Mülheim. Mit Audio: Hockey-Olympiasieger Thilo Stralkowski und Nationalspieler Lukas Windfeder sprechen über Olympia und eine Impfpflicht für Sportler.
Im ersten Lokalsport Afterwork-Talk auf Clubhouse standen Thilo Stralkowski, Trainer des HTC Uhlenhorst und Olympiasieger 2012 in London, und National-Verteidiger Lukas Windfeder Rede und Antwort.
Es ging um den Trainingsstart beim HTC Uhlenhorst, das Hygienekonzept der deutschen Hockeyliga und natürlich die Olympischen Spiele 2021 in Tokio.
Der Trainingsstart am Uhlenhorst
Thilo Stralkowski: Am vergangenen Donnerstag hatte ich zum ersten Mal seit dem 31. Oktober das gesamte Team zusammen. Das war eine ungewöhnlich lange Zeit, wie ich sie sonst nur im ersten Lockdown im vergangenen Jahr erlebt habe. Die Jungs haben sich mit ihren Trainingsplänen fitgehalten, das Fitnesslevel sah schon sehr, sehr gut aus. Vor dem Training wurden wir alle auf Corona getestet, danach konnte es dann losgehen.
Lukas Windfeder: Wir waren alle mega happy und haben total viel geredet. Das war schon ein bisschen so, als wenn eine Damenmannschaft auf dem Platz gestanden hätte. (lacht) Abgesehen von den anderen Nationalspielern habe ich die meisten Jungs immer nur bei den Yoga-Sessions gesehen oder wir haben uns über soziale Netzwerke ausgetauscht.
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Thilo Stralkowski: Natürlich müssen wir jetzt aber auch aufpassen, dass wir nicht sofort zu viel Gas geben. Die Hockey-Belastung ist eine ganz andere, der Körper muss sich erst einmal wieder daran gewöhnen. Unser Ziel ist es, Ende März gut in die Bundesliga zu starten. Deshalb werden wir auch noch ein paar Testspiele vorher bestreiten.
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Der Bundesliga-Restart nach dem Lockdown
Thilo Stralkowski: Wir machen uns Gedanken, haben aber keinen Einfluss darauf, wann und wie gestartet werden kann. Es soll erst dann wieder losgehen, wenn jedes Team mindestens zwei Wochen Vorbereitungszeit hatte. Wir warten noch darauf, dass auch in Bayern und Berlin wieder trainiert werden kann. Natürlich nur nach einem strengen Hygienekonzept.
Lukas Windfeder: In anderen Sportarten hat das auch funktioniert. Wir sind sehr vorsichtig, achten darauf, unsere Kontakte einzuschränken. Ich bin zuversichtlich, dass wir starten können.
Der dritte deutsche Meistertitel in Folge
Thilo Stralkowski: Der Siegeswille in dieser Mannschaft lässt nicht nach. Die Art und Weise, in der der Titel beim ersten Mal verteidigt wurde, war sehr gut. Und jetzt wollen wir wieder gewinnen. Egal ob bei der EHL oder im Final Four um den deutschen Meistertitel. Timm Herzbruch ist zurück, einige andere Spieler haben durch sein Fehlen im Herbst eine gute Entwicklung genommen. Wir haben eine starke Offensive, so eine Leistungsdichte gibt es nicht oft.
Lukas Windfeder: Die Ergebnisse der Hinrunde machen mich optimistisch. Wir haben nur ein Spiel verloren, haben eine gute Breite im Kader und es ist enorm schwer, uns zu schlagen.
Das Ziel European Hockey League
Thilo Stralkowski: Die EHL ist für uns so etwas wie die Champions-League für die Fußballer. Das Final Four findet im April in Amsterdam statt und wie bei den Australian Open im Tennis werden wir uns in eine Bubble begeben. Wir werden vor der Abreise getestet, wir werden am Hotel nochmal getestet und wir werden vor jedem Spiel getestet. Dabei wollen wir so spät wie möglich anreisen. Wie wir es mit dem Training vor Ort machen, wissen wir noch nicht. Ich denke auch, dass wir nicht so eingespielt sein werden, wie die Holländer, bei denen läuft die Saison ja weiter. Aber ich weiß auch, wie gut wir sind.
Lukas Windfeder: Aus Spielersicht ist das eine super coole Sache und für den Kopf enorm wichtig – gerade aus Motivationsgründen. Da nimmt man die Quarantäne gerne in Kauf.
Die Bedeutung der Olympischen Spiele für den Hockeysport
Lukas Windfeder: Allein wegen der TV-Präsenz sind die Olympischen Spiele wichtig. Erst recht, wenn es darum geht, eine Medaille zu gewinnen. Grundsätzlich arbeitet unser Sport aber daran, sich in den Medien besser darzustellen. Da muss sich das Hockey glaube ich keine Sorgen machen.
Thilo Stralkowski: Für die meisten Nicht-Fußballer sind Olympische Spiele das Größte, was man erreichen kann. Dadurch, dass man dort komplett unter Sportlern ist, herrscht eine ganz besondere Atmosphäre. Es sind alles Leute, die einem selbst ähnlich sind. Da ist es letztlich auch egal, ob Zuschauer dabei sind oder nicht. Der sportliche Stellenwert ist enorm, die Intensität in den Spielen ist noch einmal höher als bei einer Welt- oder Europameisterschaft. Es macht riesig Spaß, auch wenn man eine Medaille natürlich nie planen kann. Ich hoffe, dass viele Uhlenhorster dabei sind.
Lukas Windfeder: Mir würde das eine Menge bedeuten. Seitdem ich im Jahr 2013 mein erstes Länderspiel bestritten habe, ist eine Olympia-Teilnahme mein Traum. 2016 hat es leider nicht geklappt, weil ich mich an der Schulter verletzt hatte. Deshalb hoffe ich jetzt, dass die Spiele auch stattfinden. Als im vergangenen Jahr klar war, dass die Spiele abgesagt werden, war das für mich mental schon ziemlich schwer. Gerade, weil zunächst ja nicht klar war, was genau das bedeutet. Als dann aber festgelegt wurde, dass es nur eine Verschiebung auf 2021 ist, war die Vorfreude wieder da. Auch, wenn man beruflich vielleicht ein Jahr verliert. Ich hoffe, dass in diesem Jahr alles besser wird.
Eine Impflicht für Olympiastarter
Lukas Windfeder: Kürzlich hatten wir ein Meeting des Deutschen Olympischen Sportbundes, in dem es zum Glück nur darum ging, wie die Olympischen Spiele stattfinden sollen und nicht ob. Das stimmt mich zuversichtlich. Und ich versuche auch, alles drumherum auszublenden, sonst verliert man nur wichtige Prozentpunkte an Leistung. Aber es gab auch eine Umfrage unter den Athleten und da hat sich das Team Deutschland einhellig dafür ausgesprochen, an der Impfpriorisierung nichts zu ändern. Wir sollten die gefährdete Bevölkerung jetzt nicht für uns hinten anstellen. Sollte es eine Impfpflicht geben, würden einige Sportler auch auf Olympia verzichten.
Uhlenhorster-Erinnerungen an Olympische Spiele
Lukas Windfeder: Jeder der hier ins Clubhaus kommt, geht an der goldenen Tafel vorbei. Jeder Junge kennt die Namen der Spieler, die für den Uhlenhorst große Titel gewonnen haben. Und bei jedem Spiel stehen diese Männer hier am Club in der Mecker-Ecke und geben ihren Senf zu unseren Leistungen dazu.
Thilo Stralkowski: Als Uhlenhorster sollte man schon mit einer Goldmedaille nach Hause kommen. Timm Herzbruch hat ja 2016 mit dem Team Bronze gewonnen, da musste er sich schon den einen oder anderen Spruch im Spaß anhören. 1992 war die Situation übrigens ähnlich wie heute, da waren auch mehrere Uhlenhorster Spieler in Barcelona mit dabei. Vor den Spielern hat man großen Respekt.
Den Konkurrenzkampf im Team
Lukas Windfeder: Wir unternehmen privat viel, wissen, wie wir ticken. Benedikt Fürk und ich waren 2016 Konkurrenten auf der Außenverteidigerposition und haben uns trotzdem oft ein Zimmer geteilt. Am Ende hat es leider für beide aufgrund von Verletzungen nicht gereicht. Klar, jeder will dabei sein und jeder will spielen. Aber ich würde mich auch für die anderen freuen, wenn sie es schaffen.
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Thilo Stralkowski: Als Trainer ist das natürlich ein Luxusproblem, wenn es überhaupt eins ist. Es ist super, dass sechs Jungs die Chance haben, dabei zu sein. Von so einer Situation habe ich als Spieler nur geträumt, davon zehrt das ganze Team. Für mich sind übrigens Nationalspieler erst dann verdiente Nationalspieler wenn sie es schaffen, ihre Leistung konstant auch im Verein abzurufen. An einem schlechten Tag, muss ein Nationalspieler trotzdem noch das entscheidende Tor zum Sieg oder zum Ausgleich machen. Es darf kein Spiel geben, in denen man sich hinterher fragt, ob der Spieler auch dabei war. Bei unseren Jungs mache ich mir diese Sorgen aber nicht.
Worauf es bei Olympischen Spielen ankommt
Thilo Stralkowski: Am wichtigsten ist, dass es dem Trainerteam gelingt, schnell ein Teamgefüge herzustellen. Die Abläufe müssen passen, jeder muss wissen, wer wo die Bälle braucht. Als wir 2012 die Goldmedaille gewonnen haben, hatten wir sicher 16 bis 18 Spieler auf Weltklasseniveau, aber vor allem hatten wir den absoluten Siegeswillen. Hockeyspielen können auf dem Niveau alle.
Die Chancen auf Olympia 2021 in Tokio
Thilo Stralkowski: Durch ihre Rolle bei uns im Verein werden wir den Jungs auf dem Weg nach Tokio versuchen zu helfen. Lukas nimmt bei uns auf dem Feld, aber auch abseits des Feldes, eine Führungsrolle ein. Benedikt Fürk ist ein anderer Typ, etwas ruhiger - aber genauso wichtig. Es ist unsere Aufgabe, den Jungs das Selbstvertrauen zu geben, mit dem sie dann zur Nationalmannschaft fahren können.
Sie wollen beim nächsten Clubhouse-Talk mit dabei sein? Dann folgen Sie Nadia Al-Massalmeh und Maximilian Lazar bei Clubhouse.
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