Mülheim. Die Schaffenspause war lang genug – die Mülheimer Sportvereine kehren in den Trainingsbetrieb zurück. Unter Auflagen und mit kreativen Ideen.

Auf den Tennisplätzen des HTC Uhlenhorst wird in Kleingruppen trainiert, im Waldstadion bereiten sich unterdessen die Kinder auf ihr Hockeytraining vor. Mit Abstand – und in feste Gruppen eingeteilt geht es zurück auf das künstliche Grün. „Endlich“, sagen die einen – „Geduld“, sagen die anderen. Der Sportbetrieb in Mülheim nimmt weitestgehend wieder Fahrt auf – aber nicht überall.

„Ich habe fast jeden Tag zu Hause geübt“, sagt der neunjährige Henrik – trotzdem sei er froh, endlich wieder auf dem Hockeyplatz zu stehen. Friedrich, acht Jahre alt, steht zwei Meter neben ihm: „Es ist schön wieder zu trainieren.“

Fußballer steigen wieder ins Training ein

Ein Hauch von Normalität weht über die Anlage des HTC Uhlenhorst – und doch ist alles anders. „Wir haben die Kinder in kleine Gruppen eingeteilt“, verrät Präsident Hanns-Peter Windfeder. Auch die Trainer bleiben immer die gleichen. So könne im Fall der Fälle eine Infektionskette nachvollzogen werden.

Die Uhlenhorster sind nicht die einzigen, die den Betrieb langsam hochfahren. Auch die ersten Fußballvereine wieder Fahrt aufgenommen. Der VfB Speldorf und der TuSpo Saarn waren die schnellsten. Sie trainieren seit Montag wieder. „Acht Wochen zu Hause sind genug, wir wollen die Kinder wieder ans Bewegen kriegen“, sagt VfB-Jugendleiter Maik Haferkamp.

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Einbahnstraße beim VfB Speldorf

Das sieht Maik Brechlin, Vorsitzender des TuSpo Saarn ganz genauso. „Es geht darum, endlich mal wieder einen Ball am Fuß und einfach Spaß zu haben“, betont er. Von regulärem Fußballtraining könne freilich keine Rede sein.

Abstand halten ist das Gebot der Stunde. Auch bei den Nachwuchsfußballern des VfB Speldorf.
Abstand halten ist das Gebot der Stunde. Auch bei den Nachwuchsfußballern des VfB Speldorf. © FUNKE Foto Services | Oliver Mueller

Allerorten gelten nämlich strenge Vorschriften. Der VfB hat an den Treppen zum Platz Desinfektionsstationen aufgestellt. Es dürfen sich nur maximal 20 Spieler auf dem Platz befinden. Duschen und Umkleidekabinen bleiben geschlossen, die Kicker müssen umgezogen zum Platz kommen. Außerdem haben die Speldorfer zwei verschiedene Wege eingerichtet. Über die Heerstraße geht es auf den Platz, der Parkplatz an der Saarner Straße fungiert als Ausgang.

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Die kleinsten Kinder bereiten Sorgen

Ähnlich handhabt es beispielsweise der TSV Heimaterde, der sogar entsprechende Beschilderungen aufgestellt hat. Es gibt markierte Stellen zum Ablegen der Sporttaschen. Die F-Junioren, Bambini und Minikicker kehren vorerst noch nicht auf den Platz am Finkenkamp zurück. „Da laufen ja doch oft alle auf einen Ball zu, das kann man auch nicht wirklich verhindern“, sagt der TSV-Vorsitzende Burkhard Cremer.

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Gerade die jüngsten Kinder bereiten auch Hanns-Peter Windfeder Sorgen. Deshalb kehren die ganz Kleinen noch nicht auf das Spielfeld zurück. Und auch organisatorisch ist das schwerer. Während bei den Jugendlichen die Gruppen etwa auch so eingeteilt, dass die Kinder, die in der Schule gemeinsam zum Unterricht dürfen auch gemeinsam trainieren, ist das bei den Grundschülern nicht möglich. „Die verteilen sich auf viel mehr Schulen“, sagt Windfeder.

Rot-Weiß Mülheim bleibt zurückhaltend

Auf anderen Plätzen bleibt es vorerst ruhig. Etwa an der Bruchstraße, wo der SV Rot-Weiß den Trainingsbetrieb noch nicht wieder aufnehmen wird. „Wir haben doch keine Not“, sagt der Vereinsvorsitzende Christian Bär. Auch der SV Heißen wird sich in einer Sitzung zunächst über das weitere Vorgehen beraten.

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Diese Geduld bringt Zeit, sich mit anderen Vereinen auszutauschen. Schließlich sind die Konzepte bisher nur Theorie und werden sich in der Praxis noch anpassen müssen. „Spätstarter“ können dann schneller anpassen und von den Erfahrungen der Nachbarn profitieren.

Footballer peilen die kommende Woche an

Auch die Footballer der Mülheim Shamrocks werden sich bei ihrer Vorstandssitzung am Mittwoch erst einmal eingehend beraten. „Wir wollen am kommenden Montag wieder starten“, verrät Pressesprecher Steffen Postel. Pro Trainingstag soll nur eine Mannschaft trainieren. Noch sind die Shamrocks aber in Kontakt mit dem Mülheimer Sportservice – auch was die Nutzung des Wenderfelds betrifft.

Klar ist aber: Saisonspiele vor den Sommerferien wird es nicht geben.

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Tennisclubs haben Anlagen geöffnet

Bei den Tennisassen kehrten dagegen nicht nur die Uhlenhorster auf den Court zurück, auch die anderen Vereine haben seit dem vergangenen Donnerstag peu á peu ihre Anlagen geöffnet. Anders als in anderen Sportarten wird hier auch mit einem Meisterschaftsstart Mitte Juni gerechnet.

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Jörg Wilde und die Ruderer beachten im Bootshaus die Hygienevorschriften. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Auch die Ruderer sind seit der vergangenen Woche wieder auf dem Wasser. Dabei beschränken sie ihre Sportart aber auf einen Individualsport. Soll heißen: Bisher gehen nur Einer auf das Wasser. „In Ruderbooten kann man eben nicht den gewünschten Abstand halten“, sagt Philipp Uebachs, Trainer der Rennrudergemeinschaft. Zu viert in einem Achter zu sitzen ergibt freilich auch keinen Sinn.

Ruderer wollen ins Krafttraining – Uhlenhorster machen Techniktraining

In naher Zukunft hofft die RRGM, auch wieder in Kleingruppen im Kraftraum trainieren zu können. Der war in den vergangenen Wochen zu einem Studio umfunktioniert worden. Von dort aus hatte immer ein Trainer Sportübungen übertragen, welche die Athleten zu Hause nachmachten.

Die Hockeyspieler sind da einen Schritt weiter. „In der kleinen Gruppe kann man ein bisschen mehr auf die Technik achten“, sagt Fee Mazkour, die gemeinsam mit Julia Hemmerle die Gruppe der C-Knaben leitet.

„Die größte Herausforderung ist es, dass die Kinder auch in den Trainingspausen den Abstand halten“, sagt Hanns-Peter Windfeder. Denn zum Training gehört mehr, als nur ein paar Pässe spielen. „Ich freue mich, mit meinen Freunden wieder quatschen zu können“, sagt Henrik. Nur muss er aktuell etwas lauter sprechen. Denn der Abstand muss zum Neustart in den Trainingsbetrieb an allen Orten eingehalten werden.