Herne/Bozen. Oberligist Herner EV hat durch die Verpflichtung von Goalie David Miserotti-Böttcher für Aufsehen gesorgt. Heimat, Indians, Erwartungshaltung: Der Torhüter im großen Interview.

Im Hintergrund erstrecken sich hügelige Weinberge, eine Wolkendecke liegt über Bozen, und David Miserotti-Böttcher richtet erste Grüße an die Fans des Herner EV. „Ich freue mich riesig auf die kommende Saison mit euch und dem neuen Team. Bis bald im Stadion!“, sagt der Torhüter-Neuzugang des Eishockey-Oberligisten, der sich zurzeit noch in Südtirol von der Saison bei den Hannover Indians erholt.

Im Interview mit dieser Redaktion spricht der 23-jährige Miserotti-Böttcher über seine italienische Heimat, die Gründe für den Wechsel an den Gysenberg – und die hohe Erwartungshaltung.

Herr Miserotti-Böttcher, zurzeit befinden Sie sich noch in Italien. Was verbindet Sie mit Bozen?

Miserotti-Böttcher: Ich bin hier aufgewachsen, das ist eigentlich meine Heimat. Immer, wenn ich kein Eishockey spiele - überwiegend im Sommer - bin ich in Bozen, weil meine Familie, mein Vater hier leben. Wenn ich hier bin, gehe ich in den Bergen wandern, fahre sehr viel Ski und verbringe allgemein viel Zeit in der Natur.

HEV-Goalie Miserotti-Böttcher: „Unglaubliche Stimmung“ am Pferdeturm

Sie haben italienische Wurzeln, sind in Italien geboren. Warum sind Sie damals nach Deutschland gekommen?

Ich bin mit ungefähr zehn oder elf Jahren gemeinsam mit meiner Mutter aus beruflichen Gründen nach Deutschland gekommen, weil sie aus Deutschland kommt.

In den vergangenen drei Jahren standen Sie bei den Hannover Indians im Tor, machten durch überzeugende Leistungen auf sich aufmerksam. Wie war für Sie persönlich die Zeit am Pferdeturm?

Sehr gut. Ich habe die drei Jahre nur positiv in Erinnerung. Dort ist immer eine unglaubliche Stimmung. Es war schön, an dem Standort gespielt zu haben.

Bei den Indians haben Sie mit Jan Dalgic eines der stärksten Torwart-Duos der Oberliga Nord gebildet, bevor er verstarb. Wie sind Sie damals mit der Schocknachricht umgegangen?

Das hat damals das ganze Jahr schwerer gemacht, glaube ich. Das war für alle nicht leicht. Ich glaube, viele haben das von außen auch nicht so ganz verstanden, was für eine Situation das eigentlich für uns war, weil wir ihm sehr nahestanden. Ich glaube, das haben viele unterschätzt oder nicht wirklich wahrgenommen. Das war dann natürlich kein tolles Jahr, weil man es während der ganzen Saison mitbekommen hat.

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Die Indians haben Ihnen nach der abgelaufenen Saison kein neues Vertragsangebot gemacht, weil sie der Meinung waren, dass die erneute Position in einem gleichstarken Duo Ihrer weiteren Entwicklung entgegenstehen würde. Wie haben Sie die Nachricht aufgenommen?

Bevor die Verantwortlichen mir das mitgeteilt haben, habe ich es schon irgendwie gedacht. Als sie es mir dann endgültig mitgeteilt haben, war es für einen kurzen Moment ein kleiner Schock. Ich wusste, dass es passieren wird, aber es ist noch einmal ein anderes Gefühl, wenn es dann offiziell wird. Letztlich ist es aber für beide Parteien das Beste, denke ich.

Warum haben Sie sich jetzt für einen Wechsel zum Herner EV entschieden?

Der Kontakt war gut, die Gespräche waren gut. Sie haben mich überzeugt mit der Struktur drumherum, dem Team, der Perspektive und den Gedanken, die dahinterstecken.

Die Herner Reaktionen auf Ihre Verpflichtung waren durchweg positiv. Die Fans freuen sich auf Sie, die Erwartungshaltung an Sie ist hoch.

Es freut mich natürlich, dass viele sich freuen, dass ich komme. Natürlich hat man dann gleichzeitig auch einen gewissen Druck, den man auch spürt. Das ist aber normal in dem Geschäft. Eigentlich ist es als Torwart am wichtigsten, dass man mit Druck umgehen kann, weil man sonst, glaube ich, die falsche Position für sich ausgewählt hat.

Bilden Sie sich neben dem Eishockey noch irgendwie weiter?

Ich absolviere nebenbei ein Fernstudium und schließe im Dezember meinen Bachelor in BWL ab. Ich habe ein paar Jahre normal studiert und dann im vergangenen Jahr online, weil es mit den Spielen nicht mehr gepasst hat.

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Sie kennen die Oberliga Nord inzwischen sehr gut. Was ist – realistisch gesehen – in diesem Jahr drin mit dem HEV?

Jedes Team will natürlich die Playoffs erreichen. Das Ziel müsste eigentlich jeder haben. Ich kenne noch nicht die komplette Mannschaft und weiß nicht, wer noch verpflichtet worden ist. Ich bin aber sehr positiv gestimmt und glaube, dass man mit einer jungen Mannschaft trotzdem viel erreichen kann und die Playoffs auf jeden Fall drin sein müssen. Dann müssen wir einfach Schritt für Schritt gucken und immer wieder neue Ziele aufbauen.

Sie sind noch ein relativ junger Torhüter. Wie sehen Ihre Karrierepläne aus? Was sind Ihre persönlichen Ziele?

Ein Ziel ist natürlich, vielleicht den Sprung in die DEL2 zu schaffen – eine Lücke zu finden oder mit guten Leistungen auf sich aufmerksam zu machen und die Chance zu bekommen. Die hatte ich noch nicht wirklich, in Dresden habe ich nicht so viel Spielpraxis bekommen, kam gerade aus dem Nachwuchs. Die DEL2 ist das Ziel, aber natürlich auch, eine gute Saison zu spielen, Statistiken zu verbessern und mit dem Team etwas zu erreichen.

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