Bottrop. 16 Stunden lang saß Hamsat Isaev vom JC Bottrop im Auto - für sieben Stunden Judo-Training. Das Trainingscamp in Österreich platzte.
Knapp achteinhalb Stunden dauert die Autofahrt von Bottrop nach Mittersil in Österreich. Vom Judostützpunk in Köln aus, ist die Zeit nur unwesentlich kürzer. Keine Strecke, die man so eben mal auf sich nimmt, um zwei Tage später direkt wieder zurückzukehren. Doch genau das ist Judoka Hamsat Isaev vom JC Bottrop nun passiert.
Mit dem deutschen Nationalkader hatte sich der Bottroper auf den Weg gen Süden gemacht. Es war das durch die Profisportregelung gesetzlich mögliche, jährliche Trainingslager in Mittersil geplant, eine traditionell stattfindende Veranstaltung zur Vorbereitung auf die anstehenden Kämpfe, wie auch Olympia.
Doch dann war es den politischen Entscheidungsträgern doch zu heikel, rund 200 Athletinnen und Athleten aus 13 verschiedenen Nationen kämpfen zu lassen.
Hamsat Isaev musste sich insgesamt drei Mal testen lassen
„Auf dem Hinweg mussten wir darauf achten, dass wir mit maximal zwei Haushalten fahren. Wir haben uns im Vorfeld in Deutschland auf das Coronavirus testen lassen, mussten einen negativen Test bei der Einreise vorlegen und haben schon vier, fünf Tage vorher ein Gesundheitstagebuch geführt“, beschreibt Isaev die vorbeugenden Vorbereitungen auf das Trainingscamp.
Nach Ankunft in Österreich stand dann ein Schnelltest an, erst nachdem alle Sportler und Sportlerinnen vor Ort negativ getestet wurden, ging es auf die Judomatte. „Wir haben trainiert, auch mit Kämpfern von anderen Nationen. Ansonsten durften wir aber nicht aus dem Hotel, wir waren in einer Blase“, so Isaev.
Sorgen der Bevölkerung
Es schien alles wie jedes Jahr zu sein, doch dann rief Judo-Bundestrainer Richard Trautmann seine Schützlinge zusammen und teilte ihnen mit, dass der österreichische Judobund und das Land Salzburg, in dem das sich im Lockdown befindende Mittersil liegt, sich nun doch gegen eine Fortführung des Trainingslagers ausgesprochen haben.
„Es gab wohl auch illegale Partys im nahen Kitzbühel und da wurden Stimmen aus der Bevölkerung laut, warum wir trainieren dürfen. Auch wenn Olympia vor der Tür steht, sei das doch nicht wichtiger als die Gesundheit und die Gesellschaft. Das Hotel, in dem wir untergebracht waren, war auch das einzige, das aufhatte. Das sah dann schon etwas komisch aus und der Druck wurde so groß“, sagt Isaev, der so nach acht Stunden Autofahrt und sieben Stunden Training, erneut in den Wagen stieg und sich auf den Rückweg zum Stützpunkt in Köln machte – allerdings nicht ohne einen weiteren negativen Coronatest.
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