Herne/Wanne-Eickel. Bennet Birtner, Kuzey Dogan und Alexis Schady verfolgen in den Nachwuchsteams der großen Revierklubs ihren Traum vom Profifußball - auch im Derby.
Das Graffiti ist noch gut zu erkennen. Die Witterung und einige Schülerfüße haben ihm zugesetzt, aber der Schriftzug „BVB“ hebt sich noch deutlich in Weiß vom Grauschwarz der schienbeinhohen Mauer an der Gabelsbergerstraße ab. Wie lange er dort schon zu lesen ist – schwer zu sagen. Mögliche Urheber gibt es genug, so nah an einer beinahe 120 Jahre alten Schule. Aber drei Schüler kommen auf keinen Fall in Frage. Zwei hätten zwar ein Motiv, den Ballspielverein dort zu verewigen, sind aber zu jung. Und einer würde dieses Kürzel eher übermalen, als es irgendwo anzubringen.
Ohnehin hätten sich Bennet Birtner, Kuzey Dogan und Alexis Schady wohl gegenseitig von dieser Idee abgebracht. In den Farben mögen die drei Schüler des Gymnasiums Eickel unterschiedliche Wege gehen. Der Fußball und der Schulhof einen die drei 13-Jährigen, genauso wie ihre gemeinsamen ersten Schritte in den untersten Altersklassen im Talentwerk des VfL Bochum.
Zwei spielen bei Borussia Dortmund, einer für den FC Schalke 04
Mittlerweile hat sich das Trio in zwei Nachwuchsleistungszentren (NLZ) aufgeteilt. Torwart Birtner und Stürmer Dogan spielen im Jungjahrgang U14 bei Borussia Dortmund, Außenverteidiger Schady läuft für den FC Schalke 04 auf. Die großen Namen im Ruhrgebietsfußball tragen sie nun wöchentlich, im Training und bei Spielen, auf ihren Rücken, die Wappen auf der Brust. Und so schnell wollen sie die Trikots nicht mehr tauschen – vorerst.
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Das Ziel für die drei ist klar: der Profifußball. Das ist ein Fernziel für die Teenager. „Erstmal will ich in die U19 zu kommen und alle Jahre zu durchlaufen. Ab der U15 und U16 bekommt man schon Verträge. Und wenn man dann in der U19 ist, schauen, ob man den Schritt in die erste Mannschaft macht oder ausgeliehen wird, um vor allem erstmal Spielzeit zu bekommen. Nicht nur ans Geld denken“, erklärt Birtner.
Das kurzfristige Ziel beschreibt Schady so: „Wir sind jetzt gerade in der Westfalenauswahl. Mein Ziel ist es in der U15 in die Nationalmannschaft zu kommen, dann in die U19, und zu schauen, wie es weitergeht.“ Wie so viele haben sie die ersten kleinen Schritte auf dem Weg zum Profitum gemacht. Doch nur ein Bruchteil kann den letzten und größten Schritt in den bezahlten oder Profi-Fußball gehen. Mit 13 ist Träumen mehr als erlaubt. Und warum sollten sie es nicht schaffen?
Die Anfänge liegen beim DSC Wanne und beim SV Wanne 11
Schließlich sind sie ja als Gruppe unterwegs, keine Einzelkämpfer. Birtner, Dogan und Schady sind in unterschiedlichen Schulklassen, aber gut befreundet. Birtner und Dogan machten schon ihre ersten Fußballer-Schritte gemeinsam beim DSC Wanne-Eickel. Schady nur wenig weiter entfernt beim SV Wanne 11.
Wenn nicht wie sonst vier Trainingseinheiten in der Woche anstehen, „dann spielen wir zusammen Fußball“, sagt Dogan mit einem Lächeln. Die drei sind gute Freude, aber auch Sportler – wenn auch junge, und die verlieren nicht gerne. Schon gar nicht gegen Kumpels. Neckereien sind vorprogrammiert. Am 26. November stehen sie sich im Derby gegenüber. „Wenn ihr verliert“, sagt Schady. „Sehen wir“, antwortet Dogan trocken, ordnet aber ein: „Wenn wir uns in der Schule sehen, ist es nicht so, wie wenn wir uns im Spiel begegnen.“
Die Drei können es auch gemeinsam. In der Schulmannschaft unter der Leitung von Lehrer Marcel Lange wurden sie 2021 Stadtmeister der Schulen und wurden als erste Herner Schule 2022 Regierungsbezirksmeister. An diese Erfolge wollen sie in einer höheren Altersklasse nun anknüpfen. Ihr eigentliches Ziel verlieren sie dabei aber nicht aus den Augen.
Den Grundsatz der NLZs haben sie schon verinnerlicht. Es geht mehr um die Entwicklung der Spieler als um Ergebnisse. Ja, Niederlagen tun weh und Siege machen Spaß, aber gerade in der U14 ist das nebensächlich. Die U19 des BVB und des S04 sind erfolgreich, können das mit Titeln belegen. Aber auch BVB-Trainer Mike Tullberg und Knappenschmieden-Urgestein Norbert Elgert haben mindestens ein Auge auf der Entwicklung ihrer Spieler und betonen das gerne und häufig.
Apropos, wie nah sind Bennet Birtner, Kuzey Dogan und Alexis Schady denn an den „Großen“ dran? Die Profis sehen sie ab und zu, auf Schalke beim Einzeltraining oder in Brackel bei den öffentlichen Einheiten. Ab und an gebe es ein High Five von U19-Spielern des BVB, die direkt neben Birtner und Dogan trainieren. Ein paar Stufen müssen sie noch steigen, um noch näher dran zu sein.
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Für eine kurze Einordnung sind sie nah genug dran und Fußball-Fan genug. Dortmunder Meisterschaft? Ein Lachen. Schalker Aufstieg? Gemurmel. Bochumer Klassenerhalt? Ja. Vielleicht können sie in einigen Jahren die Antworten auf diese Fragen selbst mitbestimmen.
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