Hannover. Mit einer Mini-Rotation verpasst der Herner TC in Hannover die Revanche knapp. Eine weitere Spielerin fällt verletzt aus.
Fast war es eine Kopie des Wasserburg-Spiels. Auch in Hannover verschliefen Hernes Bundesliga-Basketballerinnen die ersten Minuten, wieder lagen sie früh zweistellig zurück, wieder bewiesen sie Moral und erkämpften eine spannende Schlussphase. Nur hatten sie diesmal nicht das bessere Ende für sich.
TK Hannover luchsen wehren Ansturm des Herner TC ab
Das mag daran gelegen haben, dass in Hannover die entscheidenden Dreier nicht passten. Oder dass Tayler Mingo nicht so heiß lief wie in Wasserburg. Gewiss aber auch daran, dass nun auch Nicole Enabosi fehlte, die seit Wochen überragende Centerin. Jedenfalls wehrten die TK Hannover Luchse den Herner Ansturm im letzten Viertel noch ab und retteten einen 74:69 (47:34)-Sieg ins Ziel.
Und dennoch: Wie sich der Herner TC mit einer Mini-Rotation verkaufte, wie er das verletzungsbedingte Fehlen von Enabosi, Ola Makurat und Veronika Remenárová kompensierte, das verdient Respekt. Mit Sofia Pelander und Sarah Polleros standen nur zwei Hernerinnen für die großen Positionen zur Verfügung, und wenn eine mal verschnaufen musste, rückte Kristina Topuzovic von Position drei auf.
Die vorigen Spiele des Herner TC
- Erst Fehlstart, dann großes Comeback in Wasserburg
- HTC völlig dominant: Nur 41 Punkt für Göttingen
- 87:77: Herner TC setzt sich in harten 45 Minuten durch
Anfangs schien der Gast in dieser Konstellation überfordert. Besonders auffällig wurde das in der Defense, die keinen Zugriff fand und Hannovers gefährlichen Shooterinnen zu viel Platz ließ. So zog der TKH nicht zuletzt durch drei Dreier von Samantha Roscoe (2) und Aldona Morawiec von 2:2 auf 13:2 (4.) davon. Während bei den Luchsen alles passte, fielen die Herner Distanzwürfe nicht.
Erst als Laura Zolper von der Bank kam und sofort zum 13:4 ablegte, war der Gast im Spiel angekommen. Polleros per Dreier und Pelander brachten den HTC auf 13:9 heran, wenig später verkürzte Herne sogar auf 15:13 (8.). Der verpatzte Start war ausgemerzt.
Luchse nutzen die Freiräume
Doch diese Intensität konnten die Gäste nicht durchhalten. Kaum ließen sie etwas nach, waren die Luchse zur Stelle und nutzten die Freiräume. Noch bis zur ersten Viertelpause packten sie weitere acht Punkte zur 23:16-Führung auf ihr Konto, und als Finja Schaake binnen sechzig Sekunden zwei Dreier aus derselben Ecke versenkte, war der Abstand wieder zweistellig (31:21/12.). Bis auf 15 Punkte baute der TKH seinen Vorsprung aus (42:27/15.) und nahm ein beruhigendes 47:34 mit in die Halbzeitpause.
47 Gegenpunkte in einer Halbzeit zu kassieren, dabei acht von zehn Dreiern zu schlucken, das war aus Herner Sicht schlicht zu viel. So konnte es nicht weitergehen, und so ging es auch nicht weiter. Im Gegenteil. Wie in Wasserburg packte der HTC nach dem Wechsel eine gute Schüppe drauf, war enger dran, verteidigte härter und bissiger. Der Erfolg zeigte sich auf dem Scoreboard.
Herne kämpft sich verbissen im Schlussabschnitt heran
In den ersten sechs Minuten machte nur Roscoe zwei Punkte für Hannover, allerdings ließ auch der HTC zu viel liegen. Die nun immer stärker aufdrehende Topuzovic per Dreier und Mingo brachten ihr Team zwar auf 49:39 (26.) heran, aber auch diesmal hatte Hannover eine Antwort parat. Ihre Kapitänin Aliaksandra Tarasava war es, die jetzt Verantwortung übernahm und die letzten fünf Punkte zum 60:47 nach dem dritten Viertel markierte.
Noch aber war Herne nicht geschlagen. Verbissen kämpfte sich der HTC im Schlussabschnitt heran, machte Punkt für Punkt gut und war beim 66:60 vier Minuten vor Schluss wieder in Schlagdistanz. Zwei Körbe der ansonsten gut kontrollierten Kelly Moten ließen die Luchse auf 70:62 davonziehen. Herne setzte auf Dreier, hatte aber kein Glück. Auch zweite und dritte Wurfchancen blieben ungenutzt. Aber der HTC packte sich jetzt nicht nur die Rebounds, er stahl den Luchsen auch bei deren Angriffen schnell den Ball. Und als Topuzovic 13 Sekunden vor Schluss einen Dreier zum 70:67 traf, stand die Partie wirklich auf der Kippe.
„Am Ende hat es nicht ganz gereicht. Aber es gibt Schlimmeres auf der Welt“
Herne musste schnell foulen, holte erst Roscoe, nach Laura Zolpers verpasstem Dreier auch Moten an die Linie. Beide TKH-Spielerinnen blieben cool und verwandelten alle vier Freiwürfe. Beim 74:67 fünf Sekunden vor Schluss war die Partie entschieden, die Zolper schließlich mit einem weiten Zweier beendete.
„Ohne drei große Spielerinnen war es schwer, bei einem so starken Gegner zu bestehen. Aber dafür haben wir uns gut aus der Affäre gezogen“, war Marek Piotrowski nicht übermäßig enttäuscht. „Hannover ist früh weggezogen, das war vielleicht Kopfsache. Aber unsere Mannschaft hat gefightet. Gerade Topuzovic hat alles versucht und mit 23 Punkten und 17 Rebounds ein überragendes Spiel gemacht“, lobte Hernes Trainer. „Am Ende hat es nicht ganz gereicht. Aber es gibt Schlimmeres auf der Welt.“
Wohl wahr.
Viertel: 23:16, 24:18, 13:13, 14:22
TKH: Roscoe (19/3 Dreier), Tarasava (16/2), Morawiec (9/1), Moten (9), Schaake (8/2), Broßmann (5, 11 Rebounds), Eckerle (4), Zipser (4), Stammberger, Rohkohl.
HTC: Topuzovic (23/2, 17 Reb.), Zolper (14/2), Pelander (10), Vucetic (7), Mingo (6), Polleros (5/1), Trzeciak (4), Reich, Köhne.
Statistik (TKH – HTC) - Zweier: 39 % (19/49) – 43 % (23/53); Dreier: 60 % (9/15) – 22 % (5/23); Freiwürfe: 90 % (9/10) – 67 % (8/12); Rebounds: 37 (4 offensiv, 33 def.) – 44 (14 off., 30 def.); Assists: 17 – 11; Turnovers: 16 – 10; Steals: 5 – 8; Fouls: 18 – 19.