Bottrop. Marc Bühler schoss den Elfmeter, der den VfB Kirchhellen in die Bezirksliga brachte, absolvierte seitdem dort aber nur noch ein Spiel.

An diesen Schuss erinnert sich Marc Bühler noch ganz genau. „Mit dem Seitenspann von mir aus links“, habe er den Elfmeter verwandelt. Der Torhüter der SG Gelsenkirchen sei sogar in die richtige Ecke gesprungen, schlussendlich aber machtlos gewesen. „Danach war nur noch Ekstase. Es war das beste Ereignis, welches ich als Amateurfußballer je erlebt habe“, blickt Bühler auf die Partie am 30. Mai 2019 zurück.

Eineinhalb Jahre ist Bühlers goldener Schuss, der den VfB Kirchhellen nach sieben Spielzeiten in der Kreisliga A zurück in die Fußball-Bezirksliga katapultierte, nun bereits her. Er war der perfekte Abschluss der bis dato letzten regulären Saison.

„Wir hatten es davor die Jahre schon zwei Mal probiert, es hatte aber beides Mal nicht geklappt, wir sind immer ganz knapp gescheitert“, so der heute 25-Jährige. Sowohl in der Saison 2016/2017 als auch 2017/2018 landete der VfB auf Rang zwei, ließ sich die Chance auf die Teilnahme an den Aufstiegsspielen aus den Fingern gleiten.

VfB Kirchhellen spielte eine überragende Saison

Aber nicht so ein Jahr später. Nach einer überragenden Saison mit 75 Punkten aus 28 Spielen und einem Torverhältnis von plus 88, landeten die Kirchhellener einen Punkt vor Erle 19 und reisten daraufhin zum ersten Aufstiegs-Relegationsspiel nach Hassel, ins Stadion Lüttinghof.

Nach dem 1:0 durch Fabian Mohs, war der Coup schon ganz nah, doch die SG Gelsenkirchen drehte die Partie, schoss in der 73. Minute das 3:1 und hatte schon eineinhalb Beine in der Bezirksliga.

Zwei Tore in der Nachspielzeit retten den VfB Kirchhellen

Doch nicht so mit dem VfB Kirchhellen. Durch einen wahren Kraftakt retteten sich die Bottroper mit zwei Treffern in der Nachspielzeit von Dominik Selm und Daniel Schlak erst in die Verlängerung und dann ins Elfmeterschießen.

„Als es darum ging, wer schießt, fühlte ich mich nicht so sicher und dachte mir, es könne auch zu viel Verantwortung sein. Aber dann kam der Kapitän Julian Thimm auf mich zu und fragte, ob ich auch einen mache und da habe ich zugesagt. Ich wollte den letzten schießen, weil wir dann entweder schon weiter gewesen wären oder es der entscheidende Elfmeter gewesen wäre“, so der Stürmer.

Marc Bühler: "Einfach hinlaufen und reinschießen"

Das zweite Szenario sollte sich als die Realität herausstellen. Nach Treffern von Marc Baßenhoff, Fabian Mohs und Dominik Selm, sowie zwei Paraden von Keeper Alexander Groß, schlug die große Stunde von Marc Bühler.

„Ich habe mir gedacht: einfach hinlaufen und reinschießen. Ein Spieler der gegnerischen Mannschaft, der gerade verschossen hatte, bot mir einen Zehner fürs Verschießen an. Aber da war ich schon im Tunnel“, so Bühler.

Einen Monat lang Party

Und gerade einmal ein paar Sekunden später, hatte er sich in Annalen des VfB Kirchhellens verewigt.

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„Die Party dauerte fast einen ganzen Monat. Wir haben erst noch ein bisschen am Platz gefeiert und sind dann mimt dem Bus, den wir gemietet hatten, um zum Spiel zu kommen, nach Kirchhellen gefahren. Dort haben wir den Abend im Klosterstübchen ausklingen lassen. Das ging bis in die Puppen“, sagt Bühler, der wegen des entscheidenden Schusses aber keinen Platz in der Hall of Fame des Klubs für sich beanspruchen möchte.

Die Spieler des VfB Kirchhellen sprinten nach dem entscheidenden Elfmeter dem Torschützen Marc Bühler entgegen. Der VfB ist Bezirksligist.
Die Spieler des VfB Kirchhellen sprinten nach dem entscheidenden Elfmeter dem Torschützen Marc Bühler entgegen. Der VfB ist Bezirksligist. © Felix Hoffmann | Felix Hoffmann

„Es ist ein eingeschworener Haufen, ein Dorfverein quasi. Ich war da noch gar nicht lange da und auch keiner, der in der ersten Elf gespielt hat. Manchmal werde ich noch Aufstiegsheld genannt, aber da gibt es ganz andere Vereinslegenden“, so Bühler, der seitdem übrigens nur ein einziges Spiel in der Bezirksliga für den VfB Kirchhellen absolviert hat, dort aber gleich ein Tor erzielte.

Master-Studium in zwei Metropolen Europas

Durch sein Master-Studium des internationalen Managements wohnt der Aufstiegsheld nämlich nicht mehr durchgängig in Bottrop, sondern saugt das Leben in gleich zwei Metropolen Europas in sich auf.

„Ich habe im September 2019 den Master in Warschau begonnen und bin erst im März 2020 zurückgekommen, weil ich für das Revierderby Karten im Schalker Auswärtsblock in Dortmund hatte. Und dann brach das Coronavirus aus. Deswegen bin ich erst einmal hiergeblieben und habe auch in Kirchhellen trainiert. Aber dann ging es für mich nach Lissabon, weil ich da einen Doppelabschluss machen kann. Dadurch, dass dort aber aktuell auch ein Lockdown beschlossen ist, bin ich gerade wieder in Deutschland“, sagt Bühler.

"Diese unglaubliche historische Gewalt" Warschaus

Auch wenn die Zeit in Warschau und in Lissabon begrenzt war, kann der Bottroper nur jedem empfehlen, sich diese Städte einmal aus der Nähe anzuschauen. Bühler: „Warschau ist eine super moderne Stadt. Mit dieser Skyline, den Hochhäusern und der unglaublich historischen Gewalt durch den zweiten Weltkrieg, die man immer wieder spürt. Und Lissabon gilt als eine der lebenswürdigsten und ältesten Städte Europas. Es ist unglaublich verwinkelt und das Meer ist nebenan.“

Eine Sache können ihm diese beiden Städte allerdings bisher noch nicht bieten: das Gefühl des entscheidenden Elfmeters.

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