Amstelveen. Die deutsche Hockey-Nationalmannschaft hatte gegen Frankreich große Probleme. Ein Kraftakt und ein Last-Second-Tor bringen dennoch das Halbfinale.

Als hoher Favorit war Deutschland in das letzte Gruppenspiel bei der Feldhockey-Europameisterschaft gegen das nach zwei Spielen noch punktlose Frankreich gegangen.

Doch dieser Rolle wurde die Auswahl um die Mülheimer Timm Herzbruch, Benedikt Fürk, Lukas Windfeder und Niklas Bosserhoff beim 6:5-Sieg, der erst in der letzten Sekunde (2:3/1:2/1:0/2:0) durch die 20. zugesprochene und vierte verwandelte Strafecke perfekt gemacht wurde, erst ganz spät gerecht.

Deutschland verschläft den Start und kommt dann schnell zurück

Nicht einmal eineinhalb Minuten dauerte es, bis die Franzosen in die Führung gingen. Nicolas Dumont wurde links im Kreis gut freigespielt und hatte keine Mühe mit einem Schlenzer über den deutschen Torhüter Victor Aly hinweg zum 1:0 zu treffen.

Die deutsche Mannschaft schüttelte sich einmal und kam durch Constantin Staib nach einer Flanke von Mülheims Benedikt Fürk zur ersten großen, aber schlussendlich vergebenen, Chance. Besser machten es erneut die Franzosen. Über links kamen sie in den Strafraum, setzten sich auch gegen Fürk und Niklas Bosserhoff im Kreis durch und brachten den Ball durch Pieter van Straaten bereits nach dreieinhalb Minuten zum 2:0 im Tor unter.

Benedikt Fürk vom HTC Uhlenhorst Mülheim bekam auf seiner Abwehrseite immer wieder Probleme gegen Frankreich bei der Feldhockey-Europameisterschaft.
Benedikt Fürk vom HTC Uhlenhorst Mülheim bekam auf seiner Abwehrseite immer wieder Probleme gegen Frankreich bei der Feldhockey-Europameisterschaft. © dpa | Frank Uijlenbroek

Diesmal gelang dem deutschen Team die perfekte Reaktion. Direkt die erste Strafecke des Spiels nutzte Martin Häner in der 4. Minute zum Anschlusstreffer. Nur kurze Zeit später folgte eine Strafecken-Serie. Die vierte davon brachte den schnellen Ausgleich. Erneut traf Häner links unten. Der Blitzstart beider Teams war perfekt.

Auch im zweiten Viertel überrascht Frankreich das deutsche Team

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In der Folge beruhigte sich die Partie etwas, Deutschland kam durch weitere Strafecken noch zu Möglichkeiten, die aber ungenutzt blieben – die Franzosen zeigten sich hingegen weiterhin eiskalt. Zwei Minuten vor Ablauf des ersten Viertels nutzten sie ihre erste Strafecke. Charles Masson kam zum Abschluss und traf den Kopf von Jonas Große, der den Ball ins Tor zum 3:2 für Frankreich ablenkte.

Auch im zweiten Viertel waren es die Franzosen, die den Ball zum ersten Mal im Tor unterbrachten. Wieder ging es über links in den Strafraum, wieder traf Van Straaten und stellte den alten Abstand wieder her. Für das deutsche Team lief es gar nicht nach Plan, der Druck wurde immer größer und die Franzosen überzeugten durch ein schön herausgespielten Treffer von Benjamin Marqué zum 5:2.

Das deutsche Team blieb allerdings durch ihre Strafecken im Spiel. Eine Variante, abgeschlossen von Niklas Wellen, brachte das 3:5, das zugleich der Halbzeitstand war.

In Hälfte zwei hälft die Defensive dicht

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Die zweite Hälfte begann Deutschland schwungvoll und gewillt, die Partie noch zu drehen. Gleich zu Beginn des dritten Viertels reihte sich Chance an Chance. Die beste nutzte Florian Fuchs nach Vorlage von Niklas Wellen durch die Beine des französischen Torhüters zum 4:5. Das deutsche Team war nun besser im Spiel und stand auch defensiv sicherer.

Nach Fünf-Minuten-Strafe gegen Frankreichs Victor Charlet spielte die deutsche Auswahl in Überzahl, schaffte es gegen den in der Zeit sehr defensiven Gegner aber nicht, auszugleichen und hatte bei einem Konter in Überzahl sogar Glück, nicht das sechste Tor zu kassieren.

Last-Second-Tor bringt das Halbfinale

Das letzte Viertel begann mit einer Zwei-Minuten-Strafe für Deutschland nicht gut. Dennoch suchte das Team dem Spielstand entsprechend die Lösung in der Offensive. Die Franzosen setzten durch Konter immer wieder Nadelstiche, weiterhin vermehrt über die linke Angriffsseite. Die Uhr tickte für die Franzosen herunter. Die deutschen brauchten das Glück des Tüchtigen – und hatten dies sechs Minuten vor dem ablauf.

Eine Ecke wurde erst verteidigt, aus spritzen Winkel traf Wellen aus der Drehung mit der Rückhand zum 5:5-Ausgleich.

Das reichte dem Bundestrainer Kais al Saadi aber nicht, er wollte den Eindruck aus Hälfte eins mit einem Sieg komplett vergessen machen und nahm Keeper Aly aus dem Tor, um auf dem Feld Überzahl zu schaffen. Vier Sekunden vor Schluss bekam Deutschland mit der 20. Strafecke noch einmal die große Chance, doch noch die drei Punkte zu holen – und nutzte sie! Wieder war es Häner, der den Ball 6:5 im Tor unterbrachte und den Halbfinaleinzug mit nun sieben Punkten aus drei Spielen perfekt machte.

Der Gegner im Halbfinale steht erst heute Abend nach der Partie der Niederlande gegen Wales fest. Noch kann die Niederlande das deutsche Team mit einem hohen Sieg überholen.

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