Mülheim. Ein Mülheimer und zwei Mitstreiter bereiten sich auf den Ironman in Roth vor. Jeder Trainingskilometer erfüllt dabei einen guten Zweck.

Hawaii – der Sehnsuchtsort für Triathleten. Die Ironman-Weltmeisterschaft auf der Vulkaninsel im pazifischen Ozean ist der Traum aller Extremsportlerinnen und -sportler. Nur ist es gar nicht so einfach, sich für den Klassiker zu qualifizieren, hinzu kommen hohe Teilnahmegebühren und Anreisekosten. „Hawaii ist utopisch“, sagt Armin Brey (32).

Nicht ganz so weit entfernt – nämlich ziemlich genau 487 Kilometer südlich von Mülheim – liegt in Mittelfranken das 25.000-Einwohnerstädtchen Roth. Einmal im Jahr wird Roth zum Mekka der Triathleten, wenn 3500 Einzelstarterinnen und -starter sowie 700 Staffeln am Start der Challenge Roth stehen. Wenn es am 2. Juli 2022 wieder so weit ist, ist auch Jörg Neuheuser von Marathon & Triathlon dabei – und startet mit zwei Mitstreitern in der Staffel. Unterstützen möchte das Trio dabei einen guten Zweck.

Den Mythos Roth will jeder Triathlet einmal erleben

„Jeder brennt darauf, den Mythos Roth zu erleben“, sagt Armin Brey, der aus Höchststadt a.d. Aisch kommt. Und genau deshalb sind die begrenzten Startplätze immer schnell vergeben. Bereits am Tag nach dem Wettkampf werden die ersten Tickets für das kommende Jahr verkauft, weitere Startplätze gibt es dann online. „Da muss man schnell sein“, so Armin Brey.

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Er war bereits vier Mal mit dabei, drei Mal in einer Staffel, einmal als Einzelstarter über alle drei Disziplinen. Und auch Jörg Neuheuser hat Roth schon einmal erlebt. Seine erste Langdistanz absolvierte er dort, ein Unwetter hatte das Erlebnis allerdings ein wenig getrübt. „Als ich ins Ziel kam, waren nur noch der Veranstalter und sein Freund da“, so Neuheuser.

Triathlon in Roth ist vergleichbar mit Alpe d’Huez

Unter normalen Umständen ist das in Roth ganz anders. „Am Solarerberg fährst du mit dem Rad auf Menschenmassen zu, die Spalier stehen wie bei einer Bergetappe nach Alpe d’Huez bei der Tour der France. Die hauen dir auf den Helm, das ist Gänsehaut“, sagt Jörg Neuheuser. Die ganze Stadt ist an diesem Tag auf den Beinen, Menschen von fünf bis 95 Jahre helfen mit, machen die Challenge Roth zu einem besonderen Erlebnis.

Armin Brey wird in Roth die Radstrecke in Angriff nehmen.  
Armin Brey wird in Roth die Radstrecke in Angriff nehmen.   © AB

Deshalb wollte auch Neuheuser wieder mit dabei sein – nach zwei Hüftoperationen ist ein kompletter Ironman aber nicht mehr möglich. „Deshalb habe ich einen Staffelplatz gesucht und auf Facebook gesehen, dass Armin Mitstreiter sucht“, so Neuheuser, der sich für die Schwimmdistanz beworben hat. „Ich habe nie damit gerechnet, dass ich in die engere Auswahl komme“, sagt der 57-Jährige.

Mülheimer überzeugt mit seiner Geschichte

Armin Brey zögerte nicht lange. „Er war der erste, hat sich Mühe gegeben und davon geschrieben, was er gemacht hat und auch von seiner Operation berichtet. So unkomplizierte Leute möchte ich in meinem Team haben“, so Brey. „Jemanden, der für den Mythos Roth brennt.“

Schlussläufer der Staffel ist Tino Lindgau. Für ihn wird es der 38. Marathon sein.
Schlussläufer der Staffel ist Tino Lindgau. Für ihn wird es der 38. Marathon sein. © TL

Das ist bei Neuheuser ebenso der Fall wie bei Brey, der die Radstrecke bewältigen möchte und den Wettkampf als Vorbereitung für den Ironman in Kopenhagen betrachtet. Der Dritte im Bunde ist Tino Lindgau (37) aus Engelskirchen, dessen Ziel es ist, in seinem Leben 100 Marathons zu laufen. Der 38. wird die Staffel in Roth sein.

„Die letzten 300 Meter werden wir dann aber gemeinsam bewältigen“, sagt Neuheuser und betont die Besonderheit des Zieleinlaufs. „Das ist nur bei der Challenge Roth erlaubt. Bei anderen Veranstaltungen wird man dafür disqualifiziert.“

Jörg Neuheuser: „Ein bisschen bekloppt muss man sein“

Aber wie kommt man überhaupt darauf, einen Ironman anzugehen? „Früher habe ich Hockey und Tennis gespielt, nach einer Schulter-Operation war das nicht mehr möglich und ich habe angefangen, zu laufen. Das wurde mir dann aber irgendwann zu langweilig“, sagt Jörg Neuheuser und gibt zu: „Ein bisschen bekloppt muss man sein. Etwas viel Härteres kann man nicht mehr machen.“

Jörg Neuheuser wird die Staffel mit dem Schwimmen eröffnen.
Jörg Neuheuser wird die Staffel mit dem Schwimmen eröffnen. © JN

Bei Armin Brey war es die mentale Erschöpfung, die ihn zum Ironman werden ließ. „Ich hatte einen Burnout und das Training für den Triathlon hat meinem Tag eine Struktur gegeben“, sagt er. Oft trainiert er schon morgens vor der Arbeit, in der Mittagspause und nach Feierabend wird ebenfalls an der körperlichen Fitness gearbeitet. „Man lernt, auf sich aufzupassen“, sagt Brey, der 2019 seine erste Langdistanz absolviert hat.

Spendenaktion

Wer die Aktion der drei Triathleten unterstützen möchte, kann sich entweder bei Jörg Neuheuser melden () oder im Internet weitere Informationen erhalten.

Unter www.kilometer-fuer-kinder.info gibt es alles rund um den Spendenzweck. Jeder Euro hilft und kommt zielgerichtet an.

Direkt gespendet werden kann auf das Konto der Kinderkrebsstiftung, Commerzbank AG Köln. IBAN: DE15 3708 0040 0055 5666 12, BIC: DRES DE FF 370. Stichwort: Spendenaktion 1 Cent.

Nun haben Neuheuser, Brey und Lindgau das gemeinsame Ziel Roth. „Ich möchte das alles aufsaugen“, sagt Neuheuser, der bewusst nicht über seine körperlichen Grenzen gehen möchte. „Ich werde mir ein realistisches Ziel setzen.“

Mit jedem Kilometer fließt Geld an die Kinderkrebsstiftung

Und viel wichtiger ist dem Trio eine Herzensangelegenheit, die sie mit dem Triathlon in Roth verbinden. „Für jeden Trainingskilometer wollen wir Geld an die deutsche Kinderkrebsstiftung spenden“, sagt Armin Brey. Der Bruder seiner Frau war im Alter von 17 Jahren an Leukämie verstorben. „Die Kinder, die an Krebs erkranken, sind so tapfer“, sagt Brey, der hofft, dass sich möglichst viele unter dem Hashtag #kilometerfuerkinder an der Aktion beteiligen.

Das Trio sammelt in der Vorbereitung fleißig Kilometer, wird dabei stets via WhatsApp in Kontakt bleiben. Zum ersten Mal werden sie sich dann in Roth treffen. „Das ist ein wenig wie ein Blind-Date“, findet Jörg Neuheuser. Was die drei vereint ist die Leidenschaft für den Triathlon. Und für den Mythos Roth. Den jeder Triathlet einmal erlebt haben sollte.