Herne. Der Spieler des HC Westfalia ist bei der Handball-EM ganz nah am Team aus Österreich dran. Er spricht über seine Erfahrungen beim Turnier.
Wenn es auf 20 Uhr zugeht, kommt es schon mal vor, dass die Hände von Jasper Meier anfangen zu kribbeln. 20 Uhr, das heißt drei Mal in der Woche Trainingsbeginn für den Linksaußen des HC Westfalia. Spielzüge einüben, sprinten, sich auf den kommenden Gegner vorbereiten. Ein Rhythmus, in dem sich der 23-Jährige schon lange bewegt. Seit gut zwei Wochen schlägt ein anderer Takt. Den Platz auf der Platte hat er vorübergehend gegen einen auf der Tribüne eingetauscht. Statt vor dem Fernseher verfolgt der Herner die Handball-Europameisterschaft so nah, wie es nur geht.
Als Team-Guide ist Jasper Meier seit dem ersten Spieltag für die Nationalmannschaft Österreichs verantwortlich. Er soll für das Team eine möglichst unkomplizierte Zeit schaffen. Egal, ob Trainingszeiten, Shuttle-Bus oder Doping-Kontrollen, er ist der offizielle Ansprechpartner, das Bindeglied zwischen Deutschem und Europäischen Handballbund und dem Team aus Österreich. Er organisiert alles, was neben dem Spielfeld wichtig sein kann. Den Tagesplan „seiner“ Nationalmannschaft hat er immer im Kopf. Aber auch auf Ungeplantes muss er sich einstellen können – wie etwa das überraschende Weiterkommen der Österreicher. „Eigentlich hatte ich nur für eine Woche gepackt“, sagt er mit einem Lachen.
Die Entscheidung ist ein Glücksgriff
Ohnehin ist Meier relativ spontan in die Rolle des Team-Guides hineingekommen. Durch ein Praktikum beim DHB im vergangenen Jahr bestanden schon Kontakte. Nach dem Ausfall einer Mitarbeiterin wurde er angefragt, ob er sich einen Einsatz bei der EM vorstellen könne. „Ich hatte die Wahl zwischen Hotel-Manager und Team-Guide“, erzählt er. Letzteres klang attraktiver. So ist er noch näher dran.
Österreich war ein Glücksgriff. „Eine Sprachbarriere gibt es nicht, außerdem hatten sie mit Spanien und Kroatien eine sehr attraktive Gruppe“, sagt Meier. Das zweite Vorrundenspiel gegen Kroatien war eines seiner Highlights. „Von den 12.000 Zuschauern in Mannheim waren wahrscheinlich 10.000 kroatische Fans. Das war schon beeindruckend. Es ist auch einfach schön, Teil des Turniers zu sein.“
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Natürlich gab es da noch das Spiel gegen Deutschland... „Das war schwierig für mich“, gibt er zu und fügt mit einem Lachen an: „Das Unentschieden war mir deshalb auch ganz recht, sonst hätte ich da am nächsten Tag 18 traurige Österreicher vor mir gehabt.“ Das Spiel verfolgte er mit der Delegation aus dem Nachbarland – und im Trikot der Alpenrepublik. Mittlerweile kennt er die Spieler gut. Man begegnet sich auf Augenhöhe. Handballer treffen auf Handballer. „Sie fragen auch mal, wie es bei meinem Verein gerade so aussieht“, sagt Meier. „Manchmal kicke ich beim Fußballspielen im Training auch mit.“
Ein wenig wurmt es Meier aber schon, dass er den Jahresauftakt beim HC Westfalia verpasst hat. „Um ehrlich zu sein, ich habe gedacht, dass nach der Vorrunde Ende ist“, sagt er, „die Österreicher haben damit auch nicht gerechnet.“ Je nachdem, wie die Gruppenkonstellation am Mittwochabend ausfällt, könnten es Meier und „sein“ Nationalteam noch ins Spiel um Platz fünf oder sogar ins Halbfinale schaffen. Das wäre am Freitag – Meiers 24. Geburtstag. Vielleicht kann er dann doppelt feiern. Beim nächsten Spiel des HCW wird er - wenn überhaupt - nur Zuschauer sein. Mit den neuen Erfahrungen im Koffer dürfte er das wohl verschmerzen können.
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