr, So., 12 Uhr im Waldstadion).

Standen die HTCU-Damen im vergangenen Jahr noch im Viertelfinale, so stiegen die Raffelberger damals in die höchste deutsche Spielklasse auf. Ein Jahr – und viele Veränderungen im Uhlenhorster Kader – später, entscheidet sich nun zwischen diesen beiden Mannschaften, wer erstklassig bleibt.

Was für und was gegen einen Klassenerhalt der Damen des HTC Uhlenhorst spricht.

Deshalb halten die Damen des HTC Uhlenhorst die Liga

1. Sportliche Qualität

Trotz der Abgänge hat der HTC Uhlenhorst einen Kader zusammen, der in der ersten Bundesliga mithalten kann. Das hat die Mannschaft oft genug bewiesen. Hinzu kommt, dass das Team mit Junioren-Nationalspielerinnen wie Marie Hahn oder Julia Hemmerle gespickt ist.

Bringen die Uhlenhorsterinnen ihre Qualität auf den Kunstrasen, werden sie drei Spiele gewinnen und auch in der Saison 2022/23 erstklassig spielen.

2. Heimvorteil

Die ersten beiden Spiele finden am Uhlenhorst statt, auch ein mögliches fünftes Spiel würde im Waldstadion ausgetragen werden. Dort kennen die Spielerinnen jeden Grashalm. Viele spielen seit Kindertagen für den Verein – fühlen sich dort wohl.

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Auch die Statistik zeigt das: Neun der zwölf Punkte aus der regulären Saison haben die Mülheimerinnen auf heimischen Geläuf geholt. Mit Siegen gegen den TuS Lichterfelde, den Münchner SC – und den Club Raffelberg.

3. Die Fans

Familiäre Unterstützung ist den Spielerinnen bei jedem Heimspiel sicher – wirklich voll war es bei den Partien bisher aber nicht. Dass der HTC Uhlenhorst seine Mitglieder mobilisieren kann, zeigt der Verein immer dann, wenn es zum Final Four geht.

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Nun ruft der Klub bereits seit einigen Tagen in den sozialen Medien dazu auf, die Mannschaft zu unterstützen. Kapitänin Melanie Terber betonte im Interview, dass die Fans „extrem wichtig sind“. Schaffen es die Uhlenhorster, die gefürchtete „grüne Wand“ zu bilden, ist das ein echter Faktor.

4. Jugendliche Unbekümmertheit

Die Mannschaft ist jung – und das kann in diesen Entscheidungsspielen wichtig werden. Und zwar genau dann, wenn es Trainer Phil Neuheuser – dem jüngsten Coach aller Bundesligisten – gelingt, den Druck von seiner Mannschaft zu nehmen und die Unbekümmertheit ins Spiel der HTCU-Damen zurückfindet.

Phil Neuheuser, der jüngste Trainer der Liga, muss die Damen des HTC Uhlenhorst auf die Play-downs vorbereiten.
Phil Neuheuser, der jüngste Trainer der Liga, muss die Damen des HTC Uhlenhorst auf die Play-downs vorbereiten. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Oft genug sind sie in der Vergangenheit genau so aufgetreten – haben keinen Respekt vor großen Namen gezeigt, sondern frech und mutig gespielt. Gelingt das auch in mindestens drei Partien gegen den Club Raffelberg, ist der Klassenerhalt realistisch.

Deshalb steigen die Damen des HTC Uhlenhorst ab

1. Das Momentum

Nach dem klaren 4:0-Auswärtssieg beim TuS Lichterfelde zum Rückrundenstart waren die Uhlenhorsterinnen schon so gut wie gerettet. Es folgten gute Leistungen gegen den UHC Hamburg (1:2) und bei Rot-Weiss Köln (0:2). Den Matchball zum Klassenerhalt vergaben die Mülheimerinnen dann aber beim 1:2 in München. Eine schwache Leistung führte zur Niederlage beim direkten Konkurrenten aus der bayerischen Landeshauptstadt, der sich so den Klassenerhalt sicherte. Die Uhlenhorsterinnen verloren am letzten Spieltag dann auch noch mit 0:8 gegen Düsseldorf.

Gelingt den Damen des HTC Uhlenhorst der Klassenerhalt? Die Stimmung war nach dem 0:8 gegen Düsseldorf am Tiefpunkt.
Gelingt den Damen des HTC Uhlenhorst der Klassenerhalt? Die Stimmung war nach dem 0:8 gegen Düsseldorf am Tiefpunkt. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Und während sich die Mülheimerinnen eine Klatsche abholten, holte der Club Raffelberg beim 2:2 gegen Harvestehude überraschend seinen zweiten Punkt in der laufenden Saison. Das hat zumindest gezeigt, dass die Raffelberger längst noch nicht aufgesteckt haben und gewillt sind, alles daranzusetzen, in der Liga zu bleiben.

2. Die Favoritenrolle

In den meisten Spielen waren die Damen des HTC Uhlenhorst die Außenseiterinnen. Und gerade in dieser Rolle haben sie ihre besten Spiele gemacht. Wenn kein Druck da war, konnten die HTCU-Damen – abgesehen von den 0:7- und 0:8-Niederlagen gegen Düsseldorf – die Top-Mannschaften ärgern. So etwa beim 0:1 gegen Mannheim oder den 1:2-Niederlagen gegen Harvestehude und Köln. Oftmals fehlte nur das Quäntchen Glück.

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Gleichzeitig taten sich die HTCU-Damen aber auch in den vermeintlich leichteren Spielen, in denen sie das Spiel selbst machen mussten, schwer. Gegen München gelang zu Hause ein knapper 2:1-Erfolg, auch im ersten Aufeinandertreffen mit dem Club Raffelberg mühte sich das Neuheuser-Team, lag sogar mit 0:1 zurück und drehte das Spiel spät durch zwei Tore von Lynn Werker.

3. Fehlende Offensivpower

17 Tore in 16 Spielen sprechen eine klare Sprache. Zu selten treffen die HTCU-Damen ins gegnerische Tor. Petra Ankenbrand ist im Angriff zu oft auf sich allein gestellt, wird zu selten mit Vorlagen gefüttert. So hängt sie oft in der Luft, muss sich die Bälle in der eigenen Hälfte holen. Torchancen erspielen sich die Uhlenhorsterinnen vor allem dann, wenn sie kontern können.

Ein Offensivfeuerwerk des Club Raffelberg ist in den Entscheidungsspielen aber eher nicht zu erwarten – im Gegenteil. Mit elf Toren stellen die Duisburgerinnen gemeinsam mit dem TuS Lichterfelde die schlechteste Offensive der Liga. Ein Fehler kann in den Spielen also schon entscheidend sein.

Finja Starck ersetzt im Tor der Uhlenhorsterin seit Beginn der Rückrunde Femke Jovy, die ein Auslandssemester in den USA absolviert.
Finja Starck ersetzt im Tor der Uhlenhorsterin seit Beginn der Rückrunde Femke Jovy, die ein Auslandssemester in den USA absolviert. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

4. Wichtige Spielerinnen fallen aus

Die schweren Knieverletzungen von Lara Birkner und Toni Meister haben die Damen des HTC Uhlenhorst hart getroffen. Zwei Stützen sind damit erst einmal weggebrochen, hinzu kommt, dass Torhüterin Femke Jovy ein Auslandssemester in den USA absolviert. Finja Starck hält zwar gut, Femke Jovy fehlt aber auch als Führungsspielerin. Die Verantwortung müssen nun die erfahrenen Melanie Terber und Petra Ankenbrand übernehmen.

Nach dem 0:8 gegen Düsseldorf war es erschreckend ruhig in der Mannschaft. Das muss sich ändern – denn die Play-downs werden auch über die Mentalität und Körpersprache gewonnen.