Mülheim. Nach drei Jahren orientiert sich André Engel in Richtung Forschung. Sein Nachfolger war neun Jahre lang in einer ähnlichen SG tätig.
„Sie sind der Neue?“, fragte der Fotograf dieser Zeitung nach, ehe er im Südbad zur Tat schritt. André Engel musste kurz lachen. „Nein, ich bin der Alte, auch wenn das bei uns altersmäßig genau umgekehrt ist.“ Denn bei den Schwimmern der SG Mülheim geht der 36-Jährige Chefcoach von Bord und es übernimmt ein 59-Jähriger. Engels drei Jahre am Mülheimer Beckenrand waren von der Corona-Situation geprägt. Sein Abschied hat aber andere Gründe.
Denn der Coach hat sich zuletzt auch weit über den reinen Trainingsbetrieb mit dem Schwimmsport beschäftigt. An der Uni Hamburg erforscht er ein mobiles Messystem zur automatisierten Erfassung, Dokumentation und Optimierung der Schwimmbewegungen. In diesem Bereich wird Engel aller Voraussicht nach sogar promovieren.
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„Es hat sich im Laufe des letzten Jahres gezeigt, dass beides nicht vereinbar ist, es geht für mich einfach jobmäßig in eine andere Richtung“, erklärt Engel. „Da mussten wir Anfang des Jahres natürlich erst einmal schlucken“, sagt Christian Mund aus dem Vorstand des Fördervereins. Schließlich hatten die Verantwortlichen nicht damit gerechnet, ihren jungen Chefcoach schon nach drei Jahren wieder ziehen lassen zu müssen.
Zehn ernsthafte Bewerber für die Nachfolge von André Engel bei der SG Mülheim
Aus rund zehn ernsthaften Bewerbern entschied sich der Vorstand am Ende für Jörg Schiemann (59), der zuletzt beim SSV PCK Schwedt an der Oder tätig war und davor neun Jahre lang die SG Bergisch Land betreute. „Er hat schon sehr lange in einem ähnlichen Setting gearbeitet – mit Heimatvereinen, die Sportler abstellen, die dann in einer Trainingsgemeinschaft trainieren, so wie es bei uns ja auch ist“, erläutert Mund die Entscheidung.
„Ich kannte die SG Mülheim auch aus der Historie und sie war immer dafür bekannt, gute Nachwuchsarbeit zu machen“, erklärt der neue Coach sein Interesse an der Stelle. Schiemann weiter: „Wenn über lange Zeit gut Arbeit geleistet wird, steckt da vor allem Kontinuität hinter.“
Neuer Trainer der SG Mülheim ist seit gut drei Wochen dabei
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Mittlerweile ist der neue Trainer seit gut drei Wochen dabei. Über eine Momentaufnahme kam er noch nicht hinaus. Die erste Standortbestimmung seiner neuen Schützlinge bekommt er am 11. und 12. September in Neuss. Diese ist deswegen notwendig, weil in diesem Jahr schon Ende Oktober die deutschen Jahrgangsmeisterschaften in Berlin anstehen.
Nicht nur der Zeitplan ist anders, auch die Anforderungen sind höher. Waren sonst immer 15 bis 20 Mülheimerinnen und Mülheimer dabei, wird der Kreis diesmal deutlich erlesener sein. Langfristig werden genau diese Teilnahmen eine der Hauptziele für Schiemann sein.
Lob an die Stadt und die Badbetreiber für den Umgang mit Corona
„Dafür müssen wir alle aber erst einmal wieder auf den Stand von vor Corona bringen“, sagt er. Im Augenblick könne man mehr oder weniger nur reagieren. „Wir werden versuchen die Stärken zu stärken, um Erfolgserlebnisse zu schaffen“, erklärt der Coach.
Dabei wird sich zeigen, wie gut die einzelnen Schwimmerinnen und Schwimmer wirklich durch die Pandemie gekommen sind. „Wir haben mehr Leute ins Wasser gekriegt als andere Städte, dennoch ist natürlich eine Menge liegen geblieben“, sagt Vorgänger André Engel ganz klar. Die Zusammenarbeit mit den Heimatvereinen, dem Mülheimer Sportservice und der SwiMH gGmbh um Andreas Wildoer lobt der Coach dabei ausdrücklich. „Wir konnten montags schon auf die neue Schutzverordnung von freitags reagieren“, berichtet Engel. Dennoch: Wer keinen Kaderstatus hatte, musste lange auf den Sport verzichten.
Die nächsten zwei JAhre werden für viele Talente entscheidend
Für die 13- bis 14-Jährigen würden die kommenden zwei Jahre entscheidend. Die Schwierigkeiten bei der Schwimmausbildung werden sich nach Meinung des scheidenden Trainers in den kommenden zwei bis drei Jahren erst so richtig bemerkbar machen. Stand jetzt hat die SG Mülheim kaum Abmeldungen zu beklagen.
Engel hofft, dass die SG auch mit seinem Nachfolger die Talente ranholen und über Spaß am Sport halten kann. „Man darf Schwimmen nicht als Arbeit verstehen, sondern als schöne Freizeitbeschäftigung.“
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