Wasserburg. Den Hernerinnen steckt die lange Anreise beim Basketball-Bundesliga-Spiel in den Knochen. Dann wackelt Wasserburg – und Tayler Mingo dreht auf.
Lange sah es so aus, als könnten Hernes Bundesliga-Basketballerinnen die gut zehnstündige Anreise an den Inn nicht aus den müden Gliedern schütteln. Mit einem Blitzstart setzte sich der TSV Wasserburg ab, lag früh mit 15 Punkten vorn (33:18/13.), doch der HTC blieb beharrlich, kämpfte sich immer besser ins Spiel – und hatte am Ende sogar die größeren Reserven. Dank ihrer großartigen Einstellung und einer bärenstarken zweiten Halbzeit gewannen die Hernerinnen die Nachholpartie der 1. Toyota-DBBL mit 73:69 (32:41), kletterten mit nunmehr 28 Punkten auf den vierten Platz und konnten erschöpft, aber glücklich wieder ins Auto steigen. Das war klasse.
Nach diesem Sieg beim abstiegsbedrohten früheren Abonnementsmeister hatte es zunächst gar nicht ausgesehen. Kaum auf dem Feld, lag der HTC nach einem Korbleger von Ana Vojtulek und zwei Dreiern von Mikayla Williams und Levke Brodersen schon mit 0:8 hinten. Und Co-Trainer Predrag Stanojcic, der diesmal das Coaching übernahm, sah sich bereits nach 86 Sekunden zu einer Auszeit genötigt.
Herner TC: Auszeit nach 86 Sekunden zeigt gegen den TSV Wasserburg Wirkung
Das wirkte. Als Erste drehte Nicole Enabosi auf, machte die ersten beiden Punkte für Herne von der Linie und ließ gleich noch zwei Körbe zum 8:6 (4.) folgen. Das aber beeindruckte die Gastgeberinnen wenig, zumal ihnen die Herner Defense weiterhin viel Raum gab.
Und wenn Shooterinnen wie Laura Hebecker oder Sarah Mortensen ungestört Maß nehmen können, dann rappelt’s in der Reuse. Allein im ersten Viertel versenkten die Wasserburgerinnen fünf Dreier und verdienten sich so ihren 25:18-Vorsprung nach den ersten zehn Minuten.
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Noch aber hatte der HTC diese Lektion nicht verstanden. Auch das zweite Viertel eröffnete der TSV 1880 mit einem 8:0-Run, und wieder flutschten zwei Distanzwürfe durch den Ring. Ein 33:18 leuchtete in der 13. Minute auf der Anzeigetafel – die Wasserburger Fans waren aus dem Häuschen, die Kommentatoren des Livestreams überschlugen sich in ihrer Begeisterung. Und kaum etwas deutete daraufhin, dass der Gast fortan deutlich mehr Energie in dieses Spiel investieren würde.
HTC kommt in der zweiten Hälfte ganz anders aufs Feld
Tat er aber. Sarah Polleros, Kristina Topuzovic und Sofia Pelander verkürzten den Rückstand wieder in den einstelligen Bereich (37:28/15.), und zum Ende des Viertels tauchte dann auch Tayler Mingo aus der Versenkung auf und erzielte die beiden letzten Herner Körbe zum 41:32-Pausenstand.
Nach Wiederbeginn kam ein ganz anderer HTC zurück aufs Feld. Plötzlich klebten die Hernerinnen bei Wasserburger Angriffen an ihren Gegenspielerinnen, ließen ihnen keine Zeit und keinen Platz für ihre Distanzwürfe. Die gesteigerte Intensität und die spürbar größere Aggressivität zeigten Wirkung, der Dreierhagel verebbte. Weil die Gäste aber im Angriff einiges liegen ließen, manchmal zu statisch agierten und auch leichte Abschlüsse ihr Ziel verfehlten, konnten sie den Rückstand bis zum 52:41 (28.) nicht nennenswert verkürzen. Nach einer weiteren Auszeit aber kippte das Spiel.
Tayler Mingo leitete die Wende mit einem Dreier ein, Katarzyna Trzeciak und erneut Mingo mit zwei Freiwürfen verkürzten bis zum Viertelende noch auf 52:48 (30.).
Wasserburg mit Angst, Herne mit Mingo
Damit schlug die Wasserburger Euphorie in Unsicherheit um, in Angst, ein wichtiges, fast schon gewonnen geglaubtes Spiel noch zu verlieren. Während die TSV-Frauen immer mehr verkrampften und kaum noch freie Würfe kreieren konnten, wurde der HTC immer selbstsicherer. Vor allem Mingo war nun gar nicht mehr zu bändigen, huschte flink und fintenreich durch die Deckung und sammelte Punkt für Punkt. Aus einem 56:50 (31.) wurde ein 56:56 (33.), und wenig später brachte Trzeciak per Dreier den HTC erstmals in Führung (58:59/34.).
Mingo packte gleich noch fünf Punkte zum 58:64 (35.) drauf, und fast wäre dann auch noch Laura Zolpers Dreier gefallen. Doch der sprang wieder raus, Wasserburg schöpfte Hoffnung, kam noch einmal auf 62:64 heran, ehe Enabosis energischer Ballgewinn einen Herner 8:1-Run zum 63:72 (39.) einleitete.
Diesen Vorsprung ließ sich der HTC in den letzten 70 Sekunden nicht mehr abjagen. Wasserburg steckte zwar nicht auf, kam auch noch mal heran, wirklich bedrohlich wurde es für den HTC aber nicht mehr.
Und so konnte Marek Piotrowski zufrieden sein Fazit ziehen: „Wir waren erst eine Stunde vor Spielbeginn an der Halle und konnten uns nicht richtig warm machen. Deshalb haben wir eine Zeit lang gebraucht, wach zu werden“, sagte der Herner Headcoach. „In der zweiten Halbzeit haben wir dann viel aggressiver verteidigt. Vorher hat Wasserburg bei zwölf Versuchen sieben Dreier getroffen, nach der Pause nur noch einen von drei. Da haben wir ihnen ihre beste Waffe weggenommen.“
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Der Herner TC gewinnt in Wasserburg – die Statistik:
TSV Wasserburg – Herner TC 69:73
Viertel: 25:18, 16:14, 11:16, 17:25
TSV: Williams (20/1 Dreier), Reinoehl (14), Vojtulek (13/1), Hebecker (9/3), Brodersen (8/2), Mortensen (5/1), M. Perner, S. Perner, Scholzgart.
HTC: Mingo (24/2), Enabosi (17), Trzeciak (9/1), Zolper (8/2), Topuzovic (6/2), Polleros (5/1), Pelander (4), Vucetic.
Statistik (TSV – HTC): Zweier: 45 % (21/47) – 46 % (19/41); Dreier: 53 % (8/15) – 32 % (8/25); Freiwürfe: 43 % (3/7) – 79 % (11/14); Rebounds: 37 – 30; Assists: 15 - 5; Turnovers: 19 – 17; Steals: 10 - 7; Fouls: 18 – 13.