Herne. . Jens Hahnebeck lebt in Schweden, ist aber Deutscher. Beim Versuch, in Herne einen neuen deutschen Pass zu beantragen, erlebte der 43-Jährige sein blaues Wunder.

Am 13. Dezember 1968 kam Jens Hahnebeck im Evangelischen Krankenhaus in Herne als Sohn von Hans Hermann Hahnebeck und Maria Hahnebeck, geborene Stam, zur Welt. Anschließend wuchs er an der Viktor-Reuter-Straße auf und besuchte das Pestalozzi-Gymnasium. Seine Eltern führten von 1972 bis 1981 ein Eishockey-Geschäft in der Eishalle am Gysenberg. Und auch wenn es den deutschen Staatsbürger später für längere Zeit unter anderem in die Niederlande und nach Portugal verschlagen hat und er nach seiner Hochzeit mit einer Schwedin seit dem Jahr 2000 in dem skandinavischen Land seinen Lebensmittelpunkt hat, so war und ist für ihn doch stets selbstverständlich: „Ich bin Deutscher!“ Womit diese Geschichte eigentlich zu Ende erzählt wäre – wenn, ja wenn Jens Hahnebeck zurzeit nicht große Probleme hätte, dies auch nachzuweisen.

Schwester sollte für ihn bürgen

Einen gültigen deutschen Pass hat er schon seit Jahren nicht mehr. „Den brauchte ich die letzten Jahre nicht.“ Dass hat sich durch einen Vorfall in seiner Wahlheimat Schweden jäh geändert: Der Verlust seiner kompletten Papiere löste bei ihm ein Umdenken und den Wunsch aus, wieder einen deutschen Pass zu besitzen. „Kein Problem“, dachte er sich und verband den Besuch eines Herner Freundes mit einem Gang zum Bürgerzentrum am Friedrich-Ebert-Platz.

Dort fiel er dann aber aus allen Wolken: Trotz der Vorlage seines Familienstammbuches mit Geburtsurkunde sowie einer schwedischen Identitäts-Karte wiesen ihn die Behörden ab. Das reichte nicht aus, um die Identität und die deutsche Staatsangehörigkeit nachzuweisen, so wurde ihm beschieden. Aber: Zum Nachweis der Identität könne ein Familienangehöriger für ihn bürgen. Klingt gut, hat aber kleinen Haken: Jens Hahnebeck kann damit nicht dienen: Er hat zwar eine Schwester, aber schon lange keinen Kontakt mehr zu ihr. „Sie würde nicht nach Herne kommen, um für mich zu bürgen“, sagt er.

Und was sagt die Stadt? Für den Antragsteller tue es ihm sehr leid, erklärt Stadtsprecher Christoph Hüsken auf WAZ-Anfrage. Aber: Der Fachbereich Bürgerdienste habe aus rechtlicher Sicht keine andere Wahl gehabt. Die vorgelegten Papiere reichten nicht aus zur Identitätsklärung. Die Ausstellung eines Passes sei auch aus Sicherheitsgründen eine sensible Angelegenheit.

Jens Hahnebeck will nun erst einmal in den Niederlanden sein Glück suchen. Der 43-Jährige ist nämlich Doppel-Staatsbürger und hat viele Jahren in Holland gelebt. Hintergrund: Seine Mutter ist Niederländerin und nach der Trennung von ihrem Mann in ihre Heimat zurückgekehrt - mit dem damals 13-jährigen Jens.

Doch selbst die Vorlage eines niederländischen Passes würde nicht automatisch dazu führen, dass Jens Hahnebeck einen deutschen Ausweis erhält, erklärt Stadtsprecher Hüsken. Und wie dann? Die Stadt empfiehlt, die Angelegenheit übers deutsche Konsulat in Jens Hahnebecks Wahlheimat Schweden zu regeln.