Arne Janssen hat die höchste Trainerlizenz in Deutschland erworben. Sein Traum ist der Cheftrainerposten bei einer U-Nationalmannschaft.
Es ist WM-Zeit. Ein Dutzend Kinder auf dem Sportplatz an der Südstraße spielt für Deutschland. Mit großem Lärm stürmen sie auf das gegnerische Tor zu und schießen einen Ball nach dem anderen ins Netz. Auf der anderen Seite stehen die beiden Trainer, die nacheinander einen anderen Gegner darstellen. Sie sind chancenlos gegen die Menge der Kids, am Ende wird Deutschland Weltmeister. Kaum zu glauben, dass einer dieser beiden Coaches laut seiner Qualifikation nicht nur die F-Jugend von Union 09, sondern theoretisch ein Team in der Champions League trainieren könnte.
Denn Arne Janssen (37) bestand im März den Lehrgang zum Fußball-Lehrer, der höchsten Trainerlizenz in Deutschland. „Das war schon eine intensive Zeit, die ich aber nicht missen möchte“, sagt der Mülheimer, der es als einer von 75 Kandidaten in den 24 Teilnehmer starken Lehrgang an der Hennes-Weisweiler-Akademie schaffte. Seit 2008 ist der gebürtige Mülheimer als Stützpunktkoordinator für die Talentförderung am Niederrhein zuständig. 14 Stützpunkte mit 52 Trainern hat er zu verantworten. „Dazu gehört die Organisation, die Standortauswahl, die Trainerausbildung, die Sichtung und ich bin Trainer der Verbandsauswahl“, beschreibt Arne Janssen sein Aufgabengebiet.
Nachwuchsnationalmannschaft ist das Ziel
„Ich fühle mich wirklich wohl in der Verbandsarbeit“, sagt der Coach, wenngleich ihm seine Anstellung beim Deutschen Fußballbund auch die ein oder andere Erfahrung im Bereich der Nachwuchsnationalmannschaften ermöglichte. 2010 wurde Janssen Co-Trainer der U19 unter Ralf Minge. „Da bin ich ohne viel Erfahrung reingerutscht.“ Zum Team des Jahrgangs 1992 gehörten unter anderem Weltmeister Shkodran Mustafi, die diesjährigen WM-Teilnehmer Marc-André ter Stegen und Marvin Plattenhardt oder Leverkusens Kevin Volland. Auch bei den U17-Mädchen war er zwei Jahre lang Co-Trainer. „Das ist natürlich ein ganz anderes Arbeiten, die sind total wissbegierig und konzentriert im Training“, berichtet Janssen. Dennoch sieht er seine Zukunft im Jungen- und Männerfußball.
Zuletzt unterstützte Arne Janssen Trainer Guido Streichsbier als Assistent in einem Drei-Jahres-Rhythmus von der U18 bis zur U20. Höhepunkt war die WM in Südkorea. Ohne drei Bundesligaspieler scheiterte das deutsche Team im Achtelfinale an Sambia. Dort endete auch die Reise für Arne Janssen. Im Juni begann der Trainerlehrgang in Hennef.
Ausbildung ging zehn Monate lang
Zehn Monate lang hielt die Ausbildung den Mülheimer von montags bis mittwochs von acht bis 21 Uhr auf Trab. „Fußballerisch waren Einige natürlich auf einem guten Niveau, ich konnte da aber ganz gut mithalten“, findet er. Neben den Hauptfächern Psychologie, Physiologie und Fußball-Lehre standen praktische Einheiten in Hennef und beim Bonner SC auf dem Programm. Bei der U21-EM in Polen wurden Spiele beobachtet. „Co-Trainer Antonio di Salvo war auch im Lehrgang und hat uns immer mit Insider-Infos versorgt“, verrät Arne Janssen. Als Referenten erlebte er unter anderem Gladbachs Trainer Dieter Hecking und Christoph Daum. „Sein Vortrag war echt imposant. Fast schade, dass der damals nicht Bundestrainer geworden ist“, findet der 37-Jährige. Großer Erfolgsfaktor des Lehrgangs war der ausgesprochen gute Teamgeist. „Wir lagen alle auf einer Wellenlänge und haben uns auch bei Ausarbeitungen geholfen, einen Neidfaktor gab es da nicht“, betont der neue Fußballlehrer. Am Ende haben alle bestanden.
Und nun? Natürlich gibt es Angebote. „Die Vereine suchen mittlerweile auch Fußballlehrer für ihre Nachwuchsleistungszentren. So etwas kann ich mir schon vorstellen, vielleicht auch Co-Trainer im Profibereich“, sagt Janssen. Sein Traum wäre aber ein Cheftrainerposten einer U-Nationalmannschaft. „Dort habe ich schon Erfahrung und es macht schon Spaß, mit den besten Talenten Deutschlands zu arbeiten. Zunächst wird Janssen aber weiter den Stützpunkt in Duisburg-Wedau betreuen. „Das macht mir einfach Spaß und ich möchte später nicht aus dem Koffer leben“, sagt der Trainer. Aber wer weiß, im Fußball soll es ja bekanntlich oft ganz schnell gehen.
„Ich bin gebürtiger Uniöner“
Arne Janssen sitzt auf der Tribüne an der Südstraße. Genau hier hat alles angefangen. „Ich bin quasi gebürtiger Uniöner“, sagt der heute 37-Jährige. Bis zur A-Jugend hat der Blondschopf beim Innenstadtklub gekickt. Das zweite A-Jugendjahr bestritt er in der Junioren-Bundesliga bei Rot-Weiß Oberhausen. Nach einem Jahr beim Landesligisten 1. FC Wülfrath ging es für vier Jahre zurück zu RWO. Ein Jahr lang gehört er sogar zum Zweitligakader, kam aber als Innenverteidiger oder defensiver Mittelfeldspieler lediglich in der Verbandsliga-Reserve zum Einsatz. „Für ganz oben hat es dann nicht gereicht“, gesteht Janssen.
Über Ratingen 04/19 und Fortuna Düsseldorf II kam er in seinem letzten aktiven Jahr schließlich zum VfB Speldorf. „Ich habe wirklich gerne an der Blötte gespielt“, erzählt er. Ausgerechnet im letzten Spiel riss ihm die Plantarsehne unter dem Fuß. Zu diesem Zeitpunkt lief bereits die zweite Karriere. Nach dem Studium der Sportwissenschaften in Bochum unterrichtete er kurzzeitig an der Hauptschule am Hexbachtal Sport, Mathematik und Englisch.
In Mülheim ist er heimisch
Aus Mülheim möchte der 37-Jährige am liebsten gar nicht weg. „Wir sind hier total verwurzelt“, sagt der Saarner. Mit seiner Frau Nadine hat er zwei Söhne. Genau wie vorher beim Großen trainiert er nun die Mannschaft des jüngeren Sohnes bei Union 09. „Das ist einfach super, in dem Alter kann man die Jungs einfach noch mit Kleinigkeiten begeistern.“