Mülheim. Der TSV Heimaterde setzt im Badminton ab sofort auf einen weltweit erfahrenen Coach. Was die Mülheimer mit Nikhil Chandra Dhar vorhaben.

Als Nikhil Chandra Dhar am Düsseldorfer Flughafen eintraf, wurde er dort bereits sehnsüchtig erwartet. Mehrere Mitglieder des TSV Heimaterde bildeten das Empfangskomitee. Fast ein Jahr lang hatten die Mülheimer auf ihren neuen Badminton-Cheftrainer warten müssen.

Für ein erstes Foto streifte sich der 44-Jährige aus Bangladesch noch am Flughafen sofort das schwarze TSV-Trikot über. „Very nice“, rief einer der Anwesenden. Doch es ist freilich nicht die Optik, weshalb die Verpflichtung guten Gewissens als Coup bezeichnet werden kann.

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Denn der neue Mann bringt Trainererfahrung aus neun verschiedenen Ländern mit, besitzt die höchste Trainerausbildung des Badmintonweltverbandes und coachte in seinem Heimatland sowie zuletzt in Katar sogar die Nationalmannschaft.

Große Anerkennung für den Mülheimer Verein

„Das ist eine riesige Anerkennung für unseren Verein, das sich so jemand für uns entschieden hat“, sagt Benjamin Kölsch, Projektleiter beim TSV. Bislang waren über 20 Trainer auf ehrenamtlicher Basis für den Verein aktiv. Langfristig fehlte die Planungssicherheit. Außerdem wünschten sich die Verantwortlichen der erst 2009 gegründeten Abteilung den nächsten Schritt.

„Also habe ich mich einen Abend lang hingesetzt und habe einen weltweiten Verteiler zusammengestellt“, berichtet Kölsch – wohlwissend, dass eine Suche allein in Deutschland nicht ausreicht. Dort ist es noch immer bei Weitem nicht üblich, dass ein Badmintonverein einen hauptamtlichen Trainer beschäftigt.

Badminton-Trainer fühlte sich ein Jahr lang „wie ein Fisch ohne Wasser“

Nikhil Chandra Dhar bei seiner ersten Trainingseinheit in der Halle an der Kleiststraße.
Nikhil Chandra Dhar bei seiner ersten Trainingseinheit in der Halle an der Kleiststraße. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Als dann der Schweizer Verband die Suche der Mülheimer verbreitete, stieß der TSV schließlich auf Dhar. Bis der 44-Jährige aber erstmals in einer hiesigen Halle einen Badmintonschläger in die Hand nehmen konnte, mussten zahlreiche bürokratische Hürden genommen werden. Ein Jahr lang dauerte es, bis der Coach aus Bangladesch das richtige Visum erhielt. „Natürlich hatten wir Sorge, dass er uns doch noch absagt“, gesteht Kölsch.

Auch für Nikhil Chandra Dhar selbst war dieses lange Warten keine einfache Zeit. „Ich habe mich gefühlt wie ein Fisch ohne Wasser“, erzählte der Coach am Rande seines ersten Trainingstages in der Halle an der Kleiststraße. Nun brennt er auf die neue Aufgabe. „Ich möchte die Sportler auf ein höheres Level bringen.“

Heimaterde möchte Deutsche Meister in der Jugend stellen

Dahingehend decken sich freilich die Vorstellungen von Trainer und Verein. „Langfristig wollen wir im Jugendbereich in die deutsche Spitze“, sagt Benjamin Kölsch, während Dhar „Champions kreieren“ möchte. Mit Selin Hübsch hatte der TSV bereits eine mehrfache deutsche Jugendmeisterin in seinen Reihen, ehe sie zum TV Refrath wechselte. In Zukunft möchte sich der Verein so aufstellen, dass solche Vereinswechsel nicht mehr nötig werden. Dazu gehört als erster Schritt auch der Aufstieg mit der ersten Mannschaft aus der Landesliga.

Der neue Cheftrainer wird sich nun zuerst ein Bild vom Leistungsstand der Spieler machen. Dazu will er fleißig Deutsch lernen. „Die aktuellen Spieler sind mindestens in der siebten Klasse, da klappt das noch mit dem Englisch aber wenn er in die Kindergärten gehen soll, muss er auch Deutsch sprechen“, stellt Kölsch klar.

Damit der erfahrene Coach die neuen Mülheimer Badminton-Talente entdecken und nach oben führen kann.