Mülheim. Noch ist unklar, wie es im Feldhockey weitergeht. Mülheims Trainer Omar Schlingemann hat eine Entscheidung über seine Zukunft getroffen.

Eigentlich würde der deutsche Meister HTC Uhlenhorst in diesen Tagen in Amsterdam um den europäischen Feldhockey-Thron spielen. Die Finalrunde der European Hockey-League (EHL) fällt wegen des Coronavirus aus. Wann es mit der Bundesliga weitergeht? Die Deutsche Hockeyliga will nach Ostern beraten. Omar Schlingemann hat über seine Zukunft bereits entschieden.

Der Uhlenhorster Meistertrainer Omar Schlingemann hat eine deutliche Meinung zum weiteren Saisonverlauf. „Trefft keine Entscheidung und wartet auf den Moment, an dem wieder gespielt werden kann.“ Auf Titel kommt es ihm dabei weniger an.

Uhlenhorst trainiert via Internet

„Jetzt kann ich es ja sagen. Wir hätten die EHL gewonnen. Das war aber noch geheim“, sagt Schlingemann – nicht ganz ernst gemeint – mit Blick auf die geplanten Finalrunde in den Niederlanden. Dort wäre sein Team im Viertelfinale auf den Westrivalen Rot-Weiss Köln getroffen. Statt des internationales Flairs bleiben nun nur die heimischen Wälder und Training in den eigenen vier Wänden.

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„Dreimal in der Woche trainieren wir online zusammen. Die Jungs haben allesamt Trainingspläne bekommen. Ich habe ihnen gesagt: Trainiert so, als würde es morgen wieder los gehen“, so Schlingemann. Viel mehr ist momentan nicht möglich. Nur die A-Kader-Spieler dürfen am Uhlenhorst auf den Platz. Alleine. Dafür gibt es eine Ausnahmegenehmigung von der Stadt. Aber schon Zweiergruppen sind nicht erlaubt.

Schlingemann hofft auf ein Umdenken

Aber um Hockey geht es dem niederländischen Trainer der Mülheimer momentan am wenigsten. „Wenn wir spielen können, nehmen wir den Schläger in die Hand und sind mit Freude dabei. Dann ist es aber egal, wer deutscher Meister wird. Es ist aktuell uninteressant, wer der Größte ist“, so Schlingemann. Vielmehr wagt er den Blick über den Tellerrand hinaus.

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„Für mich ist wichtig, was in der Welt und in der Wirtschaft passiert. Das ist eine große Katastrophe und ich hoffe, dass das Leben bald wieder normal wird. Dass es nicht mehr so viele Kranke gibt, dass die Restaurants öffnen können, dass die Leute arbeiten können“, sagt Schlingemann. Und schiebt nach: „Und ich hoffe, dass wir daraus etwas lernen. Dass es nicht umsonst ist.“

Für den Trainer geht es um mehr als Geld und Macht

Zumindest für die Natur empfinde er die aktuelle Situation als positiv. „Wenn ich zwischen Essen und Mülheim joggen gehe, sehe ich momentan viele Tiere. In zwei Monaten sind da dann wieder der Stau und hupende Menschen“, sagt Schlingemann. Er betont aber auch: „Ich habe Deutschland immer als ein enorm hilfsbereites Land wahrgenommen. Das hat mich immer beeindruckt. Ich hoffe, dass wir nach dieser Krise nicht mehr nur nach Geld und Macht schauen.“

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Als er zuletzt durch Mülheim fuhr, sah Schlingemann drei seiner Spieler unabhängig voneinander joggen. „Es ist unsere eigene Verantwortung, dass wir fit sind, wenn es weiter geht. In Holland laufen die Verträge aus, in Deutschland reden wir von Amateursportlern, da haben wir das Problem nicht. Wir können jederzeit weiter spielen. Schlaue Leute mit Krawatten können sich Lösungen einfallen lassen“, sagt Schlingemann.

Saisonfinale im Sommer wäre möglich

Und wenn es von heute auf morgen losgehen würde? „Auch wenn es vielleicht keine Vorbereitung gibt, wollen wir spielen. Wir machen den Sport, weil wir Spaß daran haben. Und wir wollen wieder miteinander Sport treiben. Die Kinder müssen zurück auf den Platz, das Vereinsleben muss zurückkommen. Darum geht es.“

Dass das Final Four in Mannheim bereits abgesagt ist, könnte die Situation dabei sogar erleichtern. Denn durch die Verlegung der Olympischen Spiele ins Jahr 2021 wäre im Sommer Zeit, die Saison zu Ende zu spielen. „Ich glaube nicht, dass aktuell jemand Urlaubspläne für den Juli hat. Dann können wir doch endlich mal im Sommer lecker Hockey spielen. Das wäre fantastisch“, sagt Schlingemann. Als Alternative schlägt er vor, die laufende Saison mit der folgenden zu kombinieren.

Schlingemann verlässt den Verein

Während viele offene Fragen am Uhlenhorst bleiben, wurde eine ganz wichtige am Freitagabend beantwortet – die nach Schlingemanns Zukunft. Bis zuletzt hatte der HTCU gehofft, dass der Niederländer seinen Vertrag verlängern würde.

Am Abend gab aber der niederländische Erstligist Klein Zwitzerland die Verpflichtung des Meistertrainers bekannt. Schlingemann hatte das Traineramt am Uhlenhorst im Sommer 2016 übernommen und den Verein nach 21 Jahren wieder zum deutschen Meistertitel 2018 geführt. 2019 gelang die Titelverteidigung.