Herne. Der Trainer verabschiedet sich nach insgesamt 46 Jahren vom Fußball. Obwohl es für ihn mit Aufsteiger BV Herne-Süd bisher gut gelaufen ist.

Nach 46 Jahren auf und neben dem Fußballplatz hatte Serhat Hakan (50) seinen Abschied verkündet. Für alle völlig überraschend. Erst recht, weil der Trainer mit dem BV Herne-Süd erst im letzten Jahr die umjubelte Bezirksliga-Rückkehr geschafft hatte und die Mannschaft in der laufenden Saison als Aufsteiger eine glänzende Rolle spielt. Nach der Hinrunde belegt Süd Platz drei, nur einen Zähler hinter dem SV Horst 08. Doch Hakan sagte: Schluss, Aus, Vorbei. Die Kraft war am Ende, sein Matchplan ein anderer geworden.

Fußball wurde sein Leben, seit ihn der Papa als vierjährigen Knirps auf den Platz gescheucht hatte. Früh zeigte er sich dort in Torlaune. Ebenso treffsicher wurden später seine Analysen von draußen. Die zahlreichen positiven und anerkennenden Kommentare von Weggefährten unter seine Abschiedsmeldung auf Facebook unterstreichen dies.

Serhat Hakan spielte bei Westfalia Herne mit Karsten Kirschke und Raphael Arlet

Sein Talent wurde schnell erkannt. Bei Westfalia wurde er als A-Jugendlicher in die erste Mannschaft hochgezogen, stand dort neben anerkannten „Fußballgöttern“ wie Karsten Kirschke oder Raphael Arlet. Einige Zeit spielte er in der Oberliga, der damals noch vierthöchsten Liga Deutschlands. Nach wenigen Jahren stand er fast auf dem Sprung zu Gaziantepspor in die erste türkische Liga. Ein Trainerwechsel dort machte ihm aber doch noch einen Strich durch die Rechnung.

Serhat Hakan fand seine sportliche Heimat in der Folge beim SV Sodingen. Neben Abstechern nach Horsthausen und Wiemelhausen brachte der 50-Jährige insgesamt mehr als 13 Jahre im Glück-Auf-Stadion zu, ehe er 2011 den Absprung wagte. Der Vollblut-Fußballer war als Spieler zunächst durch seine Torgefahr aufgefallen, machte später lieber als Zehner den Gegner frisch, um die Kugel anschließend aufzulegen und schließlich vor der eigenen Abwehr die Fäden zu spinnen. Nun freute er sich sehr auf die Trainertätigkeit.

Auf Platz drei nach der Hinrunde mit dem BV Herne-Süd in der Fußball-Bezirksliga: Trainer Serhat Hakan.
Auf Platz drei nach der Hinrunde mit dem BV Herne-Süd in der Fußball-Bezirksliga: Trainer Serhat Hakan. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Nach über 13 Jahren beim SV Sodingen zu den Sportfreunden Wanne-Eickel

Seine erste Station waren die Sportfreunde Wanne-Eickel, wieder, wie schon als Kind. Er formte die Mannschaft zu einem Titelkandidaten. Der Aufstieg gelang schließlich im Jahr nach Hakans Abschied von der Wilhelmstraße. Ebenso später bei RW Türkspor, wo er nach internen Schwierigkeiten im Winter auf Titelkurs befindlich nach dreieinhalb Jahren den Schlussstrich gezogen hatte und RWT ohne ihn das Aufstiegsprojekt erfolgreich beendete.

Beim BV Herne-Süd hatte er einmal mehr einen Masterplan für den Titelkampf in der Tasche. Er brachte den Schwung und den Siegeswillen zurück ins Team. Süd wurde endlich wieder titelfähig und der Aufstieg gelang – mit Serhat Hakan.

Es sollte sein einziger Titel als Trainer bleiben. Was Serhat Hakan aber noch stolzer macht als der Aufstieg, das ist das laufende Spieljahr. „Alle haben gedacht, mit der Mannschaft steigen die wieder ab“, erzählt er. Erst recht, als das Auftaktspiel gegen den Erler SV zu Hause mit 1:2 verloren ging.

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Doch Hakan hat ein Auge für das große Ganze entwickelt. Das einzelne Ergebnis war nicht ganz so wichtig wie der Entwicklungsstand des Kollektivs. So legte er gerne den Finger in die Wunde, selbst wenn eben erst ein glücklicher Sieg eingefahren wurde. Genauso hielt er seine Hand über die Mannschaft, wenn es aus erklärlichen Gründen gerade ergebnistechnisch nicht so lief.

Jetzt aber ist der Tank des 50-Jährigen leer. Natürlich hatte sich der Zustand angebahnt. „Aber wann ist der richtige Zeitpunkt, das mitzuteilen?“, fragt der Trainer a.D. Jetzt war der Punkt eben für ihn gekommen. Seine neue Arbeitsstelle in Dorsten und vor allem seine Familie genießen ab sofort absolute Priorität. Die Entschlossenheit, die er im Fußballsport gelebt hat, die zeigt er auch in seiner finalen Entscheidung als Fußballtrainer.

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