Mülheim. Mülheimer Fußballvereine haben Angst, dass sich Kinder abwenden. Verschiedene Regeln bei Schule und Vereinssport machen ihnen das Leben schwer.
Mit einem offenen Brief hatte die Jugendfußballabteilung des TSV Heimaterde vor gut einem Monat für Aufsehen gesorgt. Dass das Schreiben in den sozialen Netzwerken tausendfach geteilt wurde, liegt auch daran, dass viele andere Vereine die darin geäußerten Sorgen teilen .
Besonders für die jüngsten Fußballer wünschen sich die Klubs verständliche Regeln seitens der Politik – und eine baldige Rückkehr auf die Plätze.
Mülheimer haben Angst, dass die Kinder aufhören Fußball zu spielen
„Es besteht die Gefahr, dass durch den Lockdown der eine oder andere aufhört “ , hatte Tobias Maske, Mitglied im Heimaterder Jugendvorstand, vor vier Wochen als einen der Gründe für den offenen Brief genannt.
„Diese Sorge teile ich“, sagt auch Jürgen Bemerburg, Vorsitzender der Fachschaft Jugendfußball im Mülheimer Sportbund. „Alle Vereine haben Angst davor, dass sich die Kinder zu sehr daran gewöhnen, zu Hause zu bleiben“, sagt Bemerburg.
Regelmäßigkeit ist für Kinder von großer Bedeutung
Andreas Hamm hat schon jetzt beobachtet, dass sich die Prioritäten verschieben. Hamm verantwortet beim TuS Union 09 als Sportlicher Leiter den Bereich der Minikicker bis zu den D-Junioren, gleichzeitig trainiert er die F-Jugend. Nach einer Rundfrage unter den Eltern habe er schon eine Woche vor dem zweiten Lockdown das Training eingestellt. „Fußball spielt nicht mehr die Rolle, wie es einmal war“, lautet seine bittere Erkenntnis.
Gerade im unteren Altersbereich ist ein bestimmter Rhythmus für den Nachwuchs von großer Bedeutung. „Die Kleinsten haben den größten Spaß und werden jetzt in ihrem gewohnten Wochenrhythmus unterbrochen“, bedauert Jürgen Bemerburg.
Zusammenhalt macht die Vereine aus
Dagegen, dass Sportvereine durch ihre Forderungen vereinzelt als verantwortungslos dargestellt werden, wehrt sich Jürgen Bemerburg. „Die Gesundheit ist das oberste Ziel und der Verantwortung muss sich jeder bewusst sein“, weiß er, betont aber ebenso: „ Auf der einen Seite muss man die Pandemie sehen und auf der anderen aber auch die Schwierigkeit, die Leute im Verein zusammenzuhalten.“
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Deswegen wünschen sich alle Klubs eine baldige Rückkehr auf die Plätze. Zumindest für das Training. „Spiele gegen andere Teams finde ich ja selbst schwierig, aber wenn man eine feste Gruppe mit den immer gleichen Leuten hat, sollte das doch möglich sein“, findet Unions Andreas Hamm.
Unterschied zwischen Schule und Sportverein ist schwer zu vermitteln
Was die Sportler am meisten nervt, ist die Ungewissheit. Kein Vorstand kann seinen Mitgliedern verlässliche Informationen geben, wann es wieder losgeht. „Wir wünschen uns klare und deutliche Anweisungen der Politik“, sagt Jürgen Bemerburg.
Diesen Wunsch nach einer einheitlichen Linie teilt auch Andreas Hamm. Ähnlich wie während des ersten Lockdowns. Da hätte es der Nachwuchs leichter verstanden: Keine Schule gleich kein Training. „Jetzt ist es aber einfach schwer den Kindern zu erklären, warum sie zur Schule gehen und in den Bussen und Bahnen nebeneinander sitzen dürfen, aber dann keine Freunde treffen oder zum Fußballtraining gehen können“ , sagt der Unioner.
Eltern unterstützen die Vereine
Mit kleinen Challenges und Videos halten sämtliche Vereine ihre Kinder bei Laune. Der Unterstützung der Eltern dürfen sich die Klubs zum ganz überwiegenden Teil sicher sein.
„Wir wollen aber nicht, dass sich die Kinder irgendwann vom Sport abwenden“, unterstreicht Fachschaftsleiter Jürgen Bemerburg. „Deswegen hoffen wir, dass es schnellstmöglich wieder losgeht.“
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