Herne / Gladbeck. Vor dem Topspiel: Die Trainer Krebietke (HC Westfalia Herne) und Mollenhauer (VfL Gladbeck) sprechen über beide Teams, Würze – und die 3. Liga.

Der HC Westfalia Herne hat seine letzten vier Spiele gewonnen. Der VfL Gladbeck ist sogar seit sieben Spielen ohne Niederlage. Nun kommt es zum Nachbarschaftsduell, das gleichzeitig ein Spitzenspiel ist (18. November 18.30 Uhr, Sporthalle am Westring).

Die beiden Trainer Stephan Krebietke und Thorben Mollenhauer sprechen vor dem Aufeinandertreffen über Kaderbreite, eine Premiere und die Perspektive 3. Liga.

HC Westfalia Herne - VfL Gladbeck: Der Zweite trifft auf den Vierten

Herr Krebietke, Herr Mollenhauer, es ist das Spiel Zweiter gegen den Vierten. Warum scheuen Sie bislang das Wort Spitzenmannschaft, wenn Sie über ihre Teams reden?

Mollenhauer: Wir sind sicherlich nicht schlecht in der Liga, aber was ist denn ein Spitzenteam? Jetzt so nach den ersten acht, neun Spielen stehen wir ganz gut da. Aber Herne, Minden und Hagen genauso, das sind alles ganz gute Teams. Das sind vier Spitzenteams, aber man kann auch sagen, es sind vier gute Mannschaften. Das ist für mich gar nicht so wichtig.
Krebietke: Wir sind letztes Jahr aufgestiegen und haben dieses Jahr viele personelle Veränderung gehabt, so dass ich damit bis jetzt noch nicht gerechnet habe. Wir hatten auch einige Spiele, wie gegen Loxten oder Hörste oder Hombruch, die wir glücklich gewonnen haben. Wenn ich die Entwicklung meiner Mannschaft sehe, dann können wir sehr zufrieden sein. Für ein echtes Spitzenteam fehlt uns allerdings die Erfahrung in der Oberliga. Es ist umso schöner für uns, wo wir jetzt stehen. Aber sobald wir denken, wir sind gegenüber allen Favoriten, entsteht auch eine Menge Druck für die Jungs. Und in der Situation läuft ein Spiel dann eher wie gegen Hombruch (lacht).

Beide Teams spielen in großen Teilen schon seit Langem zusammen, die Neuzugänge haben sich bislang gut präsentiert. Wie wichtig wird diese Kaderbreite am Samstag?

Mollenhauer: Die ist schon die ganze Saison wichtig und auch am Samstag wieder. Wir haben drei Wochen ohne Max Krönung und Christopher Winkelmann gespielt und hatten in der Zeit Hombruch, Bommern und Hagen als Gegner. Von der Leistungsstärke hat sich das bei den Gegnern gesteigert. Und diese drei Spiele ohne die beiden zu gewinnen, spricht für diese Kaderstärke. Natürlich hätten wir sie lieber dabeigehabt, weil dann die Siegchancen ein paar Prozent höher gewesen wären. Aber wir haben noch genug super Spieler. Wir haben nicht eine erste und zweite Reihe, wie es andere Mannschaften klassisch haben: eine gute erste Sieben. Wir haben eher eine gute erste 14.
Krebietke: Insgesamt ist es wichtig, dass wir sie haben. Jeder hat immer mal seinen Beitrag geleistet. Der eine ein wenig häufiger, der andere etwas seltener. Aber das kommt jetzt noch. Wir haben verschiedene Abwehr-Systeme, für die wir auch Spezialisten-Teams haben. Wenn man das sieht, ist es wertvoll. Ich bin froh, dass ich über den breiten Kader alle diese Optionen habe.

Thorben Mollenhauer (vorn), Trainer des VfL Gladbeck.
Thorben Mollenhauer (vorn), Trainer des VfL Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Mannschaften ähneln sich, spielen emotional und kämpferisch

Für den VfL Gladbeck ist es das letzte von drei Top-Spielen. Für den HC Westfalia das erste. Was ist die angenehmere Situation?

Mollenhauer: (schmunzelt) Das ist schwierig. Wir hatten bisher nicht so viele Spiele, in denen wir mit 70 Prozent spielen konnten – Herne genau so wenig. Da ähneln sich die Mannschaften auch, dass man sehr emotional, sehr kämpferisch spielt. Wir haben jetzt vielleicht ein paar mehr Spitzenspiele, aber ob das ein Vorteil ist, weiß ich nicht. Es kann auch sein, dass es ein Vorteil für Herne ist, wenn sie unvoreingenommen und frischer da reingehen. Aber das kann man am besten am Samstagabend beantworten.
Krebietke: Darüber muss ich mir keine Gedanken machen. Ich und die Mannschaft mögen die Situation, wie wir sie haben. Die Mannschaft ist unfassbar heiß auf das Spiel. Wir empfinden keinen Druck, gegen gute Mannschaften haben wir erfahrungsgemäß auch immer gut gespielt – und das trauen wir uns auch diesmal zu.

Wie wirkt sich der Ausfall von Max Krönung auf das Spiel aus?

Mollenhauer: Das Spiel kommt für ihn noch zu früh. Da müssen andere mehr Verantwortung übernehmen. In den letzten Jahren war es so, wenn es mal eine schlechte Phase gab, man sich an Max orientiert hat, weil er immer vorangegangen ist und geht. Das können sie gerade nicht und müssen selber Verantwortung übernehmen, machen das auch super. Klar hätte ich ihn gerne dabei, dann hätte man noch mehr Breite im Kader und noch mehr Qualität. Aber die Jungs machen das gut für ihn mit, kompensieren seinen Ausfall jeder so ein bisschen.

Stephan Krebietke (Mi.), Trainer des HC Westfalia Herne.
Stephan Krebietke (Mi.), Trainer des HC Westfalia Herne. © FUNKE Foto Services | Biene Hagel

Wiedersehen für Herne-Trainer Krebietke mit einigen Spielern vom VfL Gladbeck

Wie sieht es personell in Herne aus, Herr Krebietke? Sind bis auf Henri Drees alle fit?

Krebietke: Julian Schneider, Richard Sibbel und Noah Krebietke werden mit Sicherheit nicht durchspielen können. Ich bin verhalten optimistisch, dass alle dabei sind. Aber ich vermute nicht in einem Umfang von 60 Minuten.

Es ist das erste Aufeinandertreffen zwischen Herne und Gladbeck in der Oberliga. Bringt das noch einmal eine besondere Würze rein? Was macht das mit Ihnen?

Mollenhauer: Gar nichts (lacht). Wir hatten noch nie große Berührungspunkte mit Herne, noch nicht mal in der Jugend. Ich glaube, wir haben da einmal im Pokal gespielt. Eine besondere Emotionalität, wie man sie vielleicht mit Schalke hatte, empfinde ich erstmal noch nicht. Das soll nicht Herne abwerten. Aber die enorme Brisanz eines Derbys ist es jetzt nicht. Es wird ein gutes Spiel, das ist es, worauf ich mich freue.
Krebietke: Was eine besondere Würze für mich reinbringt, ist, dass ich eine Menge Jungs, die in Gladbeck spielen, schon in der Tusem-Jugend trainiert habe. So wie Fabian Neher, Niklas Rolf, Max Krönung und Flo Bach. Fabian Neher ist aktuell in einer Top-Form, eine tolle Entwicklung.

Fabian Neher (li.) vom VfL – er ist einer der Gladbecker, für die es im Spiel in Herne ein Wiedersehen mit Trainer Stephan Krebietke gibt.
Fabian Neher (li.) vom VfL – er ist einer der Gladbecker, für die es im Spiel in Herne ein Wiedersehen mit Trainer Stephan Krebietke gibt. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Welchen Spieler des anderen Teams würden Sie gerne bei sich haben?

Mollenhauer: Keinen. Muss ich einen nennen? (lacht). Ich bin mit meiner Mannschaft super zufrieden. Wir haben einen breiten Kader, ich kann mir gar keinen von denen holen oder holen wollen, weil wir allein schon personell keinen Platz haben. Unsere Jungs machen das seit Saisonbeginn auch so gut. Sie sind eine eingeschworene Truppe. Von daher bin ich sehr damit zufrieden, was ich da rumlaufen habe.
Krebietke: Ich bin sehr glücklich mit meiner Mannschaft, nicht dass man mich falsch versteht. Aber Gladbeck hat schon eine Vielzahl an sehr guten Spielern für die Oberliga. Sie haben fast alle Drittliga-Erfahrung, kommen von oben runter. Es ist eine Mannschaft, die vom Papier her deutlich mehr Erfahrung und Qualität besitzt.

Lassen Sie uns zum Abschluss einmal in die Zukunft schauen: Wann wird es dieses Duell in der 3. Liga geben?

Mollenhauer: Wenn es das überhaupt mal geben wird (lacht). Es steigt nur eine Mannschaft auf. Da muss man auch erstmal schauen, ob Gladbeck oder Herne dabei ist. Ich glaube, dieses Duell wird es in der 3. Liga so schnell nicht geben, vielleicht in fünf Jahren. Realistischer ist, dass das Duell noch mal in der Oberliga stattfindet – in Form eines Rückspiels (lacht). Wir versuchen unser Bestes und wollen oben mitspielen. Ob wir dann am Ende aufsteigen, muss man gucken. Je nachdem wie die anderen Mannschaften durch die Saison kommen.
Krebietke: Ich würde mir natürlich wünschen, dass es bald so weit ist.

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