Mülheim. Der frühere “07er“ und Mintarder Manuel Schulitz ist der zweite Mülheimer mit der höchsten deutschen Trainerlizenz. Er lernte mit Miroslav Klose.

Die große Gala musste zum Abschluss aus bekannten Gründen ausfallen, dennoch ist die Erlangung der Fußballlehrer-Lizenz für Manuel Schulitz ein absoluter Höhepunkt in seiner Laufbahn, der ihm viele Türen öffnet. Als zweiter Mülheimer nach Arne Janßen besitzt der 38-Jährige nun die höchste Fußballtrainerlizenz in Deutschland.

Die Möglichkeit, überhaupt diese begehrte Auszeichnung zu erhalten, bekommen in jedem Jahr nur ganz wenige Personen. Am vielleicht letzten Lehrgang in dieser Art nahmen 23 Trainer und zwei Trainerinnen teil – bei über 100 Bewerbern. „Beim nächsten Mal wird wahrscheinlich die Anzahl der Teilnehmer reduziert, deswegen war es für mich absolut der richtig Zeitpunkt“, sagt Manuel Schulitz.

Seite an Seite mit Weltmeister Miroslav Klose

Neben Weltmeister Miroslav Klose und Europameisterin Kim Kulig waren noch weitere bekannte Namen wie Hanno Balitsch, Tobias Schweinsteiger oder Andreas „Zecke“ Neuendorf dabei. Daneben gab es aber auch Plätze für Amateurtrainer und Verbandsmitarbeiter – und da kam der frühere Mülheimer ins Spiel.

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Aber der Reihe nach: Manuel Schulitz lernte das Kicken beim Mülheimer Spielverein 07, wechselte aber schon in der C-Jugend zum FC Schalke 04. Ab der A-Jugend spielte der Mittelfeldmann dann für Rot-Weiss Essen, wo er es schließlich sogar zu zwei Einsätzen in der Regionalliga schaffte. Danach spielte er zehn Jahre lang für den ETB Schwarz-Weiß Essen in der Oberliga. Am Ende ließ er seine Laufbahn in der Bezirksliga ausklingen – erst für zwei Spielzeiten bei seinem Heimatverein MSV 07, dann eine Saison bei Blau-Weiß Mintard.

Sprung zum Deutschen Fußballbund im Jahr 2016

Schon 2008 erlangte Schulitz über einen Sonderlehrgang im Rahmen seines Studiums die B-Lizenz. Im Nachwuchsleistungszentrum von Rot-Weiß Oberhausen trainierte er die E- und D-Jugend. Von 2011 bis 2015 war er DFB-Stützpunkttrainer in Essen und coachte Auswahlmannschaften des Fußballverbandes Niederrhein.

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2016 wagte er dann den Sprung zum Deutschen Fußballbund nach Frankfurt. Als Manager im Jugendbereich betreute er Projekte wie den DFB-Juniorcoach oder kümmerte sich um Qualifizierung von Sportlehrern.

Höchste Trainerlizenz wird bei Verbandssportlehrern gewünscht

Da der 38-Jährige mit seiner Familie mittlerweile in Köln lebt, bot sich eine Rückkehr nach NRW an. Seit 2019 ist er Verbandssportlehrer an der Sportschule Hennef beim Fußballverband Mittelrhein.

Hier ist er wieder für den Talentförderbereich zuständig, diesmal allerdings für die Altersklassen U16 bis U19. Außerdem betreut der frühere Mülheimer die Trainerausbildung bis zur B-Lizenz. „Es ist eigentlich gewünscht, als Verbandssportlehrer die höchste Lizenz inne zu haben“, erklärt Schulitz. Schließlich hat er mit den Trainern und Leitern der Nachwuchsleistungszentren zu tun, die zum größten Teil ebenfalls die Fußballlehrer-Lizenz besitzen.

Lehrgang unter dem Dach des DFL-Hygienekonzepts

Da aufgrund der Corona-Pandemie im Verband weniger Arbeit anfiel, bot sich Schulitz‘ Bewerbung für den Lehrgang an. Andererseits war er erst im Januar 2020 Vater einer Tochter geworden. „Am Ende war es aber eine absolut gute Entscheidung“, sagt der Trainer Rückblickend.

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Da der Lehrgang unter das Dach des DFL-Hygienekonzepts gestellt wurde, konnte er zu größten Teilen in Präsenzform stattfinden. „Wir wurden zweimal pro Woche getestet“, berichtet Schulitz. Sogar die Praxisteile auf dem Platz waren möglich. Bei der Lehrprobe mussten dann allerdings die anderen Lehrgangsteilnehmer die Rolle der Spieler einnehmen.

Expertentalks mit Ralf Rangnick oder Fredi Bobic

„Es war ein interessanter Lehrgang mit tollen Persönlichkeiten. Natürlich war Miro Klose von außergewöhnlicher Popularität, aber auch von Beginn an absolut bodenständig“, sagt der neue Fußballlehrer über den Weltmeister.

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Begeistert berichtet Schulitz von Expertentalks mit Ralf Rangnick, Florian Kohfeldt, Urs Fischer, Fredi Bobic, Jonas Boldt oder Martina Voss-Tecklenburg. Bei internationalen Workshops waren unter anderem Jürgen Klopp und Kevin de Bruyne zugeschaltet. Lutz Wagner schulte die Teilnehmer in Sachen Regelkunde. „Bei der Handspielregel sind aber immer noch Fragen offen“, lacht Schulitz.

Analyse für die deutsche U21-Nationalmannschaft

Gemeinsam simulierten die Trainer die Übernahme einer neuen Mannschaft oder analysierten die Gegner der deutschen U21-Nationalmannschaft und stellten die Ergebnisse am Ende vor Trainer Stefan Kuntz und seinem Assistenten Antonio di Salvo vor. In Rhetorikseminaren lernten Schulitz & Co. das richtige Verhalten in Interviews und bei Pressekonferenzen.

Verpflichtend waren auch zwei Praktika. Im vergangenen Sommer bekam Schulitz einen kurzen Einblick von Hannes Wolf, als der noch Trainer beim KRC Genk in Belgien war.

Nach Schulitz ging es bei St. Pauli bergauf

Im Januar war er dann zu Gast beim damaligen Zweitliga-Kellerkind FC St. Pauli. Das erste Spiel, das der 38-Jährige mitverfolgte, war der 3:2-Last-Minute-Sieg in Hannover. Danach starteten die Hamburger eine starke Serie. „Das war der Dosenöffner in einer schwierigen Lage. Es war aber bemerkenswert zu sehen, wie ruhig Trainer Timo Schultz mit der Situation umgegangen ist“, zeigt sich Schulitz beeindruckt.

Ohnehin ist es vor allem der Bereich Führung von Mannschaft und Staff, in dem der Lehrgangsteilnehmer eine Menge gelernt hat. „Außerdem haben wir das Spiel in verschiedene Phasen und Prinzipien untergliedert. Es ist wichtig, das Spiel noch mehr in sich zu strukturieren.“ Am Ende mussten alle Teilnehmer ihre Trainerphilosophie schriftlich erläutern. „Das war spannend, so etwas tatsächlich einmal zu Papier zu bringen“, sagt Schulitz.

Gebürtigem Mülheimer stehen nun viele Türen offen

Und jetzt? „Ich bin total zufrieden als Verbandssportlehrer“, sagt der 38-Jährige. Die Vereinsarbeit reizt ihn aber auch. „In dem Geschäft weiß man ja nie, wie schnell sich das Trainerkarussell dreht“, so Schulitz. Mit seiner aktuellen Tätigkeit könnte er durchaus einmal die Co-Trainerrolle bei einer U-Nationalmannschaft verbinden. Und für alles, was vielleicht einmal kommt, gilt für Manuel Schulitz immer eines: „Es ist wichtig, dass es mit der Familie vereinbar ist.“