Mülheim/Oberhausen. Rot-Weiß Mülheim bestreitet als erste Mülheimer Seniorenmannschaft ein Fußballspiel nach der Corona-Pause. Das Ergebnis wird zur Nebensache.

121 Tage lagen zwischen dem letzten Fußballspiel einer Mülheimer Mannschaft und der Wiederaufnahme des Testspielbetriebs am Dienstagabend. Am 8. März wurde noch im Ligabetrieb gespielt, kurz darauf wurde die Saison zunächst unter-, später dann abgebrochen. Rot-Weiß Mülheim verlor damals mit 0:1 gegen 08/29 Friedrichsfeld. Dann kam Corona – und das lange Warten auf ein Fußballspiel. Gestern Abend war es so weit. Bei Schwarz-Weiß Alstaden kehrte Rot-Weiß auf das künstliche Grün zurück. Das Spiel gewann RWM mit 3:2 (0:1) – doch das war diesmal nur Nebensache.

Schon rund 15 Minuten vor Anpfiff tummelten sich viele Zuschauer auf der Anlage an der Oberhausener Bürgerstraße. Auf dem Nebenplatz trainierte eine Jugendmannschaft, neben der benachbarten Sporthalle absolvierte eine andere Sportgruppe ihre Übungseinheit. Hermann Buschmann, 1. Vorsitzender von SW Alstaden freute sich auf das dritte Testspiel binnen vier Tagen auf der Anlage.

SW Alstaden ist auf Hilfe aus dem eigenen Verein angewiesen

„Für einen kleinen Verein ist es aber trotzdem eine große Aufgabe“, räumte er ein. Jede Mannschaft bekam zwei Kabinen zur Verfügung gestellt, jeder Zuschauer musste sich am Eingang in eine Liste eintragen. „Dafür braucht es viele Leute aus dem Verein, die mithelfen“, sagte Buschmann. Als Alstaden am Samstag gegen den VfB Bottrop (1:7) testete, sei er überrascht gewesen, wie viele Zuschauer auf die Anlage strömten. Rund 50 mussten am Ende draußen bleiben – bei 100 ist Schluss. So will es die Corona-Schutzverordnung.

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Jeder Zuschauer musste sich am Dienstagabend in eine Liste eintragen – so soll im Zweifel eine Infektionskette nachverfolgt werden können.
Jeder Zuschauer musste sich am Dienstagabend in eine Liste eintragen – so soll im Zweifel eine Infektionskette nachverfolgt werden können. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Und auch am Dienstagabend kommen nicht alle rein. Als das Spiel anfängt stehen einige Gäste noch vor dem Zaun. „Alle diejenigen, die nicht gespielt haben, haben wir in zwei Laufgruppen eingeteilt. Die, die später dran waren, kamen nicht mehr rein“, stellte nach der Partie auch Mülheims Trainer Kim Rolinger fest, dass sogar einige seiner Spieler von draußen zusehen mussten.

Warten, bis der nächste Zuschauer auf die Anlage darf

Auch einige Fans wurde der Einlass solange verwehrt, bis einer der 100 Zuschauer die Anlage verließ. „So sind die Auflagen nun mal. Dann dauert es halt etwas länger“, äußerte Heinz Hake Verständnis. Nach der ersten Halbzeit durfte er das Eingangstor passieren. Klaus Böhm musste sich da noch gedulden. „Zur Not schaue ich das Spiel aber auch von draußen zu Ende“, sagte er. Beide sind Anhänger von Rot-Weiß Mülheim.

So haben sie gespielt

SW Alstaden – RW Mülheim 2:3 (1:0)

Tore: 1:0 Knizik (26.), 1:1 Schmidt (47.), 2:1 van Ryn (64., FE), 2:2 Munnes (68.), 3:2 Vietz (75.).
RWM: Abdulrahman – Christmann, Braida, Didar (27. Vietz), Cinar, Winkler (46. Asamoah), Baffour, Keskin, van Ryn, Agirman (55. Zimmermann), Güner (46. Schmidt).
Schiedsrichter: Thimo Lau
Zuschauer: 100

Ihre Mannschaft lag zu diesem Zeitpunkt mit 0:1 zurück. Einer engagierten und vor allem defensiv guten Anfangsphase folgten Minuten der Unordnung und Nachlässigkeiten. Bezirksliga-Aufsteiger Alstaden bestrafte das in der 26. Minute, als Pascal Nockmann einen Freistoß per Kopf verlängerte und Marcel Knizik den Ball über die Linie stocherte. RWM hatte danach zwar auch noch Möglichkeiten – es blieb aber beim 0:1 zur Pause.

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Fans freuen sich, dass der Ball wieder rollte

Heinz Hake und Klaus Böhm waren derweil nicht die einzigen Mülheimer Schlachtenbummler, die an diesem Abend den Weg nach Oberhausen auf sich genommen hatten. Der „zwölfte Mann“ war mit von der Partie und feuerte das Team an. Für Sven „Hogi“ Hogelweg war es ein besonderer Abend. „Es ist ein Traum, dass endlich wieder Fußball gespielt wird und wir hier am Platz stehen können und das Spiel gucken“, geriet er ins Schwärmen. Natürlich wolle man gerne gewinnen, die vielen Neuzugänge müssten sich aber auch erst einmal finden.

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Nicht alle Zuschauer kamen rein. Bei 100 war Schluss. Erst wenn ein Fan die Anlage verließ, durfte ein anderer selbige betreten.
Nicht alle Zuschauer kamen rein. Bei 100 war Schluss. Erst wenn ein Fan die Anlage verließ, durfte ein anderer selbige betreten. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Einen Tipp gab er kurz vor der Beginn der zweiten Halbzeit aber noch ab: „Wir gewinnen 3:1.“ Am Ende war es ein 3:2-Erfolg. Und der kam auch zustande, weil die taktische Umstellung von Trainer Kim Rolinger vom 4-2-3-1- auf ein 4-4-2-System Früchte trug. Die eingewechselten Neuzugänge Dennis Schmidt und Marcel Vietz, der schon nach 27 Minuten für den am Knie verletzten Mehdi Didar ins Spiel kam, belebten die Offensive.

Fußballer nehmen Einschränkungen in Kauf

Bereits in der 47. Minute glich Schmidt nach einer Ecke aus, das 2:1 für RWM besorgte dann Sebastian van Ryn per Foulelfmeter (64.). Nachdem Tim Munnes in Minute 68 erneut ausgeglichen hatte, besorgte Marcel Vietz den 3:2-Endstand (75.).

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Bei aller Begeisterung über den Sieg überwog am Ende aber vor allem die Freude über die Rückkehr in den Spielbetrieb. „Es war echt anstrengend aber es ist schön, dass wir wieder gespielt haben“, sagte Sebastian van Ryn. Und sein Trainer betonte: „Für alle war es eine lange Zeit. Alle hatten Bock und waren geil darauf, wieder zu spielen.“ Da der Kader wegen der Hygieneregeln derzeit auf 15 Spieler begrenzt ist, und damit jeder Spieler in den Genuss von Testspielminuten kommt hat Rot-Weiß viele Partien angesetzt. „Wir dürfen ja maximal vier Spieler auswechseln“, so Kim Rolinger.

All das nehmen die Fußballer derzeit aber gerne in Kauf. Sebastian van Ryn brachte es auf den Punkt: „Hauptsache, wir spielen Fußball.“