Herne/Schweden. Der Vater von Rasmus Lundh Hahnebeck ist in Herne geboren, die Großeltern hatten ein Eishockey-Geschäft am Gysenberg.
Ein altes Bild zeigt Rasmus Lundh Hahnebeck in Kindheitstagen in einem Trikot des Herner EV: Die Wolkendecke ist dicht, der Sand offenbar vereist, Lundh Hahnebeck hat sich die Schlittschuhe geschnürt und einen Eishockey-Schläger in der Hand. Entstanden ist das Bild an einem Strand am Mälaren-See in seiner schwedischen Geburtsstadt Västeras.
„Da müsste ich zehn Jahre alt gewesen sein“, sagt der heute 22-Jährige. Und woher hatte er das Trikot? Von seinem Vater? „Ich glaube, er hat es von irgendeinem Freund bekommen.“ Was damals offenbar nur ein lustiger Zufall war, wird bald Realität: Zur neuen Oberliga-Saison steht der Deutsch-Schwede selbst im HEV-Trikot für die Miners auf dem Eis – und schreibt das nächste Kapitel seiner langjährigen Herner Familiengeschichte.
HEV-Neuzugang Lundh Hahnebeck: „Im Rückblick sehr lustig“
Sein Vater Jens Hahnebeck ist 1968 im Evangelischen Krankenhaus in Herne geboren, besuchte das Pestalozzi-Gymnasium. Seine Großeltern führten von 1972 bis 1981 einen Eishockey-Shop in der Eishalle am Gysenberg. „Davon habe ich gehört. Mein Vater war früher immer in der Eishalle, um zu skaten und mit den Jugendteams zu spielen, glaube ich“, erklärt Lundh-Hahnebeck. „Sonst weiß ich nicht viel darüber, aber es ist heute im Rückblick sehr lustig.“
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Der Grund für seinen Wechsel zum HEV war die Herner Familiengeschichte aber nicht – auch, wenn er mit seinem Vater nach seiner Entscheidung kurz darüber gesprochen habe. „Ich habe es ihm gesagt, als ich unterschrieben habe“, erzählt der Angreifer. „Es war vielleicht in meinem Hinterkopf, dass es lustig wäre, in Herne zu spielen, weil er dort aufgewachsen ist. Ich war tatsächlich für einen Besuch vor ungefähr acht bis zehn Jahren in der Hannibal-Arena.“
Hahnebeck: Vater Jens kehrte nach Herne zurück
Zu dieser Zeit lebte sein Vater Jens wieder für knapp drei Jahre in Herne: Nachdem er in Deutschland aufwuchs, zog es Jens Hahnebeck in die Niederlande und nach Portugal, ehe er nach der Hochzeit mit einer Schwedin – der Mutter von Rasmus - ab dem Jahr 2000 seinen Lebensmittelpunkt in dem skandinavischen Land hatte. Als er sich 2012 einen neuen deutschen Pass in Herne beantragen wollte, reichten seine vorgelegten Papiere laut der Stadt nicht zur Identitätsklärung aus.
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Wie sein Sohn heute erzählt, kehrte Jens Hahnebeck vor knapp zehn Jahren aber noch einmal nach Herne zurück und lebte für drei, vier Jahre in Deutschland, bevor es ihn erneut in die Niederlande verschlug, wo er bis heute lebt. Dann wird er Rasmus ja bestimmt mal besuchen, wenn er in Herne spielt, oder? „Ja, da bin ich mir sicher“, erklärt der 22-Jährige. „Er findet es richtig lustig – und meine Großmutter auch.“
Lundh Hahnebeck selbst ist in Schweden geboren, lernte dort, Eishockey zu spielen. Im Jahr 2022 wechselte der Angreifer erstmals aus Schweden in ein anderes Land. Wohin? Das war ihm erst einmal egal. Letztlich sein Ziel: Deutschland. Sein erster Verein: Die Füchse Duisburg. Sein damaliger Trainer: Dirk Schmitz, mit dem Lundh-Hahnebeck ein Jahr lang beim EVD zusammenarbeitete und unter dem er jetzt wieder in Herne spielen wird.
In seiner ersten Senioren-Saison 2021/22 in der schwedischen HockeyEttan habe er nicht so viel Spielzeit bekommen, suchte deswegen nach einer neuen Herausforderung. Schmitz bevorzugt bekanntlich die Spieler aus dem skandinavischen Bereich mit ihren ausgeprägten Skating-Qualitäten.
Lundh Hahnebeck: Wechsel im Saisonendspurt zu den Hannover Indians
In Duisburg erhielt Lundh Hahnebeck seinen deutschen Pass, nach knapp zwei Jahren beim EVD schloss er sich für den diesjährigen Saisonendspurt und die Playoffs den Hannover Indians an. In insgesamt zehn Spielen verbuchte er vier Scorerpunkte (ein Tor, drei Assists). „Ich habe versucht, bei den Indians zu spielen, aber gemerkt, dass es in meinem Alter besser ist, mehr Spielzeit zu erhalten und eine größere Rolle einzunehmen, als ich dort hatte“, erklärt Lundh Hahnebeck.
„Ich hatte ein gutes Gespräch mit Dirk. Er hat mir gesagt, dass ich in Herne eine größere Rolle einnehmen könnte und mehr Spielzeit erhalten werde.“
„Ich hatte ein gutes Gespräch mit Dirk. Er hat mir gesagt, dass ich in Herne eine größere Rolle einnehmen könnte und mehr Spielzeit erhalten werde.“ Schmitz habe ihm die Chance gegeben, als er vor zwei Jahren das erste Mal aus Schweden nach Deutschland gekommen sei. „Ich glaube, dass er an mich glaubt“, meint Lundh Hahnebeck. „Ich vertraue ihm und er mir.“ Die Eishockey-Sommerpause verbringt der gebürtige Schwede in seiner Heimat. Zurzeit wohnt er bei den Eltern seiner Freundin, die nur wenige Minuten entfernt von seinem Elternhaus wohnen.
Er jobbt nebenbei, in seiner Freizeit spielt Lundh Hahnebeck gerne Golf. Vor der neuen Saison mit den Miners habe er ein gutes Gefühl. „Ich glaube, dass wir ein jüngeres Team haben werden mit vielen Spielern, die sich entwickeln werden“, sagt Lundh Hahnebeck. „Ich habe mitbekommen, dass ein Finne aus Schweden (Niko Ahoniemi, Anm. d. Red.) zu uns wechselt und viel Gutes über ihn gehört.“ In wenigen Monaten werden dann neue Bilder von Rasmus Lundh Hahnebeck im HEV-Trikot entstehen – diesmal auf dem Eis am Gysenberg.
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