Mülheim. In Mülheim bleibt die Nachfrage nach Ganzkörperanzügen für Turnerinnen weitgehend aus. Wieso auch die Kostenfrage dabei eine Rolle spielt.

Genau ein Jahr ist es her, dass die Turnerin Sarah Voss bei den Europameisterschaften in Basel für Furore gesorgt hat. Als erste Athletin überhaupt hatte sie einen Anzug getragen, der Körper und Arme vollständig bedeckt. Ein ungewöhnlicher Schritt im Geräteturnen, wo normalerweise weniger Stoff zur Tagesordnung gehört. Ein Jahr später sind die Ganzkörperanzüge in Mülheim aber noch nicht zum Alltag geworden.

„Die Nachfrage nach Ganzkörperturnanzügen ist bei uns im Verein bisher nicht aufgetreten. Beim normalen Training trainieren die Athletinnen überwiegend in Shorts und T-Shirt oder in Turnanzügen mit einer Leggins oder Shorts darüber“, sagt Franziska Klautke, Trainerin beim TSV Viktoria Mülheim. Bisher kam der Wunsch lediglich von einzelnen Turnerinnen beim Wettkampf eine Hot-Pants zu tragen.

Einstimmige Entscheidung beim TSV Viktoria Mülheim

Bei den Mannschaftswettbewerben ist generell eine einheitliche Kleidung des Teams vorgegeben. „Bei uns in der Mannschaft wurde sich einstimmig für das Turnen im Turnanzug entschieden, ein Ganzkörperanzug war kein Thema“, so Klautke. Sie trainiert beim TSV die älteren Turnerinnen. „Dort gab es bisher immer Einigkeit über das Tragen der Turnkleidung.“ Falls eine Turnerin den Wunsch äußern würde, einen Ganzkörperanzug zu tragen, würde man gemeinsam als Team aber eine Lösung finden, wie das Ganze umgesetzt werden könnte. So kann beispielsweise auch je nach Gerät eine andere Turnkleidung gewählt werden. „Bei Einzelwettkämpfen ist den Turnerinnen ohnehin die Wahl des Anzugs oder der Hose freigestellt“, so Klautke.

Mehr Nachrichten aus dem Mülheimer Lokalsport

Auch beim Rheinischen Turnerbund (RTB), dem die Mülheimer Turnvereine angehören, konnte man im vergangenen Jahr keine höhere Nachfrage nach Ganzkörperanzügen feststellen. Das liegt auch daran, dass wegen Corona kaum Wettbewerbe stattgefunden haben. Insofern könne man dort keine belastbare Tendenz erkennen, heißt es auf Anfrage der Redaktion.

Anzüge sind seit 2012 erlaubt

Auch interessant

Gleichzeitig weist der RTB aber darauf hin, dass lange Turnanzüge und auch Hot-Pants, die über knapperen Anzügen getragen werden können, bereits seit 2012 als Wettkampfkleidung zugelassen sind, aber nie angewendet worden seien. Der Stein sei durch Sarah Voss und dem gesamten DTB-Turnteam ins Rollen gebracht worden. Die Regeln wurde allerdings noch nicht angepasst, sodass im Team zum Beispiel eine Turnerin etwas anderes tragen könnte als ihre Teamkolleginnen. Hier verweist der RTB auch darauf, dass das nicht ausschließlich eine Frage der Landesturnverbände oder der kommunalen Ebene ist, sondern vielmehr der gesamten Turnwelt und der Kampfrichter und -richterinnen.

Beim TSV Mülheim steht man dem Ganzen generell offen gegenüber. „Die Turnerinnen dürfen selbst entscheiden, was sie tragen“, sagt Franziska Klautke. Die Ganzkörperanzüge seien im Breitensport bislang aber auch deshalb noch nicht präsent, da sie nur begrenzt angeboten werden, bei klassischen Turnanzügen ist die Auswahl hingegen deutlich größer. Und auch die Kostenfrage spielt dabei eine Rolle. Im Vergleich sind Ganzkörperanzüge viel teurer. Klautke geht aber davon aus, dass sich die Angebotsvielfalt in den kommenden Monaten erhöhen wird.